Die Dämonen ruhen nicht
peinlich berührt von ihrer nackten Hässlichkeit, die zerrissene Bluse über der Brust zusammen.
»Ich will, wenn ich will.«
Er fängt wieder an, mit dem Beil zu hacken. Winzige Stückchen Fleisch und Knochen spritzen unter der dicken, schimmernden Klinge hervor und bleiben am fleckigen Holztisch und an Jays verschwitzter nackter Brust kleben. Der süßliche, säuerliche Gestank nach verwesendem Fleisch liegt schwer in der stickigen Luft; Fliegen schweben in trägem Zickzackkurs durch die Luft und brummen dabei wie dicke Transportflugzeuge. Wenn sie über der blutigen Geruchsquelle in dem Eimer kreisen, schimmern ihre schwarzen und grünen Körper wie Benzinpfützen.
Bev rappelt sich vom Boden auf. Sie beobachtet, wie Jay hackt und Fleisch in den Eimer wirft. Die Fliegen schießen hoch und stoßen dann wieder gierig auf ihr Festmahl herab. Laut summend prallen sie gegen die Wände des Eimers.
»Und jetzt sollen wir wohl an diesem Tisch essen ...« Das ist ein weit hergeholter Einwand. Sie essen nämlich nie dort. Der Tisch ist Jays persönliches Territorium, und Bev weiß, dass sie ihn nicht berühren darf.
Er schlägt hektisch nach den Moskitos. »Verdammt, ich hasse diese Scheißbiester! Wann fährst du blödes Stück den einkaufen? Und diesmal kommst du mir nicht mit bloß zwei Flaschen Insektenschutzmittel und ohne Welpen zurück.«
Bev verdrückt sich aufs Klo. Es ist kaum größer als auf einem kleinen Boot, und es gibt keinen Tank, in dem die menschlichen Exkremente chemisch zersetzt werden. Sie fließen einfach in eine Waschschüssel zwischen den Stelzen, die die Hütte stützen. Einmal am Tag kippt Bev die Schüssel in den Bayou. Ihr ständiger Albtraum ist, dass eine Mokassinschlange oder ein Alligator sie erwischen könnte, während sie auf der hölzernen Toilettenkiste sitzt. Wenn ihr besonders mulmig ist, kauert sie sich hin und späht - die dicken Oberschenkel zitternd vor Angst und von der Anstrengung, ihr Gewicht tragen zu müssen - in das schwarze Loch hinab.
Sie war bereits recht mollig, als Jay sie auf ihrem Campingplatz in der Nähe von Williamsburg, Virginia, kennen lernte. Er war in einer Familienangelegenheit unterwegs, was zu dieser zufälligen Begegnung führte. Jay brauchte eine Unterkunft, und ihr Campingplatz war ziemlich abgelegen - ein von Gestrüpp überwuchertes, vermülltes und dicht bewaldetes Gelände voller leer stehender, verrosteter Wohnwagen und mit einem Motel, in dem hauptsächlich Prostituierte und Drogenhändler verkehrten. Bev warf sich an Jay ran, wie sie es bei allen Männern tat, denn ihre einsamen, von Wut gesteuerten Bedürfnisse ließen sich nur durch groben, brutalen Sex befriedigen.
In jener Nacht peitschte der Regen vom Himmel, sodass die Tropfen sie an schimmernde Nägel erinnerten, als sie für Jay eine Schale Gemüse-Rindfleisch-Suppe von Campbell aufwärmte und ihm ein Sandwich mit geschmolzenem Käse machte, während ihre Kinder aus sicherer Entfernung beobachteten, wie ihre Mutter sich wieder einmal mit einem Fremden einließ. Damals kümmerte Bev sich kaum um ihre Kinder. Heute versucht sie, nicht an sie zu denken und sich nicht zu fragen, wie sie sich inzwischen wohl entwickelt haben. Sie stehen unter staatlicher Vormundschaft und können froh sein, dass sie ihre Mutter los sind. Komischerweise war Jay viel netter zu ihnen als sie. Damals, als er das erste Mal mit ihr ins Bett ging, war er noch ganz anders.
Vor drei Jahren war sie viel attraktiver, noch nicht aufgeschwemmt von den Fertiggerichten und dem eingeschweißten Käse und Aufschnitt, die nicht so schnell schlecht werden. Da sie, anders als Jay, nicht die Willenskraft hat, den ganzen Tag Liegestützen und Kniebeugen zu machen, bekommt sie zu wenig Bewegung. Hinter der Hütte erstrecken sich meilenweit Sümpfe voller Muscheln und dickem schwarzem Morast. Bis auf den Bootssteg gibt es keine Möglichkeit, trockenen Fußes herumzulaufen. Und Jays Boot durch die engen Fahrrinnen zu manövrieren, verbrennt kaum Kalorien.
Ein kleiner Außenbordmotor würde für dieses Boot schon genügen, aber Jay gibt sich mit nicht weniger zufrieden als einem 200 PS starken Motor mit einer Edelstahlschraube, der es ihm ermöglicht, durch die Kanäle zu seinen geheimen Rückzugsorten zu rasen oder sich lautlos unter Zypressen treiben zu lassen. Ohne sich zu rühren, lauert er wie ein Opossum, wenn ein Helikopter oder ein Kleinflugzeug niedrig über sie hinwegfliegt. Er hilft Bev nie bei der Arbeit, und sein
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