Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Dämonen ruhen nicht

Die Dämonen ruhen nicht

Titel: Die Dämonen ruhen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
Vom Netzwerk:
wäre«, witzelt sie. »Wenn Sie gleich wieder einen Paranoiaanfall kriegen, mache ich ihn für Sie auf. Aber es steht Persönlich drauf...«
    »Schon gut.« Scarpetta nimmt den Umschlag und ihre restliche Post von Rose entgegen.
    »Und ein Dr. Lanier aus Baton Rouge hat eine Nachricht hinterlassen.« Rose drückt auf das Tastenfeld und verbessert noch einen Tippfehler. »Es geht um den Fall Charlotte Dard. Er sagt, Sie bekommen den Bericht und die übrigen Unterlagen am Montag. Außerdem klang er ziemlich gestresst. Er wollte sofort wissen, was Sie davon halten.«
    Sie schenkt ihrer Arbeitgeberin einen Blick, der Scarpetta immer an eine Lehrerin erinnert, die im Begriff ist, einen ahnungslosen Schüler herauszupicken und in die Mangel zu nehmen. »Ich glaube, mit diesem Fall stimmt etwas nicht; es muss mehr dahinter stecken als eine Uberdosis Drogen.«
    Scarpetta krault Billys weiche, getupfte Ohren. »Die Todesursache steht nicht genau fest, das ist ziemlich unangenehm. Aber noch schlimmer ist, dass seitdem acht Jahre vergangen sind.«
    »Ich verstehe nicht, warum das auf einmal so wichtig sein soll. Als ob sie da unten nicht genug unaufgeklärte Morde und verdächtige Todesfälle hätten. Die entführten Frauen. Mein Gott.«
    »Ich weiß auch nicht, aus welchem Grund die Sache plötzlich Priorität hat«, erwidert Scarpetta. »Aber es ist nun einmal so, und ich fühle mich verpflichtet, zu tun, was ich kann.«
    »Weil sich sonst niemand die Mühe machen will.«
    »Und mir kann man es aufhalsen, was, Billy-Billy?«
    »Tja, ich muss Ihnen mal was sagen, Dr. Echo. Meiner Ansicht nach tut sich dort etwas, das der Leichenbeschauer Ihnen lieber verschweigen will.«
    »Davor kann ich ihn nur warnen«, entgegnet Scarpetta und geht hinaus.

2 6
    Lucy muss dringend aufs Klo.
    Doch es kommt nicht in Frage, sich jetzt auf die Suche nach einer Tankstelle oder einer Raststätte zu machen. Sie jagt denMercedes auf 160 Stundenkilometer hoch, obwohl Rudy sie vor Geschwindigkeitsübertretungen gewarnt hat. Während sie auf die dunkle Straße starrt, versucht sie mit aller Macht, sich zu konzentrieren und nicht auf ihre Blase zu achten. Die Fahrt scheint doppelt so lang zu dauern wie geplant, aber sie kommt ausgezeichnet voran und trifft fünfunddreißig Minuten zu früh ein. Wieder wählt sie Rudys Mobilfunknummer.
    »Im Landeanflug«, meldet sie. »Muss nur die Kiste irgendwo abstellen.«
    »Maul halten«, befiehlt Rudy jemandem im Raum, wo laut der Fernseher plärrt. »Ich will es nicht noch einmal sagen müssen.«

27
    Am besten erholt sich Rocco Caggiano, wenn er stundenlang in einem Biergarten sitzt und ein großes Bier nach dem anderen trinkt.
    Das blassgoldene Gebräu wird in hohen, schmucklosen Gläsern serviert. Rocco bevorzugt den unverfälschten Geschmack eines Hellen und rührt Weizenbiere nicht an. Er hat nie verstanden, warum er zwar in einer Sitzung vier Liter Bier, aber niemals vier Liter Wasser trinken könnte. Vier Liter Wasser würde er nicht einmal im Laufe eines Tages schaffen, vermutlich auch nicht in drei Tagen, und es hat ihn schon immer gewundert, dass er Bier, Wein, Champagner oder Cocktails literweise in sich hineinkippen kann, während er ein Glas Wasser kaum runterkriegt.
    Rocco verabscheut Wasser. Vielleicht stimmt es ja, was eine Hellseherin ihm einmal gesagt hat: Er ist in einem früheren Leben ertrunken. Was für eine schreckliche Art zu sterben. Oft denkt er an einen Mörder in England, der eine Ehefrau nach der anderen in der Badewanne ertränkt hat, indem er sie einfach an den Beinen packte und anzog, bis der Kopf unter Wasser geriet und die Opfer nichts weiter tun konnten, als hilflos mit den Armen zu zappeln wie Fische auf dem Trockenen. Diese Vorstellung ließ Caggiano nicht mehr los, als er anfing, seine erste Frau und dann auch seine zweite zu hassen. Allerdings kamen ihn Alimente billiger als der Preis, den er würde zahlen müssen, wenn ein Gerichtsmediziner Blutergüsse oder sonstige Anzeichen von Gewalt feststellte. Doch obwohl Rocco in einem früheren Leben ertrunken ist und das Ertränken für eine gute Mordmethode hält, kann sein Verstand das Rätsel - das rein biologische Phänomen - nicht lösen, dass er so viel Alkohol konsumieren kann, während er nicht in der Lage ist, auch nur ein einziges Glas Wasser auszutrinken.
    Bis jetzt hat es noch niemand geschafft, ihm eine Antwort darauf zu geben, mit der er etwas anfangen kann. Solche Kleinigkeiten haben ihn schon immer gepiesackt wie

Weitere Kostenlose Bücher