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Die Dämonen ruhen nicht

Die Dämonen ruhen nicht

Titel: Die Dämonen ruhen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Sie beugt sich näher zur Scheibe vor. »Ich weigere mich, Ihnen als Vorlage zur Selbstbefriedigung zu dienen und mir Ihr Gequatsche weiter anzuhören. Es interessiert mich nicht. Und es ist mir auch egal, ob Sie mich nackt gesehen haben. Glauben Sie, Sie könnten mich einschüchtern, indem Sie hier Ihre Abenteuer als Spanner oder Ihre Meinung über meinen Körper ausbreiten? Denken Sie, es kümmert mich, ob Sie meinetwegen blind sind? Schließlich haben Sie ja versucht, mich mit einem gottverdammten Hammer zu erschlagen!«
    Plötzlich dreht Jean-Baptiste sich zum Maschendraht hinter sich um.
    »Wer ist da?«, flüstert er.
    Scarpetta legt den schwarzen Telefonhörer auf und geht davon. »Wer ist da!«, schreit er.

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    Jean-Baptiste hat ein Faible für Handschellen.
    Die dicken Stahlbänder um seine Handgelenke sind mit magnetischer Kraft aufgeladene Ringe. Macht durchströmt ihn. Inzwischen ist er wieder ganz ruhig und sogar in Plauderstimmung, als die Wachmänner Abrams und Wilson ihn durch die Flure führen. An jeder Stahltür bleiben sie stehen, halten ihre Dienstausweise hoch und zeigen ihre Gesichter im Glasfenster. Dann entriegelt der Wachmann auf der anderen Seite das elektronische Schloss, und die Reise geht weiter.
    »Sie hat mich sehr aufgeregt«, sagt Jean-Baptiste mit leiser Stimme. »Ich bedaure meinen Ausbruch. Sie hat mir das Augenlicht genommen, und jetzt weigert sie sich zu sagen, dass es ihr Leid tut.«
    »Ich weiß nicht, warum sie einen Haufen Scheiße wie Sie überhaupt besucht hat«, merkt Officer Abrams an. »Wenn jemand das Recht hat, sich aufzuregen, dann doch eher sie, nach allem, was Sie ihr antun wollten. Ich habe darüber gelesen und weiß, was für ein mieser Typ Sie sind.«
    »Jetzt bin ich innerlich ganz ruhig«, entgegnet Jean-Baptiste bescheiden. »Aber mir ist übel.«
    Die Wachmänner bleiben an einer weiteren Tür stehen, wo Abrams seinen Dienstausweis ins Glasfenster hält. Sie gehen weiter. Jean-Baptiste wendet das Gesicht ab, starrt zu Boden und sieht keinen der Wachmänner an, die sie immer tiefer ins Innere des Gefängnisses vorlassen.
    »Ich esse Papier«, gesteht Jean-Baptiste. »Das ist eine Marotte von mir. Und heute habe ich viel Papier gegessen.«
    »Haben Sie sich selbst Briefe geschrieben?«, höhnt Abrams. »Kein Wunder, dass Sie so viel auf dem Klo sitzen.«
    »Das ist wahr«, sagt Jean-Baptiste. »Doch diesmal ist es schlimmer. Ich fühle mich schwach und habe Bauchschmerzen.«
    »Das geht vorbei.«
    »Keine Sorge. Wenn nicht, bringen wir Sie auf die Krankenstation.« Diesmal antwortet Officer Wilson. »Dort kriegen Sie dann einen Einlauf. Das gefällt Ihnen sicher.«
    In Zellenblock A hallen die Stimmen der Häftlinge vom Beton und vom Stahl wider. Der Lärm ist nervenzermürbend, und Jean-Baptiste hat ihn all die Monate lang nur deshalb ertragen, weil er selbst entscheidet, was er hören will und was nicht. Wenn das nicht geht, macht er sich davon, normalerweise nach Frankreich. Doch heute wird er die Reise nach Baton Rouge antreten, um seinen Bruder wieder zu sehen. Dabei ist er selbst sein Bruder. Und diese Tatsache verwirrt ihn.
    Wenn Jean-Baptiste bei seinem Bruder ist, erlebt er dessen Existenz, die sich stark von seiner unterscheidet. Sind sie hingegen getrennt, ist Jean-Baptiste sein Bruder, und ihre jeweiligen Rollen bei einer Eroberung vereinen sich zu einem Akt der
    Verzückung. Jean-Baptiste spricht die schöne Frau an, und sie begehrt ihn, verzehrt sich womöglich nach ihm. Sie schlafen miteinander. Dann entlässt er sie in die Ekstase, und wenn das vollbracht und sie frei ist, ist Jean-Baptiste mit ihrem Blut bedeckt. Auf seiner Zunge prickeln der Geschmack ihrer salzigen Süße und der metallische Nachklang des Eisens, das er braucht. Später schmerzen manchmal seine Zähne, und er hat die Angewohnheit, sein Zahnfleisch zu massieren und sich wie ein Besessener zu waschen.
    Jean-Baptistes Zelle kommt in Sicht. Er wirft einen Blick in die Wachstation, wo heute eine Frau sitzt. Sie ist zwar ein Hindernis, aber kein unüberwindliches. Niemand kann ständig alles, was geschieht, im Auge behalten. Als Jean-Baptiste langsam, ganz langsam weitergeht und sich den Bauch hält, bemerkt sie ihn kaum. Der frühe Nachmittag gehört Biest. Gerade empfängt er in der Sonderzelle, einem um einiges angenehmeren Ort, wo man seine Verwandten und Geistliche sehen darf, am anderen Ende des Zellenblocks Besuche. Da sich die Gäste schon seit drei oder vier Stunden die

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