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Die Dämonen

Titel: Die Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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gesundes Lachen und einen lustigen Spaß«. Als die arme Frau in unserem Kaufhofe ihre frommen Bücher herausnahm, fielen auch die Photographien heraus. Es erhob sich ein Gelächter, es wurde gemurrt; eine dichte Menschenmenge sammelte sich; man schimpfte auf die Frau und hätte sie wohl sogar geprügelt, wenn die Polizei nicht rechtzeitig dazugekommen wäre. Die Bücherverkäuferin wurde in Arrest gebracht; erst am Abend wurde sie infolge der Bemühungen Mawriki Nikolajewitschs, der mit Entrüstung die geheimen Einzelheiten dieser garstigen Geschichte gehört hatte, wieder in Freiheit gesetzt und aus der Stadt geschafft. Diesmal war Julija Michailowna fest entschlossen, Ljamschin wegzujagen; aber noch an demselben Abend brachte ein ganzer Schwarm der Unsrigen ihn zu ihr mit der Nachricht, er habe ein besonderes neues Klavierstück ersonnen, und beredeten sie, es wenigstens anzuhören. Dieses Stück, das den komischen Titel: »Der französisch-preußische Krieg« führte, erwies sich wirklich als sehr amüsant. Es begann mit den drohenden Klängen der Marseillaise:
    Qu'un sang impur abreuve nos sillons!
    Man hörte eine hochtrabende Herausforderung, eine Berauschtheit von künftigen Siegen. Aber plötzlich ertönten gleichzeitig mit der meisterhaft variierten Melodie der Hymne irgendwo seitwärts, unten, im Winkel, aber sehr nah die häßlichen Klänge von »Mein lieber Augustin«. Die Marseillaise bemerkt diese Klänge nicht. Von ihrer eigenen Größe berauscht, befindet sie sich jetzt auf der höchsten Stufe der Trunkenheit; aber Augustin wird kräftiger, Augustin wird immer dreister, und nun beginnt unerwartet die Melodie Augustins mit der Melodie der Marseillaise zusammenzufallen. Die Marseillaise scheint ärgerlich zu werden; sie wird Augustin endlich gewahr; sie will ihn verjagen, vertreiben, wie eine zudringliche, unbedeutende Fliege; aber Mein lieber Augustin hat sich festgeklammert; er ist fröhlich und selbstbewußt, vergnügt und frech, und die Marseillaise benimmt sich auf einmal schrecklich dumm: sie verbirgt es nicht mehr, daß sie gereizt ist und sich beleidigt fühlt; da hört man das Geheul der Entrüstung; da hört man Tränen und Schwüre mit himmelwärts aufgehobenen Händen:
    Pas un pouce de notre terrain, pas une pierre de nos forteresses.
    Aber schon sieht sie sich genötigt mit Mein lieber Augustin in demselben Takte zu singen. Ihre Klänge gehen in der dümmsten Weise in die Klänge von Augustin über; sie fügt sich; sie erlischt. Nur ganz selten, bruchstückweis hört man wieder:
qu'un sang impur ...
aber sofort springt diese Melodie auch wieder in den garstigen Walzer hinüber. Die Marseillaise hat sich vollständig ergeben: das ist Jules Favre, der an Bismarcks Brust schluchzt und alles hingibt, alles ... Aber nun wird auch Augustin grimmig: man hört heisere Laute; man spürt das maßlos getrunkene Bier, die Raserei des Selbstlobes, die Forderung von Milliarden, von feinen Zigarren, von Champagner und Geiseln; Augustin geht in ein wütendes Gebrüll über ... der französisch-preußische Krieg ist zu Ende. Die Unsrigen klatschten Beifall; Julija Michailowna lächelte und sagte: »Nun, wie soll man einen solchen Menschen wegjagen?« Der Friede war geschlossen. Dieser Schuft besaß tatsächlich ein bißchen Talent. Stepan Trofimowitsch versicherte mir einmal, die höchsten künstlerischen Talente seien mitunter die ärgsten Schufte und eines stehe dem anderen nicht im Wege. Nachher verbreitete sich das Gerücht, Ljamschin habe dieses Musikstück einem talentvollen, bescheidenen jungen Manne, einem Bekannten von ihm, bei dessen Durchreise gestohlen, infolge wovon die Autorschaft desselben unbekannt geblieben sei; aber dies nur nebenbei. Dieser Taugenichts, der mehrere Jahre lang um Stepan Trofimowitsch herumscherwenzelt und bei dessen Abendgesellschaften auf Verlangen verschiedene Juden oder die Beichte einer tauben Frau oder die Geburt eines Kindes zur Darstellung gebracht hatte, der karikierte jetzt manchmal in humoristischer Weise bei Julija Michailowna unter anderm auch Stepan Trofimowitsch selbst, unter dem Titel: »Ein Liberaler der vierziger Jahre.« Alle wälzten sich vor Lachen, so daß es schließlich unmöglich war, ihn wegzujagen: der Mensch war geradezu unentbehrlich. Zudem bemühte er sich in knechtischer Weise um Peter Stepanowitschs Gunst, der seinerseits in jener Zeit bereits einen auffallend starken Einfluß auf Julija Michailowna gewonnen hatte.
    Ich würde von diesem

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