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Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Titel: Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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zerbrechen.
    Sie beschloss abzuwarten.
    Drei weitere Stunden verstrichen.
    Der Kapitän hatte sich einen Stuhl herbeigezogen und schlief röchelnd im Sitzen. Sein ausladender Dreispitzhut verdeckte sein Gesicht.
    Jitenji und Glai verständigten sich darauf, dass auch Glai dringend eine Pause brauchte. Aber wer sollte Glais Platz einnehmen? Weder Jitenji noch Gilgel besaßen den Rosenduft, der die Mannshohen so verzückte. Also fiel die Wahl auf Koaron. Jitenji stieg mit Koaron hinab und wies ihm seine Aufgaben als Steuerfrau zu. Gilgel kletterte inzwischen hinauf zu Adain.
    »Kein Auge konnte ich zutun deinetwegen, Schlunddämon«, zischte Gilgel. »Wenn ich die Seile über dir kappen würde – könnte der Sturz dich zerschmettern?«
    »Womöglich. Aber ich bezweifle, dass ein Zerschmettertsein mein Ende wäre.«
    »So bist du zu allem Übel noch unsterblich?«
    »Früher«, sagte Adain versonnen, »nannte mein König mich einen Wiederkehrer .«
    Gilgel schwieg verbissen. »Was wiederkehrt, kann auch immer wieder aufs Neue getötet werden«, raunte er schließlich.
    »Womöglich«, sagte Adain erneut. Es gefiel ihr, ihn zu reizen.
    Sie war so genügsam gewesen, so viele, viele Jahre lang. Anfangs, als der Mahlstrom kollabierte und alle Dämonen sich darum balgten, so viel freigesetzte Lebenskraft wie nur möglich in sich hineinzustopfen, um sich einen großen und starken Körper zu formen, hatte Adain sich sogar zurückgehalten. Sie war so lange ohne Körper gewesen, die endlose Kreisbewegung des Dämonenwirbels hatte ihr jeden eigenen Antrieb ersetzt. Doch jetzt, inmitten dieser gierigen, schwitzenden, lüsternen, zappeligen Menschen genoss sie die Maßlosigkeit, das Aufwiegeln, das Überschäumen der Gefühle und Lebensäußerungen. Jeder einzelne Mensch war wie ein Dämonenmahlstrom, und jeder einzelne dieser Dämonenmahlstrome konnte detonieren und dabei Lebenskraft freisetzen. Das hatte auch der fleischliche Akt bewiesen, den sie mit dem Schiffsarzt geteilt hatte. Nun war sie neugierig darauf, Menschen bis zum Äußersten zu treiben. Und danach diejenigen kennenzulernen, die sich die Bescheidenen nannten, weil diese vielleicht so waren wie sie früher und etwas wussten und sich bewahrt hatten, was sie schon wieder im Begriff war zu vergessen.
    Jitenji war wieder in den Wanten. Koaron versah seinen Dienst als Steuerfrau mit Würde. Er hatte ein wenig schlafen können vorher, und nun war er sich der Ehre dieser bedeutsamen Aufgabe bewusst. Gleichzeitig bemitleidete er Tibe, die unersetzbar war mit ihren Fähigkeiten und die sich deshalb keine Ruhepause gönnen konnte, bis sie in der Stadt ankamen. Ihre wenigen Zeichen zur Kurskorrektur kamen deutlich und rechtzeitig. Sie gab ihm Spielraum, Fehler zu machen, aber er machte keine. Er fragte sich nur immer, ob der Kapitän ihm das Steuern erlaubt hätte, wenn er nicht eingeschlafen wäre. Wahrscheinlich hätte er ihn lieber zum Sandschippen oder zum Tellerwaschen verdonnert.
    Voy kam zu ihm, erfreut über die Abwechslung an Deck.
    »Der Große war schrecklich groß«, sagte sie, um überhaupt etwas zu sagen. »Aber er war auch schön. Auf eine schreckliche, große Weise.«
    »Hmm.« Koaron unterdrückte ein Stör mich nicht , das in ihm aufwallen wollte. Sie war ausgesprochen niedlich, aber es war typisch für sie, dass sie nicht mal mitbekommen hatte, dass er Kopf und Kragen riskiert hatte, um sie aus den Fängen des Gäus zu retten.
    »Du bist jetzt die neue Steuerfrau?«, fragte sie überflüssigerweise, legte den Kopf schief und lächelte noch schiefer. Im Schein einer Deckslaterne sah sie vollkommen golden aus.
    »Stör mich nicht«, sagte er. Und damit war auch diese Begegnung zwischen Voy und Koaron zu Ende.
    Kapitän Renech schlief im Sitzen. Er träumte von seiner Harpune, aber er war die Harpune, und jemand anderes schleuderte ihn. Es war sehr verwirrend, deshalb röchelte und schmatzte er im Schlaf.
    Auch Glai, die den sich nähernden Großen vielleicht hätte spüren können, schlief. Sie träumte von dem Mann, in den sie verliebt war, einem Meeressammler, den sie nun schon seit gut zwei Monaten nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte. Sie träumte von seinen Zärtlichkeiten, die fremdartig waren, verwirrend und aufwühlend, als liebkoste er nicht sie, sondern sein innig geliebtes Meer.
    Adain spürte, dass der Große zu rennen begann. Es fühlte sich an wie ein Tritt in ihrem Inneren.
    »Wir müssen runter«, sagte sie erst leise zu sich, dann, als sie

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