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Die Dämonen ruhen nicht

Die Dämonen ruhen nicht

Titel: Die Dämonen ruhen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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setzt.
    »Komm her, Billy-Billy«, lockt Scarpetta zärtlich.
    Er sieht sie aus Triefaugen an.
    »Sein Name ist Billy«, erinnert Rose sie, obwohl das zwecklos ist. »Wenn Sie ihn weiter Billy-Billy nennen, wird er glauben, dass er mit einem Echo lebt oder an einer Persönlichkeitsspaltung leidet.«
    »Komm her, Billy-Billy.«
    Er steht auf. Klick-Klick.
    Rose trägt einen pfirsichfarbenen Hosenanzug. Er ist aus Wolle wie alle Hosenanzüge, die Rose besitzt. Das Haus steht am Strand. Obwohl es glühend heiß und schwül ist, findet Rose nichts dabei, in Rock und langärmeliger Bluse nach draußen zu gehen, den Hibiskus zu gießen, auf eine Leiter zu steigen, um Bananen und Limetten zu pflücken, oder Babyfrösche vor dem Ertrinken im Wasserfilter des Pools zu retten. Es ist ein Wunder, dass die Motten noch nicht jedes von Roses Kleidungsstücken aufgefressen haben. Doch sie ist eine stolze Frau, die ihre empfindsame, sanfte Art hinter einem förmlichen Auftreten verbirgt. Aus Achtung vor sich selbst und vor ihrer Arbeitgeberin nimmt sie sich jeden Morgen die Zeit, dafür zu sorgen, dass die Kleidung für diesen Tag sauber und gebügelt ist.
    Insgeheim scheint sie sogar stolz darauf zu sein, dass sie die Mode vergangener Tage pflegt. Einige ihrer Hosenanzüge sind so alt, dass sie sie bereits trug, als sie vor mehr als zehn Jahren bei Scarpetta anfing. Auch ihre Frisur hat Rose seitdem nicht geändert, fasst ihr Haar zu einem akkuraten französischen Zopf zusammen und weigert sich, die grauen Strähnen zu überfärben. Ein Haus hängt vor allem von einer guten Bauweise ab, und ihr Knochenbau ist ausgezeichnet. Sie ist siebenundsechzig, und die Männer finden sie noch immer attraktiv, doch seit dem Tod ihres Mannes ist sie mit niemandem mehr ausgegangen. Der einzige Mann, mit dem Scarpetta sie je beim Flirten ertappt hat, ist Pete Marino, aber sie meint es nicht ernst, und das weiß er auch. Allerdings necken sich die beiden schon, seit Scarpetta zur Chefpathologin von Virginia ernannt wurde, was ihr inzwischen vorkommt wie in einem anderen Leben.
    Keuchend taucht Billy neben ihrem Schreibtisch auf. Er ist ein knappes Jahr alt und weiß mit einem großen braunen Fleck auf dem Rücken. Sein Unterkiefer erinnert Scarpetta an eine Egge. Er sitzt zu ihren Füßen und schaut sie an.
    »Ich habe kein...«
    »Sprechen Sie das Wort nicht aus!«, ruft Rose.
    »Das hatte ich auch nicht vor. Ich wollte es buchstabieren.«
    »Er kann inzwischen rechtschreiben.«
    Wenn es um die Wörter »Tschüss« und »Leckerchen« geht, kennt Billy keine Sprachbarrieren. Er erkennt auch die Vokabeln »Nein« und »Sitz«, tut aber so, als verstünde er sie nicht. Sturheit ist eben das Vorrecht seiner Rasse.
    »Wehe, wenn du wieder etwas zerkaut hast«, warnt Scarpetta.
    Im letzten Monat hat Billy sich angewöhnt, an den Türrahmen und unten an den Sockeln, vor allem in Scarpettas Schlafzimmer, das Holz zu zerkauen und abzureißen.
    »Das ist nicht dein Haus, und ich muss die ganzen Reparaturen bezahlen, wenn ich ausziehe.« Sie droht ihm mit dem Finger. »Es wäre schlimmer, wenn es Ihr Haus wäre«, stellt Rose fest, während der Hund Scarpetta weiter anstarrt und mit dem Schwanz wedelt, der aussieht wie ein Croissant.
    Rose nimmt einen dünnen Briefstapel vom Schreibtisch und reicht ihn ihrer Arbeitgeberin.
    »Um die Rechnungen habe ich mich schon gekümmert. Es sind ein paar Privatbriefe dabei. Und das da ist von Lucy.«
    Sie weist Scarpetta auf einen großen braunen Umschlag hin. Ihr Name und ihre Adresse sind ordentlich mit Markierstift daraufgeschrieben. Die Absenderadresse, Lucys Büro in New York, steht ebenfalls mit Markierstift darauf. Der Umschlag ist - in großen Buchstaben und zwei Mal unterstrichen - mit »Persönlich« beschriftet. Das Begutachten von Poststempeln ist etwas, das Scarpetta sich einfach nicht abgewöhnen kann, und diesen hier findet sie sehr seltsam.
    »Das ist nicht die Postleitzahl ihres Stadtteils«, stellt Scarpetta fest. »Lucy schickt ihre Post normalerweise vom Büro ab. Sonst gibt sie Briefe an mich immer in die Expresspost. Ich kann mich nicht erinnern, dass sie mir je etwas mit der gewöhnlichen Post geschickt hätte. Jedenfalls nicht seit ihrer Collegezeit.«
    Das scheint Rose nicht zu bekümmern. »Alberne Gleichförmigkeit ist ein Steckenpferd von Kleingeistern«, zitiert sie Ralph Waldo Emerson. Das ist ihr Lieblingszitat.
    Rose schüttelt den Umschlag. »Klingt nicht, als ob etwas Gefährliches darin

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