Die Dämonen ruhen nicht
er fest, dass sie etwa sieben Meter an seinem Boot vorbeifliegt und platschend ins Wasser fällt. Die Langeweile lässt einem die banalsten Tätigkeiten befriedigend erscheinen, auch das Kontrollieren der Krabbentöpfe, die, an Bojen baumelnd, im schlammigen Süßwasser hängen. Es spielt keine Rolle, dass es im Süßwasser keine Krabben gibt. Dafür gibt es aber Flusskrebse, und die haben jetzt Saison. Wenn sie die Fallen nicht leer fressen, wird normalerweise ein größeres Tier angelockt.
Vor einem Monat hat sich ein mindestens fünfzig Kilo schwerer großer Baumstamm als Alligator-Knochenhecht ent puppt. Der Fisch ist davongeschossen wie ein Torpedo und hat sich mit einer Angelschnur und der aus einer leeren Bleicheflasche selbst gebastelten Boje aus dem Staub gemacht. Jay blieb ruhig in seinem Boot sitzen und zog ehrfürchtig vor dem Raubfisch die Baseballkappe. Er isst nicht, was er in den Töpfen fängt. Allerdings stehen ihm hier draußen in dem höllischen Niemandsland, das er inzwischen als Zuhause bezeichnet, an genießbaren frischen Lebensmitteln nur Welse, Barsche, Schildkröten und so viele Frösche zur Verfügung, wie er nachts fangen kann. Seine sonstige Verpflegung stammt, eingetütet und in Dosen, aus verschiedenen Supermärkten auf dem Festland.
Er holt mit einem Fleischerbeil aus und zerteilt Muskeln und Knochen. Weitere verwesende Stücke landen in dem Eimer. In dieser Hitze verdirbt Fleisch rasch.
»Rate mal, an wen ich jetzt denke«, sagt er zu Bev Kiffin, der Frau in seinem Leben.
»Halt den Mund. Damit willst du mich bloß erschrecken.«
»Nein, mon cherie, ich erinnere mich nur daran, dass ich sie in Paris gefickt habe.«
Eifersucht lodert auf. Bev gerät stets außer sich, wenn sie gezwungen wird, an Kay Scarpetta zu denken, die attraktiv und intelligent ist - jedenfalls attraktiv und intelligent genug für Jay. Nur selten macht Bev sich klar, dass sie nicht den geringsten Grund hat, sich mit einer Frau zu vergleichen, die Jay in seinen Träumen zerstückelt, um sie an die Alligatoren und Flusskrebse im Bayou vor ihrer Tür zu verfüttern. Wenn Bev die Möglichkeit hätte, Scarpetta die Kehle durchzuschneiden, würde sie es, ohne mit der Wimper zu zucken, tun, und es ist ihr größter Wunsch, dass sich ihr eines Tages diese Gelegenheit bietet. Dann würde Jay nicht mehr dauernd von dieser Fotze reden. Er würde nicht mehr die halbe Nacht auf den Bayou hinausstarren und über sie nachgrübeln.
»Warum sprichst du ständig von ihr?«
Bev rutscht näher an ihn heran und beobachtet, wie der Schweiß seine vollendet geformte, glatte Brust hinabrinnt und im Taillenbund seiner engen, abgeschnittenen Jeans versickert. Sie starrt auf seine muskulösen Schenkel mit den feinen, dunklen, schimmernden Härchen darauf. Ihre Wut kocht weiter hoch und bricht sich schließlich Bahn.
»Du hast einen gottverdammten Ständer! Du kriegst vom Hacken einen steifen Schwanz. Leg sofort die Axt weg!«
»Das ist ein Beil, Schätzchen. Wenn du nur nicht so dämlich wärst.« Sein hübsches Gesicht und das schwarze Haar sind schweißnass, die kalten blauen Augen heben sich hell von der gebräunten Haut ab.
Sie beugt sich vor und legt die pummelige Hand mit den Wurstfingern auf die Wölbung zwischen seinen Schenkeln, während er in aller Ruhe weit die Beine spreizt, damit sie an seinen Reißverschluss herankommt. Sie trägt keinen BH, ihre billige geblümte Bluse ist nur halb zugeknöpft, sodass er ihre schweren, schlaffen Brüste sieht, die in ihm nichts weiter auslösen als das Bedürfnis, seinen Willen durchzusetzen und Macht auszuüben. Er reißt ihre Bluse auf, dass die Knöpfe klappernd über den Holzboden rollen, und fängt an, sie anzufassen, wie es ihr gefällt.
»Oh«, stöhnt sie. »Hör nicht auf«, bettelt sie und zieht seinen Kopf näher heran.
»Willst du mehr, Baby?«
»Oh.«
Er leckt sie, abgestoßen von dem salzigen, sauren Geschmack, und versetzt ihr dann einen heftigen Stoß mit dem nackten Fuß. Das Poltern, als ihr Körper auf den Boden prallt, und ihr erschrockenes Luftholen sind keine seltenen Geräusche in dieser Fischerhütte.
11
Blut sickert aus einem Kratzer an Bevs knubbeligem linken Knie, und sie starrt auf die Wunde.
»Warum willst du mich nicht mehr, Baby?«, fragt sie. »Früher hast du mich doch so gewollt, dass du die Hände nicht von mir lassen konntest.«
Ihre Nase läuft. Sie schiebt sich das kurze, krause, graubraun melierte Haar zurück und zieht, plötzlich
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