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Die Dämonen

Titel: Die Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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fuhr mit ihr und der ganzen ausgelassenen Gesellschaft ganze Tage lang in der Stadt spazieren und nahm an den Vergnügungen und Tanzbelustigungen teil. Sie stachelten sie immer auf, sie solle doch ihren Mann vor Gericht ziehen und einen Skandal hervorrufen; sie versicherten, sie würden sie dann sämtlich unterstützen und als Zeugen auftreten. Der Gatte verhielt sich ruhig, da er es nicht wagte, mit dieser Gesellschaft den Kampf aufzunehmen. Die arme Frau sah endlich ein, daß sie sich ins Unglück stürzte, entfloh am vierten Tage in der Dämmerzeit ihren Beschützern und lief halbtot vor Angst zu ihrem Manne. Man erfuhr nicht genau, was nun zwischen den Eheleuten vorging; aber die beiden Fensterläden des niedrigen Holzhäuschens, in dem der Leutnant eine Mietswohnung innehatte, wurden vierzehn Tage lang nicht geöffnet. Julija Michailowna wurde, als sie alles erfuhr, sehr ärgerlich auf die Taugenichtse und war mit dem Benehmen der kecken Dame sehr unzufrieden, obgleich diese ihr die Leutnantsfrau gleich am Tage der Entführung vorgestellt hatte. Übrigens kam die Geschichte sehr bald in Vergessenheit.
    Ein andermal hatte bei einem kleinen Beamten, einem geachteten Familienvater, ein aus einem anderen Kreise zu uns gezogener junger Mann, ebenfalls ein kleiner Beamter, sich um die Hand der Tochter desselben, eines siebzehnjährigen, schönen, in der Stadt allgemein bekannten Mädchens, beworben und sie auch erhalten. Aber auf einmal erfuhr man, daß der junge Ehemann in der Hochzeitsnacht mit der schönen jungen Frau sehr unhöflich umgegangen sei, um sich an ihr für eine Beschimpfung seiner Ehre zu rächen. Ljamschin, der beinah Zeuge des Vorfalls gewesen war, weil er sich bei der Hochzeit betrunken hatte und in dem Hause über Nacht geblieben war, lief am Morgen, als es eben dämmerte, mit der lustigen Nachricht bei allen herum. Schleunigst bildete sich eine Gesellschaft von ungefähr zehn Mann, sämtlich zu Pferde, einige auf gemieteten Kosakenpferden, darunter zum Beispiel Peter Stepanowitsch und Liputin, welcher letztere trotz seiner grauen Haare damals fast an allen skandalösen Unternehmungen unserer leichtfertigen jungen Leute teilnahm. Als die jungen Eheleute in einem zweispännigen Wagen auf der Straße erschienen, um die Besuche zu machen, die nach unserem Gebrauche gleich am Tage nach der Hochzeit unter allen Umständen obligatorisch waren, da umringte diese ganze Kavalkade den Wagen mit fröhlichem Gelächter und begleitete ihn den ganzen Vormittag durch die Stadt. Allerdings gingen sie nicht in die Häuser hinein, sondern warteten zu Pferde vor den Haustüren; auch enthielten sie sich besonderer Beleidigungen des jungen Ehemannes und seiner jungen Frau; aber sie riefen trotzdem ein skandalöses Aufsehen hervor. Die ganze Stadt sprach davon. Natürlich lachten alle. Aber diesmal wurde v. Lembke zornig und hatte mit Julija Michailowna wieder eine erregte Szene. Diese war ebenfalls sehr aufgebracht und beabsichtigte schon, den ausgelassenen Buben ihr Haus zu verbieten. Aber bereits am folgenden Tage verzieh sie ihnen allen auf Zureden von seiten Peter Stepanowitschs, sowie infolge einer Bemerkung Karmasinows. Dieser fand den »Scherz« recht witzig.
    »Das liegt nun einmal in den Sitten hier zu Lande,« sagte er; »wenigstens ist es charakteristisch und ... kühn. Sehen Sie, alle lachen; Sie sind die einzige, die darüber empört ist.«
    Aber es kamen auch schlechte Streiche vor, die über das Maß des allenfalls zu Ertragenden hinausgingen und eine bestimmte Färbung trugen.
    Es erschien in der Stadt eine Bücherverkäuferin, welche Neue Testamente verkaufte, eine achtungswerte Frau, wenn sie auch nur eine Kleinbürgerin war. Man wurde auf sie aufmerksam und sprach von ihr, weil soeben in den hauptstädtischen Zeitungen merkwürdige Mitteilungen über solche Bücherverkäuferinnen gestanden hatten. Wieder war es derselbe Schalk Ljamschin, der hier einen Streich verübte. Mit Hilfe eines Seminaristen, der auf eine Lehrerstelle an einer Schule wartete und sich bis dahin müßig umhertrieb, praktizierte er der Bücherverkäuferin, indem er sich stellte, als wolle er ihr Bücher abkaufen, heimlich in ihren Sack ein ganzes Päckchen verführerischer, unsauberer ausländischer Photographien, die, wie wir nachher erfuhren, ein hochangesehener alter Herr eigens zu diesem Zwecke hergegeben hatte; seinen Namen will ich weglassen; er trägt einen hohen Orden am Halse und liebt nach seinem Ausdrucke, »ein

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