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Die Dämonen ruhen nicht

Die Dämonen ruhen nicht

Titel: Die Dämonen ruhen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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häufig auf das Problem, dass der Restaurantchef die Bestellung nicht aufgeschrieben hat, da er den Anruf für einen schlechten Scherz oder den plumpen Versuch hielt, sich einen besseren Tisch zu erschleichen.
    »Tut mir Leid.« Endlich ist die Sekretärin wieder in der Leitung. »Ich kann ihn einfach nicht finden. Er hat heute Vormittag viel zu tun, weil wir am Abend eine Hinrichtung haben. Kann ich ihm etwas ausrichten?«
    »Wie ist Ihr Name?«
    »Jodi.«
    »Nein, Jodi, Sie können ihm nichts ausrichten. Es handelt sich um einen Notfall.«
    »Tja«, meint sie zögernd. »Die Rufnummererkennung zeigt nicht an, dass Sie aus Washington anrufen. Schließlich kann ich ihn nicht aus einer wichtigen Sitzung holen, und dann sind Sie gar nicht der, für den Sie sich ausgeben.«
    »Ich habe keine Zeit, mit Ihnen herumzustreiten. Suchen Sie ihn. Mein Gott, hat dieser Mann denn keinen Stellvertreter?«
    Wieder gerät Senator Lord in ein Funkloch, und die Verbindung bricht ab. Es dauert eine Viertelstunde, bis er erneut durchkommt. Doch die Sekretärin sitzt nicht mehr an ihrem Platz. Eine andere junge Frau meldet sich, dann ist die Leitung wieder tot.

98
    »Ich habe es satt«, meint Nic zu ihrem Vater.
    Vorhin ist sie eigens zum Polizeipräsidium von Baton Rouge, einem alten Backsteingebäude, gefahren, wo sie allerdings nicht weiter kam als bis in die Vorhalle. Als sie meldete, sie sei vielleicht auf Beweise in den Entführungsfällen gestoßen, erschien nach einiger Zeit ein Detective in Zivil und starrte nur auf die Vierteldollarstücke in dem Umschlag. Dann betrachtete er die Polaroidaufnahmen vom Fundort auf dem Wal-Mart-Parkplatz und hörte gelangweilt zu, während Nic ihre Theorie zum Besten gab. Dabei sah er immer wieder auf die Uhr. Nachdem sie ihm die Münzen gegen Quittung ausgehändigt hatte, war sie sicher, dass sie als Witz des Tages würde herhalten müssen, wenn er in den so genannten Lageraum zurückkehrte.
    »Wir ermitteln in denselben Fällen, aber diese Arschlöcher wollen mich einfach nicht anhören. Entschuldige.« Manchmal vergisst Nic, wie sehr ihr Vater Kraftausdrücke verabscheut. »Möglicherweise wissen sie ja etwas, das uns bei unseren Fällen in Zachary weiterbringen würde. Aber nein. Ich soll nur brav alles abliefern. Umgekehrt gilt das noch lange nicht.«
    »Du siehst ziemlich müde aus, Nic«, sagt er, während sie Rührei mit Käse und würzige Bratwurstscheiben verspeisen.
    Buddy ist mit seinen Spielsachen und dem Fernseher im Traumland.
    »Magst du noch Hafergrütze?«, fragt ihr Vater.
    »Ich kann nicht mehr. Aber du machst die beste Hafergrütze, die ich kenne.«
    »Das sagst du immer.«
    »Weil es stimmt.«
    »Sei vorsichtig. Die Jungs in Baton Rouge haben was gegen Leute wie dich. Insbesondere gegen Frauen wie dich.«
    »Sie kennen mich doch gar nicht.«
    »Sie brauchen dich nicht zu kennen, um dich abzulehnen. Sie wollen nämlich, dass alles auf ihr Konto geht. Als ich jung war, hatte man ein Konto beim Lebensmittelladen an der Ecke, wo man anschreiben ließ und später bezahlte, wenn wieder Geld da war. So musste niemand Hunger leiden. Heutzutage jedoch denkt jeder nur noch an sich. Die Typen in Baton Rouge halten zusammen wie Pech und Schwefel und wollen die Lorbeeren mit niemandem teilen.«
    »Das ist ja ganz was Neues.« Nic bestreicht ein weiteres Brötchen mit Butter. »Immer, wenn du kochst, esse ich zu viel.«
    »Und Leute, die darauf aus sind, unter allen Umständen die Lorbeeren zu kassieren, sind bereit, dafür zu lügen, zu betrügen und zu stehlen«, fährt ihr Vater fort.
    »Während immer mehr Frauen sterben.« Nic ist der Appetit plötzlich vergangen; sie legt das Brötchen wieder auf den Teller. »Wer ist schlimmer? Der Mann, der diese Verbrechen begeht, oder die Männer, die nur belobigt werden wollen, ohne sich für das Opfer oder sonst etwas zu interessieren?«
    »Du kannst manche Fehler nicht miteinander vergleichen, Nic «, erwidert er. »Ich bin froh, dass du nicht in Baton Rouge arbeitest. Dann würde ich mir nämlich noch viel größere Sorgen um dich machen als jetzt. Und zwar nicht wegen des Wahnsinnigen, der da draußen herumläuft, sondern wegen deiner neuen Kollegen.«
    Nic sieht sich in der einfach ausgestatteten Küche um, die sie seit ihrer Kindheit kennt. Nach dem Tod ihrer Mutter ist nichts mehr in diesem Haus modernisiert oder renoviert worden. Der Herd ist elektrisch und hat vier Platten. Der Kühlschrank ist ebenso weiß wie die Arbeitsflächen.

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