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Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Titel: Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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alten Karten und Urkunden zufolge – nachweislich auf dem Gebiet des Sechsten Baronats, aber sämtliche von der Hauptstadt hastig angeordneten Schlichtungsmessungen erwiesen sich angesichts der instabilen Natur der Brüchigen Berge als unerwartet schwierig und uneindeutig. Es kam zu Unfällen, Täuschungen, Fehlleistungen und Vertuschungsmanövern. Der Konflikt, dem schon einige vorwitzige Forscher, überforderte Landvermesser und begleitschützende Soldaten und Hauptschlösser zum Opfer gefallen waren, spitzte sich zu, als die Aztreber behaupteten, ein Icrivavezer hätte ein uraltes Geheimnis bei der Herstellung und Einfärbung der Korallenketten an die konkurrierenden Akjaner der Westküste verraten. Wütende Seefahrer aus Aztreb fielen über Icrivavez her, und angetrunkene Seefahrer aus Icrivavez taten es ihnen nach. In beiden Städten brannten oder schwelten zumindest Hafengebäude. In beiden Städten gingen Fenster zu Bruch. In beiden Städten wurde mindestens eine sich unvorsichtig des Nachts in der Hafengegend herumtreibende Frau belästigt oder sogar unsittlich begrabscht. Danach geriet die Situation vollends außer Kontrolle. Man bewaffnete sich auf beiden Seiten mit allem, was die Handwerkskammern und Fischerhütten hergaben. Beide Städte bekriegten sich sowohl zu Wasser als auch zu Lande eine volle Woche lang, und auch die Städte Vakez, Cilsdokh und Kurkjavok schickten mit Schnitzmessern und Echsenwalharpunen bewaffnete Abordnungen ins zunehmend unübersichtlicher werdende Feld. Ziemlich genau auf der Grenzlinie südlich der Brüchigen Berge kam es zu einer unerbittlich geführten Schlacht, die – kurz bevor sie in die Ungeheuerlichkeit eines offen ausgetragenen Lebendkannibalismus ausarten konnte – von aus der Hauptstadt vom König entsandten Truppen vehement unterbunden wurde. Dieser zwar kurze, aber mit erschreckender Härte geführte Konflikt, der möglicherweise aufgrund der andauernden Konkurrenz in der Korallenkettenherstellung schon seit Langem geschwelt und nun nur einen billigen Anlass gefunden hatte, kostete am Ende beinahe zweihundert vormals friedliebend scheinenden Menschen das Leben.
    Beide Baronate, das Siebte und das Sechste, wurden zu gegenseitigen Entschädigungszahlungen und -leistungen verurteilt. Manche behaupteten, dass dadurch die gegenseitigen Abneigungen, Vorwürfe und Schuldzuweisungen in den Köpfen der Betroffenen wachgehalten wurden. Aber im Großen und Ganzen ging alles erstaunlich gut. Die Menschen aus Aztreb und Icrivavez und den übrigen Städten und Schlössern der beiden Baronate verschlossen den Zorn und den Rachedurst tief in ihren Herzen, Gedichten und Liedern, gingen wieder ihren Handwerken nach und konzentrierten sich auf ihre Lehenspflichten gegenüber ihrem König. Zweihundertundfünfzig Jahre lang blieb alles ruhig.
    Dann brach ein neuer Krieg aus, viel weitreichender und folgenschwerer als der, der sich ausschließlich auf die Südküste beschränkt hatte. Denn diesmal entbrannte der Streit nicht zwischen dem Siebten und dem Sechsten, sondern zwischen dem Sechsten und dem gesamten übrigen Land. Dämonen waren im Spiel, mindestens zwei. Sie versetzten durch einen komplizierten Prozess der Entfesselung das in neun Baronate untergliederte Land Orison in einen Strudel sinnloser Gewalttätigkeiten. Die beiden Städte Aztreb und Icrivavez jedoch blieben verhältnismäßig ungeschoren, denn die Kampfhandlungen bewegten sich eher in die östlichen und schließlich auch in die nördlichen Baronate hinein, wo sie sich langsam festfuhren und zum Erliegen kamen.
    Der Krieg endete, als sämtliche Parteien ihrer Anführer beraubt waren. Eine verhältnismäßig unbescholtene Offizierin einer der vielen Armeen kürte sich selbst zur neuen Königin. Zwanzig Jahre lang erholten sich anschließend das Land und seine Bewohner.
    Dann jedoch brach von Neuem das Unheil über das neungeteilte Land Orison herein. Mehr als 100000 Dämonen quollen aus dem Dämonenschlund und überzogen das Land mit Feuer, Vernichtung und Tollwut. Obwohl das Hauptheer der Dämonen sich vom Schlund aus nach Norden, auf die Hauptstadt zubewegte, spalteten sich rund 10000 undisziplinierte Dämonen ab und fielen über den Süden her. Die Städte Aztreb und Icrivavez, die so lange als stolze Zwillinge ihren tiefverwurzelten Groll aufeinander bewahrt hatten wie einen dunkel lodernden Schatz, den es einen fernen Tages vielleicht zur Wiederherstellung eines überlieferten Stolzes auszugraben galt, wurden

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