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Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Titel: Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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rannten irgendwohin, nur fort. Die Psells bemerkten das Schiff nicht. Sie besaßen keine Hälse, um die Köpfe nach oben zu drehen. Der riesige Hundedämon interessierte sich nicht für das Schiff. Der im Vergleich winzige zweigeschlechtliche Dämon namens Adain auch nicht.
    Die Miralbra Vii schlug zehn Schritt hinter Adain auf und überschüttete sie mit explodierendem Sand. Trümmer aus Holz und Eisen zischten als verbogene Querschläger umher. Schrapnell pfeifte durch die Nacht und sah im Mondlicht wie glühend aus. Die Masten überspannten sich wie brechende Hochsprungstäbe. Segeltuch riss und schaufelte Dünen. Drei der Psells wurden durchbohrt, halbiert, in Fetzen gerissen. Voy entging einer rotierenden Fockrah nur um Haaresbreite. Jitenji wurde von einem umherfliegenden Eimer am Gesäß getroffen, aber das ließ sie nur nach vorne in den Sand fallen, ohne weitere Schäden zu verursachen. Kapitän Renech sah sich von Kabinensplittern umrahmt wie ein Legendenbildnis. Er zerknirschte Sand zwischen den Zähnen, weil es sein Schiff war, das da verging. Der Geruch von Kartoffelsuppe mit Fischwürstchen tränkte alles.
    Adain wurde von kleinerem Holz gestreift, schüttelte sich den Sand aus dem Haar und ging weiter auf den roten Großen zu. »Orogontorogon«, wiederholte sie. »Das bist du nicht selbst, oder doch? Bist du so sehr gewuchert? Kannst du sprechen?«
    Der rote Große hechelte. Er blickte auf den kleinen Dämon hinab. Dann senkte er sich auf ein Knie und beugte sich vor, um Adain beschnuppern zu können. Gilgel nutzte diese Gelegenheit, um von der Brust überzuwechseln auf das Knie und über die Wade abwärts zu klettern.
    Adain berührte die Nase des Kolosses. Sie war nicht feucht wie die eines Hundes. Sie fühlte sich eher wie sonnengebackener Sand an. In der Dunkelheit war das nicht gut zu erkennen, aber es sah aus, als würde das riesige Untier flackern und seine Konturen verlieren. Noch immer strömten Weißwasser und Rauch aus etlichen Wunden. Noch immer duftete es geradezu betörend nach weißem Flieder.
    »Ihr seid mehr als nur Erinnerungen«, stellte Adain für sich fest. »Ihr seid Essenzen. Bestandteile der Wüste. Begleitumstände des Endes. Verloren gegangene Nachwirkungen. Habe ich dich gerufen, unbewusst, um nicht alleine in die Welt zu gehen? Aber warum ausgerechnet dich? Ich habe von dir gehört, weil du in Orisons Rat der Lauteste und Unbeugsamste warst. Aber befreundet oder verbunden waren wir nie. Und was hatte es mit dem Schiff auf sich, hm? Hat ein solches oder ein ähnliches dir einmal Unglück gebracht? Kannst du mir nicht antworten, Orogontorogon? Bist du mehr Hund jetzt als den Menschen ähnlich? Bist du überhaupt noch ein Dämon oder nur noch ein herumtollendes Tier der Wüste?«
    Der Wüstendämon atmete ruhig. Sein Fell schien zu Qualm zu werden. Die Nacht wurde dichter rings um den massigen Körper. Adain atmete, badete geradezu im Flieder. Die Psells gerieten in Verzückung. Waren sie vorher noch instinktiv dem größeren Ungeheuer ausgewichen, drängten sie sich nun näher heran, aalten sich in seinen Ausdünstungen. Sie wirkten trunken, einige wälzten sich am Boden, zwei sahen aus, als würden sie sich ebenfalls auflösen, so sehr irisierten ihre Umrisse.
    Für ein paar Momente schienen die leuchtenden Städte des Himmels in sandigem Nebel ertränkt zu werden. Dann war der Gigant verschwunden. Zerflossen zur Finsternis unter dem nun wieder gesprenkelten Bauchfell des Himmels.
    Die Menschen waren noch immer in Panik. Krabbelten, umgeschubst von der Druckwelle des Einschlags, hierhin und dorthin wie Salamander. Die Psells witterten dem Fliederduft hinterher, stiegen übereinander und rempelten sich, um möglichst viel des köstlichen Aromas in sich anreichern zu können. Es kam Adain so vor, als würden sie dadurch wachsen, an Gewicht, an Bedeutung gewinnen.
    Sie spürte tausend winzige rote Hunde über ihre eigenen Arme aufwärts laufen und in den weichen Falten ihrer Achselhöhlen verschwinden. »Ich verstehe«, sagte sie leise und sanft. »Du kannst jetzt also bei mir sein.« Sie wandte sich den hektischen Psells zu. Es waren nur noch elf. Einer von ihnen hatte sich tatsächlich aufgelöst, die Konturen des anderen, der vorhin in Auflösung begriffen war, wirkten noch immer aufgeschwemmt und verwaschen. Dieser eine schien sich nun als Anführer der anderen zu fühlen, denn er unterschied sich von ihnen und schob sich vor sie.
    »Und?«, fragte Adain herausfordernd. Sie

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