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Die Dämonen

Titel: Die Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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nach einem Blick auf seine Uhr und trat ins Zimmer.
    »Und dabei dieser Regen und die weite Entfernung ... Eine Uhr habe ich nicht, und vom Fenster aus sehe ich nur Gemüsegärten, so daß ich ganz von der Kultur abgeschnitten bin ... Aber ich mache Ihnen keinen Vorwurf; das wage ich nicht, das wage ich nicht; ich sage es nur, weil mich diese ganze Woche lang die Ungeduld verzehrt hat; man möchte doch endlich wissen, wie sich die Sache entscheidet.«
    »Was meinen Sie?«
    »Ich möchte mein Schicksal hören, Nikolai Wsewolodowitsch. Bitte nehmen Sie Platz!«
    Er wies mit einer Verbeugung nach einem Sofa, vor dem ein Tischchen stand.
    Nikolai Wsewolodowitsch blickte sich um; das Zimmer war sehr klein und niedrig; es befanden sich nur die notwendigsten Möbel darin: ein paar hölzerne Stühle und ein hölzernes Sofa, sämtlich ebenfalls neu gearbeitet, ohne Überzüge und ohne Kissen, zwei Tische von Lindenholz, einer beim Sofa, der andere in der Ecke; der letztere war mit einem Tischtuche gedeckt und mit irgendwelchen Dingen vollgestellt, über welche eine ganz reine Serviette gebreitet war. Auch das ganze Zimmer war anscheinend höchst sauber gehalten. Der Hauptmann Lebjadkin hatte sich schon seit acht Tagen nicht betrunken; sein Gesicht war etwas aufgedunsen und sah gelb aus; sein Blick war unruhig, neugierig und offenbar unsicher; man konnte deutlich merken, daß er selbst noch nicht wußte, in welchem Tone er reden durfte, und welchen er am vorteilhaftesten von vornherein anschlagen konnte.
    »Sehen Sie,« sagte er, rings umherzeigend, »ich lebe wie der heilige Sosima. Nüchternheit, Einsamkeit und Armut, das Gelübde der alten Ritter.«
    »Meinen Sie, daß die alten Ritter ein solches Gelübde ablegten?«
    »Vielleicht irre ich mich? Ich besitze leider keine Bildung! Ich bin geistig verkrüppelt! Können Sie es glauben, Nikolai Wsewolodowitsch: hier bin ich zum erstenmal von schmählichen Leidenschaften losgekommen, – kein Gläschen, kein Tropfen! Ich habe meinen stillen Winkel und empfinde schon seit sechs Tagen die Glückseligkeit eines guten Gewissens. Sogar die Wände riechen nach Harz und erinnern dadurch an die freie Natur. Und was war ich vorher, wie stand es mit mir?
     
    ›Keine Ruh und Rast am Tage,
    Keine Lagerstatt bei Nacht,‹
     
    nach dem genialen Ausdruck des Dichters! Aber ... Sie sind so durchnäßt ... Ist Ihnen vielleicht Tee gefällig?«
    »Bemühen Sie sich nicht!«
    »Der Samowar hat seit acht Uhr gesiedet, aber nun ist er erloschen ... wie alles in der Welt. Auch die Sonne, sagt man, wird seinerzeit erlöschen ... Übrigens kann ich ihn, wenn es nötig ist, wieder in Gang bringen lassen. Agafja schläft noch nicht.«
    »Sagen Sie, ist Marja Timofejewna ...«
    »Sie ist hier, sie ist hier,« fiel Lebjadkin sogleich flüsternd ein. »Belieben Sie, sie zu sehen?« Er wies auf die zugemachte Tür, die nach dem andern Zimmer führte.
    »Schläft sie nicht?«
    »O nein, nein, wie wäre das möglich? Sie erwartet Sie schon von Beginn des Abends an, und sowie sie vorhin erfuhr, daß Sie kommen würden, hat sie sogleich Toilette gemacht.« Er wollte den Mund zu einem scherzhaften Lächeln verziehen, hielt aber sofort damit wieder inne.
    »Wie geht es ihr im allgemeinen?« fragte Nikolai Wsewolodowitsch mit finsterer Miene.
    »Im allgemeinen? Das wissen Sie ja selbst« (er zuckte bedauernd mit den Schultern); »jetzt aber ... jetzt sitzt sie und legt sich Karten ...«
    »Gut, nachher; zunächst muß ich die Sache mit Ihnen erledigen.«
    Nikolai Wsewolodowitsch setzte sich auf einen Stuhl.
    Der Hauptmann hatte noch nicht gewagt, sich auf das Sofa zu setzen; nun zog er sich sogleich einen anderen Stuhl heran und beugte sich in unruhiger Erwartung vor, um zu hören.
    »Was haben Sie denn da in der Ecke unter der Serviette?« fragte Nikolai Wsewolodowitsch, der plötzlich darauf aufmerksam geworden war.
    »Was das ist?« versetzte Lebjadkin. »Das ist von Ihrer freigebigen Spende beschafft worden, um sozusagen den Einzug in die neue Wohnung zu feiern, auch in Anbetracht Ihres weiten Weges und der natürlichen Müdigkeit,« kicherte er gerührt; dann stand er auf, ging auf den Zehen hin und nahm respektvoll und behutsam die Serviette von dem Tischchen ab.
    Es wurde darunter ein bereitstehender kalter Imbiß sichtbar: Schinken, Kalbsbraten, Sardinen, Käse, eine kleine, grünliche Karaffe und eine hohe Flasche Bordeaux; alles war sauber, mit Sachkenntnis und sogar geschmackvoll arrangiert.
    »Haben

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