Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten
die Zähne zeigten. Sie sprang hindurch, als sich eine winzige Lücke bot, und zog sich über die Zungenspitze nach drinnen.
Der Körper des Königs war anders als der von Bakenala. Innen wie ein Palast, entgegen seines Glaubens alles andere als bescheiden. Jede einzelne Sehne, jedes Gefäß darauf hin entwickelt, der perfekte Streiter für die Sache der Menschen und der Rekamelkish zu sein. Hier war unglaublich viel Platz, ganze Wiesen und Wälder breiteten sich hier aus. Sogar Orogontorogon war da: mit halb geöffneter Schnauze und heraushängender Zunge blickte er Adain erwartungsvoll entgegen. Adain richtete sich auf und aus und übernahm.
Der König hielt mitten im Schlag inne. Sein Gesicht verzog sich zu einem geringschätzigen Grinsen, das ganz entfernt an Adains ersten menschenähnlichen Körper erinnerte, den mit den langen Haaren und der männlichen Brust.
Dann stach Koaron zu.
Es war ihm gelungen, um den Körper des Königs herumzugreifen und an Die Stimme zu gelangen. Behutsam, aber nichtsdestotrotz geschwind, fingerte er die lange Doppelklinge aus Adains Gürtelschlaufe, mühte sich mit ihrem Gewicht, nahm aber all seine Kräfte zusammen, holte aus und rammte sie dem dunkelhäutigen König von oben zwischen die Schulterblätter in den Leib.
Adain schrie durch Paner Eleods Mund. Orogontorogon kläffte hysterisch und sprang dabei im Kreis.
Im Fallen wandte sich Adain zum Königsmörder hin um, der die Klinge wieder heraus- und an sich gerissen hatte. Koaron stand über ihm, breitbeinig schnaufend, die viel zu schwere Klinge auf dem Glasboden abgestützt. Sein Schiffsmädchen drückte ihm anerkennend die Schulter und kümmerte sich anschließend vollkommen sinnlos um Bakenalas Kadaver.
»Koaron … du Idiot … es … war alles … perfekt … ich … hatte … doch … seinen Körper!«, ächzte der Dämon, der nun erstmals als ein Mann starb, wehleidiger, wenngleich von größeren Gesten untermalt als eine Frau.
Die Menschen waren so dumm, allesamt, genau genommen verdienten sie es gar nicht zu überleben.
Adain sprang abermals, gleichzeitig mit Orogontorogon, der nun ebenfalls hinauswollte aus dem sterbenden Palast. Die beiden rempelten sich an und behinderten sich gegenseitig. Adain verfehlte den vor der Beschimpfung zurückweichenden Koaron und wehte irgendwo über Sand, während Orogontorogon zwar ins Freie kam, aber dort, körperlos, in Panik geriet. Koaron spürte, dass sich irgendetwas Eigenartiges vor ihm abbildete. Instinktiv schlug er abermals mit Die Stimme zu, was schwer genug war. Dabei schrie er vor Anstrengung. Orogontorogon wusste sich nicht anders zu helfen: Er hangelte sich an der wischenden Schwertklinge entlang und schlüpfte durch die Poren von Koarons Hand in Sicherheit. Es war ihm, weil er nur das Echo eines echten Dämons war, nicht gegeben, einen Körper zu übernehmen. Er konnte sich lediglich als Gast in einem einnisten.
Koaron sah seine Sicht sich kurz röten, dann klärte sich alles. Er fühlte sich wilder und kräftiger denn je, er wollte das schwere Schwert wirbeln, und er hatte Lust auf Voy, jetzt sofort.
Adain zitterte körperlos. Hätte es Wind gegeben, wäre er jetzt zerstreut worden. Aber der Wind war ja verstorben. Der Dämon hatte plötzlich Mitgefühl mit Bakenala. So ähnlich musste es ihr ergangen sein, als er sie vor Witercarz aus ihrem Körper gerempelt hatte. Und der Kirrer Hausfrau ebenfalls. Und dem König! War der König auch noch hier irgendwo, im wahrsten Sinne fassungslos mit anschauend, wie sein über Jahre zur Makellosigkeit modellierter Körper verendete?
Da war immer noch dieser Wunsch in Adain, sich mit dem König zu vereinen.
»König Paner?«, fragte sie stimmlos ins Nichts. »König Paner?«
Es gab keine Antwort.
Es gab keinen Körper mehr in unmittelbarer Nähe. Voy war zu weit weg, Koaron eilte gerade zu ihr hin. Der Königsleib war tot. Alle anderen ebenfalls. Adain spürte, wie der leere Raum um sie herum sie dazu zwang, sich zu verteilen, bis nichts mehr übrig war von ihr. In diesen Momenten wurde sie Orison sehr ähnlich.
Und erinnerte sich dadurch erst an den Grund ihrer vorherigen Meditation: das Wiederkehren aufzugeben.
Sie gab das Wiederkehren auf.
Es war ein Wunsch, den die am Tage nicht sichtbaren Städte des Himmels ihr erfüllten. Sie akzeptierte den Tod und das Nichts, das Vergessen, das Aussterben der Dämonen, den Endpunkt aller Zukunft. Wenn dies noch immer ein Krieg war, ein Krieg der Menschen gegen die
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