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Die Dämonen ruhen nicht

Die Dämonen ruhen nicht

Titel: Die Dämonen ruhen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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sie seit ihrer Abreise aus Florida in verschiedenen Flugzeugen getragen hat. Der Hosenanzug ist schwarz; gestern Abend hatte sie nach ihrem Abschied von Lucy endlich Zeit, ihn in ihrem Zimmer im New Yorker Melrose Hotel zu bügeln. Lucy hat keine Ahnung, wo sich ihre Tante jetzt befindet. Wenn Scarpetta es erwähnt hätte, hätte Lucy versucht, sie aufzuhalten, oder darauf bestanden, sie zu begleiten. Scarpetta ist das Risiko eingegangen, nach Westen aufzubrechen, ohne einen Termin zu vereinbaren. Sie hatte keine Wahl, als nach ihrer Landung in Houston die Strafanstalt anzurufen. Ihre Zuversicht, dass Chandonne bereit sein würde, sie zu sehen, wurde belohnt, wodurch sie zu der unangenehmen Erkenntnis gelangte, dass sie auf seiner Besucherliste steht. Allerdings hat sein schlechter Scherz zumindest einen positiven Nebeneffekt. Sie ist hier. Und vielleicht ist es sogar das Beste, dass er so weniger Zeit hatte, sich auf ihren Besuch vorzubereiten.
    Nachdem das Wachpersonal Scarpettas Ausweis kontrolliert hat, führt Miss Gittleman sie durch eine Reihe knallender Stahltüren und durch einen Garten mit Picknicktischen und Sonnenschirmen, die offenbar für die Mitarbeiter gedacht sind. Man lässt sie fünf Türen mit elektronischen Schlössern passieren; der Fußmarsch ist kürzer, als Scarpetta lieb ist. Denn inzwischen ist sie zu dem Besorgnis erregenden Schluss gelangt, dass sie nicht hätte herkommen dürfen. Chandonne führt etwas mit ihr im Schilde, und sie wird diesen Besuch noch bereuen, da er auf diese Weise kriegt, was er will, während sie sich zum Narren macht.
    Ihre Schritte hallen laut durch den Besucherraum, und sie ist sich ihres Aussehens deutlich bewusst, als sie über den glänzenden Fliesenboden geht. Da die Auswirkungen von Kleidung und Verhalten auf die Psyche für sie eine wichtige Rolle spielen, findet sie, dass ihr heutiger Auftritt gar nicht zu ihr passt und sogar peinlich ist. Ihr wäre es lieber gewesen, makellos gepflegt und in einem Geschäftskostüm - am besten mit Nadelstreifen - hier zu erscheinen; dazu eine weiße Bluse mit Manschettenknöpfen. Sie ahnt zwar, dass die Herstellung von Hierarchie durch Kleidung diesem Schwein, das versucht hat, sie umzubringen, nicht unbedingt die richtige Botschaft vermitteln würde - doch sie selbst hätte sich dadurch weniger angreifbar gefühlt.
    Ihr werden die Knie weich, als sie Jean-Baptiste Chandonne in Kabine 2 sitzen sieht. Glatt rasiert, sogar an Händen und Kopf, hat er es sich hinter der Scheibe gemütlich gemacht, trinkt Pepsi, verspeist ein Schokoladeneclair und tut so, als wäre sie nicht vorhanden.
    Sie starrt ihn unverhohlen an, weigert sich, sein Spiel mitzumachen, und ist erstaunt, dass er sich rasiert und weiß gekleidet hat. Er ist zwar immer noch hässlich, wirkt aber ohne seine langen, gewellten Flaumhaare, die ihm bei ihrer letzten Begegnung in schmutzigen, verfilzten Fransen ins Gesicht hingen, fast normal. Er trinkt einen Schluck Pepsi und leckt sich die Finger, als Scarpetta ihm gegenüber Platz nimmt und zum Telefon greift.
    Chandonnes asymmetrische Augen huschen umher, und er schenkt ihr sein Barracudalächeln. Seine Haut ist weiß wie Pergament. Sie bemerkt seine durchtrainierten, muskulösen Arme und stellt fest, dass er die Ärmel seines weißen Hemds abgerissen hat. Und dann sieht sie die grässlichen Haare, die aus den Armlöchern und dem Halsausschnitt ragen. Offenbar hat er nur die Körperstellen rasiert, die nicht von Kleidung bedeckt werden.
    »Wie nett«, sagt sie kühl in den Hörer. »Sie haben sich für mich herausgeputzt.«
    »Aber natürlich. Es ist reizend von Ihnen, zu kommen. Ich wusste, dass Sie es tun würden.« Seine milchigen Augen scheinen nichts wahrzunehmen, als sie sich kurz auf sie richten.
    »Haben Sie sich selbst rasiert?«
    »Ja. Heute. Nur für Sie.«
    »Ziemlich schwierig, wenn man nichts sieht«, gibt sie mit ruhiger, kräftiger Stimme zurück.
    »Ich brauche zum Sehen keine Augen.« Er fährt mit der Zunge über einen kleinen, scharfen Zahn und greift nach der Pepsi. »Was halten Sie von meinem Brief?«
    »Was soll ich denn davon halten?«
    »Natürlich sollen Sie denken, dass ich ein Künstler bin.«
    »Haben Sie das Schönschreiben im Gefängnis gelernt?«
    »Ich hatte schon immer eine schöne Schrift. Als meine Eltern mich als unschuldigen petit garcon in den Keller verbannten, hatte ich sehr viel Zeit, mein Talent zu entwickeln.«
    »Wer hat den Brief für Sie abgeschickt?« Scarpetta

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