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Die Dämonen

Titel: Die Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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muß dahingestellt bleiben; aber, wie wir weiter unten sehen werden, aus diesem Gespräche des Vorgesetzten mit seinem Untergebenen ging ein höchst unerwartetes Begebnis hervor, das eine große Publizität erlangte, viele Leute zum Lachen brachte, Julija Michailownas heftigen Zorn erregte und durch all dies Andrei Antonowitsch vollständig in Verwirrung setzte und ihn gerade zur kritischsten Zeit in bedauerlichster Weise ratlos machte.
     
Fußnoten
     
    1 Dichter; im Jahre 1826 als Verschwörer hingerichtet.
    Anmerkung des Übersetzers.
     
     
V.
    Peter Stepanowitsch war an diesem Tage von Geschäften sehr stark in Anspruch genommen. Von Herrn v. Lembke wollte er so schnell wie möglich nach der Bogojawlenskaja-Straße eilen; aber als er die Bykowa-Straße passierte und an dem Hause vorbeikam, in welchem Karmasinow Wohnung genommen hatte, blieb er plötzlich stehen, lächelte und trat in das Haus hinein. Auf seine Frage nach Karmasinow wurde ihm geantwortet: »Sie werden erwartet,« was ihm sehr interessant war, da er sein Kommen in keiner Weise vorher angekündigt hatte.
    Aber der große Schriftsteller erwartete ihn tatsächlich und sogar schon seit einem oder zwei Tagen. Vor drei Tagen hatte er ihm das Manuskript seines Schriftchens ...
»Merci«
eingehändigt, das er auf der literarischen Matinee bei dem von Julija Michailowna veranstalteten Feste vorlesen wollte, und zwar hatte er das aus Liebenswürdigkeit getan, weil er der festen Überzeugung war, er schmeichle in angenehmer Weise dem Selbstgefühl jemandes, wenn er ihm das großartige Werk vorher zum Lesen gebe. Peter Stepanowitsch hatte schon längst bemerkt, daß dieser eitle, verwöhnte, für Nichtauserwählte in beleidigender Weise unzugängliche Herr, dieser »überragende Verstand« ganz einfach um seine Gunst buhle, und noch dazu mit großer Beflissenheit. Ich glaube, der junge Mensch hatte es schließlich erraten, daß jener ihn wenn nicht für den Leiter der gesamten geheimen revolutionären Bewegung in ganz Rußland, so doch wenigstens für jemand halte, der in die Geheimnisse der russischen Revolution besonders tief eingeweiht sei und einen unbestreitbaren Einfluß auf die junge Generation ausübe. Die Anschauungen des »klügsten Mannes in Rußland« interessierten Peter Stepanowitsch; aber einer Aussprache war er bisher aus gewissen Gründen aus dem Wege gegangen.
    Der große Schriftsteller wohnte in dem Hause seiner Schwester, der Frau eines Kammerherrn und Gutsbesitzers; beide, Mann und Frau, verehrten ihren berühmten Verwandten außerordentlich, befanden sich aber bei seinem jetzigen Besuche zu ihrem großen Bedauern in Moskau, so daß die Ehre, ihn zu empfangen, einer alten Frau zufiel, einer sehr entfernten armen Verwandten des Kammerherrn, die schon lange im Hause wohnte und die ganze Hauswirtschaft leitete. Seit Herrn Karmasinows Ankunft ging jedermann im Hause auf den Fußspitzen. Die alte Frau erstattete fast täglich nach Moskau Bericht darüber, wie er geschlafen und was er gespeist habe, und hatte einmal ein Telegramm mit der Nachricht abgesandt, daß er nach einem Diner beim Bürgermeister genötigt gewesen sei, einen Löffel voll Medizin einzunehmen. In sein Zimmer zu ihm hineinzugehen wagte sie nur selten, obwohl er mit ihr höflich verkehrte; sein Ton ihr gegenüber war allerdings ziemlich trocken, und er redete mit ihr nur so viel, wie nötig war. Als Peter Stepanowitsch hereinkam, nahm er gerade sein aus einem Kotelett und einem halben Glase Rotwein bestehendes Frühstück ein. Peter Stepanowitsch war auch früher schon einige Male bei ihm gewesen und hatte ihn immer bei diesem Frühstückskotelett getroffen, das er in seiner Gegenwart weiter aß, ohne ihm selbst jemals etwas anzubieten. Nach dem Kotelett wurde noch eine kleine Tasse Kaffee serviert. Der aufwartende Diener war in Frack und Handschuhen und trug weiche, unhörbare Stiefel.
    »A-ah!« machte Karmasinow, erhob sich vom Sofa, wischte sich mit der Serviette den Mund und näherte mit dem Ausdruck der reinsten Freude dem Besucher sein Gesicht, um sich mit ihm zu küssen, – eine charakteristische Gewohnheit der Russen, wenn sie bereits sehr berühmt sind.
    Aber Peter Stepanowitsch erinnerte sich von seiner früheren Erfahrung her, daß jener sich zwar anzunähern pflegte, als ob er sich mit dem andern küssen wolle, dann aber nur seine Backe hinhielt; und daher machte er selbst es diesmal ebenso; die Backen beider trafen zusammen. Karmasinow tat, als ob er das

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