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Die Dämonen ruhen nicht

Die Dämonen ruhen nicht

Titel: Die Dämonen ruhen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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in ihrem eigenen Drucker benutzt. Es könnte sogar passieren, dass die Verteidigung ihr unterstellt, sie selbst habe den Chandonne-Brief geschrieben und an ihre eigene Adresse geschickt.
    Sie musste sich schon weitaus absurdere Anschuldigungen anhören, da macht sie sich nichts vor. Einmal verdächtig, immer verdächtig. Weil man ihr in der Vergangenheit so viele berufliche, juristische und moralische Verfehlungen vorgeworfen hat, würde jemand, der es darauf anlegt, immer etwas finden, wenn er nur lange genug sucht.
    Rose steckt den Kopf in Scarpettas Büro. »Wenn Sie nicht gleich losfahren, verpassen Sie wieder Ihren Flug.«

65
    Einen Kaffee auf der Straße zu trinken, ist eine alte Gewohnheit, die für Jaime Berger eine kleine Flucht aus dem Chaos bedeutet.
    Sie nimmt ihr Wechselgeld von Raul entgegen und bedankt sich. Er nickt, ist in Gedanken schon beim nächsten Kunden in der langen Warteschlange hinter ihr und fragt sie, ob sie Butter möchte, obwohl sie die Butter in all den Jahren, die sie seinen Kiosk in der Centre Street gegenüber der Staatsanwaltschaft besucht, stets abgelehnt hat. Mit ihrem Kaffee und dem üblichen kohlehydratreichen Mittagessen, bestehend aus einem Bagel - diesmal mit Mohn - und zwei Päckchen Philadelphia-Streichkäse, alles in einer weißen Papiertüte, die auch eine Serviette und ein Plastikmesser enthält, schlendert sie davon. Das Mobiltelefon an ihrem Gürtel vibriert wie ein stechendes Insekt.
    »Ja«, meldet sie sich und bleibt auf dem Gehweg vor dem Granitgebäude der Staatsanwaltschaft stehen. Es befindet sich unweit vom Ground Zero, wo Jaime am 11. September 2001 zufällig aus dem Bürofenster blickte, als das zweite Flugzeug ins World Trade Center stürzte.
    Die Lücke am Ufer des Hudson hat auch in Jaime ein Loch hinterlassen. Wenn sie in die leere Luft auf etwas starrt, das nicht länger existiert, fühlt sie sich älter, als sie mit ihren achtundvierzig Jahren ist. Mit jedem vergangenen Abschnitt in ihrem Leben hat sie einen Teil von sich unwiederbringlich verloren.
    »Was machst du gerade?«, fragt Lucy. »Ich höre Straßenlärm, also befindest du dich mitten im Gewühl aus Cops, Anwälten und Verbrechern, die normalerweise ums Gericht herumwimmeln. Wie schnell kannst du in der Upper East Side sein, wo noch Zivilisation herrscht?«
    Wie immer lässt Lucy Berger nicht zu Wort kommen, bis es zu spät zum Neinsagen ist.
    »Du hast doch keinen Gerichtstermin, oder?«
    Berger bestätigt das. »Wie ich annehme, soll ich mich gleich auf den Weg machen.«
    Realistisch betrachtet bedeutet gleich eher in einer Dreiviertelstunde, was am zäh fließenden Verkehr liegt. Deshalb ist es fast ein Uhr mittags, als Berger mit dem Lift zu Lucys Büro im zwanzigsten Stock hinauffährt. Die Aufzugtüren öffnen sich, und sie steht in einem mit Mahagoni ausgestatteten Empfangsbereich, wo an der Wand hinter der geschwungenen Glastheke in Messingbuchstaben die Worte Infosearch Solutions stehen. Es gibt keinen Warteraum für Besucher, und neben der Theke befinden sich zwei Türen aus Milchglas. Die linke entriegelt sich elektronisch, als sich die Aufzugtüren schließen. Eine unsichtbare Kamera im Kronleuchter nimmt Berger und jedes Geräusch, das sie von sich gibt, auf, sodass man es in allen Büros auf Platinbildschirmen betrachten kann.
    »Du siehst zum Fürchten aus. Aber eigentlich zählt ja nur, wie ich aussehe«, sagt sie spöttisch, als Lucy sie begrüßt.
    »Du bist eben fotogen«, witzelt Lucy wie so häufig. »Du hättest Karriere in Hollywood machen können.«
    Berger ist dunkelhaarig und hat markante Gesichtszüge und hübsche Zähne. Sie ist stets makellos gekleidet und trägt Bürokostüme mit teuren Accessoires. Auch wenn sie sich selbst nicht für eine Schauspielerin hält, spielt jeder gute Staatsanwalt in Verhören und im Gerichtssaal gewissermaßen Theater. Eine der geschlossenen Mahagonitüren öffnet sich, Zach Manham gesellt sich, einen Stapel CDs in der Hand, zu ihnen.
    »Folge mir unauffällig in meine Gemächer«, meint Lucy zu Berger. »Es ist etwas passiert.«
    »Wir haben ein richtiges Problem«, fügt Manham ernst hinzu. »Wie geht es, Boss?« Er schüttelt Berger die Hand.
    »Sie vermissen wohl die gute alte Zeit?« Obwohl Berger ihn angrinst, straft ihr Blick die lockere Art Lügen.
    Dass Manham nicht mehr zu den Detectives bei der Staatsanwaltschaft - ihrer A-Mannschaft, wie sie es nennt - gehört, tut immer noch weh. Auch wenn es die beste Lösung war und

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