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Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Titel: Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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herabreißen und auswringen zu können.
    Äleuis erwartete den Todesstoß, doch dieser blieb aus.
    Adain wandte sich dem riesigen Hund zu.
    Der König kam langsam wieder auf die Beine, aber er sah schmaler und schwächlicher aus als jemals zuvor. In dem Hund war mehr gewesen als nur der Hund. Alles, was der König in Jahren der kämpferischen Rituale aus der Wüste empfangen und nicht sofort an Eschennek und seinen verkrüppelten Garten weitergegeben hatte, alles, was sich in ihm anlagern konnte, auch Erfahrungen und Empfindungen, waren nun in Orogontorogon unter den Wolken.
    Für einen Moment kam dem König der Gedanke, dass der Dämon ihm den Hund absichtlich überlassen hatte, um ihn desto tiefreichender berauben zu können.
    Doch dem war nicht so.
    Adain hatte keinen Plan. Sie glaubte lediglich, dass es einen gab, Orisons Plan, den sie jedoch nicht kannte, nicht begriff. Deshalb war sie darauf angewiesen, Fragen zu stellen.
    »Orison?«, fragte sie. »Bist du hier irgendwo? Kannst du mich hören? Ich habe ein Blutopfer dargebracht, weil ich glaube, dass ein Blutopfer dir angemessen ist, aber ich bin, ehrlich gesagt, nicht sicher, ob ich auf der richtigen Fährte bin.« Sie lächelte hilflos und stützte sich sogar ein wenig auf Die Stimme . Es mochte sein, dass Bakenala aus reiner Unübersichtlichkeit einen Stich abbekommen hatte von irgendeinem Beschnittenen , der einfach nur irgendetwas Schneidendes vor sich gehalten hatte, um seinen eigenen unvermeidlichen Tod hinauszuzögern.
    »Ich bin nicht Orison«, grollte eine Stimme, die wie Donner rumpelte und auch aus der Richtung kam, aus der man Donner vermutet hätte. »Aber ich bin befugt, für ihn zu sprechen.«
    Adain legte den Kopf in den Nacken, um hinaufschauen zu können. »Bist du das, Orogontorogon? Oder bilde ich mir ein, der Himmel spricht zu mir?«
    »Ich bin es«, nickte der große rote Hund. »Auch wenn ich nicht Orogontorogon bin. Zumindest nicht mehr ganz. Ich bin eine Erinnerung an ihn. Ein liebevoller Traum. So groß sah er sich selbst wahrscheinlich.«
    »Und jetzt kannst du sprechen?«
    »Das von dir vergossene Blut entspricht meiner Farbe. Du hast den richtigen Schlüssel verwendet. Was möchtest du erfahren?«
    Die absurde Gesprächssituation zauberte schon wieder ein Lächeln auf Adains Gesicht. Der aufrecht gehende, feuerrote Hund war mindestens dreißigmal größer als sie und stand einfach da und sprach mit bleckenden Zähnen und modulierenden Lefzen, während seine Kniegelenke unwirklich flimmerten.
    »Was als Nächstes?«, fragte Adain. »Muss ich wirklich den hübschen König töten?«
    Der Hund schüttelte den Kopf, sodass neuer Wind bis zu ihr hinabrauschte. »Er ist ein Nachfolger von König Turer, der hier an dieser Stelle von Orison getötet wurde. Es wäre ein Symbol für die Versöhnung zweier angrenzender Länder, wenn du dich mit ihm vereinigen könntest.«
    »Das soll mir ein Vergnügen sein.« Adain lächelte mit einem anzüglichen Seitenblick zu Paner Eleod, der dem ganzen Geschehen nun nur noch wie ein Bühnenstatist beizuwohnen schien. »Wie kann ich Orison wieder zurückholen?«
    »Möchtest du das denn wirklich?«, fragte der Hund prüfend.
    »O ja. Er war mein König. Unser aller König! Ich fühle mich wie ein Stäubchen in der Wüste ohne ihn.«
    Der Hund beugte sich ein wenig herab, um in ihrem Gesicht nach Spuren von Spott zu fahnden. Seine braunen Hundeaugen verengten sich dabei wie die eines Menschen. Schließlich lachte er dröhnend auf und ging in einer rauschenden Bewegung in die Hocke. Nun war er nur noch fünfzehnmal so hoch wie Adain. »Kein Wunder«, sagte er. »Der andere König, Turer von Coldrin, war übrigens ein Insekt, wusstest du das? Nicht, dass für einen wie mich ein allzu großer Unterschied besteht zwischen einem besonders großen Insekt und einem Menschen, aber für dich ist es vielleicht interessant, das zu erfahren.«
    »Ich will Orison wiederhaben.«
    »Den König oder das Land?«
    »Beides.«
    »Es ist einfach. Du bist der Wiederkehrer .«
    »Ja. Das bedeutet, dass ich immer wiederkehren kann. Aber ich kann nicht andere zum Leben erwecken.«
    »Doch. Indem du deine Gabe von dir wirfst.«
    »Und dann? Sterbe ich, weil dieser Körper verwundet wurde?«
    »Das ist die letzte Lektion«, grollte der riesenhafte Hund. »Was euch Dämonen fehlt, ist der Respekt vor dem Leben, vor dem Tod. Ihr kennt nur die überschäumende Freude des Daseins, ohne Berücksichtigung sämtlicher Verluste links und

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