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Die Dämonen

Titel: Die Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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wie es bei ihnen zugeht,« meinte er im stillen, sich in Gedanken verlierend.
    Aber gerade in diesem Augenblicke steckte Blümer wieder den Kopf zu ihm herein. Während der ganzen Zeit, wo Peter Stepanowitsch da gewesen war, hatte er in der Nähe gewartet. Dieser Blümer war sogar ein entfernter Verwandter Andrei Antonowitschs; aber diese Verwandtschaft war bisher stets sorgsam und ängstlich geheimgehalten worden. Ich bitte den Leser um Verzeihung, wenn ich dieser unbedeutenden Persönlichkeit hier wenigstens ein paar Worte widme. Blümer gehörte zu der sonderbaren Gattung der »unglücklichen« Deutschen, nicht wegen seines völligen Mangels an Begabung, sondern aus unbekannter Ursache. Die »unglücklichen« Deutschen sind kein Mythus, sondern sie existieren tatsächlich, sogar in Rußland, und haben ihren besondern Typus. Andrei Antonowitsch hegte das ganze Leben über das rührendste Mitleid mit ihm und brachte ihn überall, wo er nur konnte, je nach seinen eigenen Erfolgen in der amtlichen Laufbahn, unter, in einer untergeordneten, von ihm abhängigen Stelle; aber dem wollte es nirgends glücken. Bald wurde die Stelle eingezogen, bald wechselte der Vorgesetzte, bald wurde er beinahe mit anderen vor Gericht gezogen. Er war im Amte sorgfältig, aber sozusagen übermäßig, ohne Not, und mürrisch, wovon er selbst den Schaden hatte; dazu rothaarig, hochgewachsen, von gebückter Haltung, trübsinnig, sogar sentimental, aber bei all seiner Demut hartnäckig und eigensinnig wie ein Bulle, wiewohl immer am falschen Fleck. Seinem Gönner Andrei Antonowitsch bewies er mitsamt seiner Frau und seinen zahlreichen Kindern eine vieljährige, ehrerbietige Anhänglichkeit. Außer Andrei Antonowitsch hatte ihn nie jemand gern gehabt. Julija Michailowna hatte ihn gleich von vornherein für minderwertig erklärt, hatte aber die Hartnäckigkeit ihres Gemahls nicht überwinden können. Dies war ihr erster ehelicher Streit gewesen; er trug sich gleich nach der Hochzeit zu Beginn der Flitterwochen zu, als der bis dahin sorgsam vor ihr verborgen gehaltene Blümer ihr plötzlich vor die Augen trat und sie das beleidigende Geheimnis erfuhr, daß er mit ihr verwandt sei. Andrei Antonowitsch flehte sie mit gefalteten Händen an und erzählte ihr mit rührenden Worten Blümers ganze Geschichte, und wie sie von ihrer Kindheit an Freunde gewesen wären; aber Julija Michailowna hielt sich für lebenslänglich entehrt und brachte sogar eine Ohnmacht zur Anwendung. Aber Herr v. Lembke gab ihr auch nicht einen Zollbreit nach und erklärte, er werde Blümer um keinen Preis aufgeben und aus seiner Nähe entfernen, so daß sie endlich in Staunen geriet und sich genötigt sah, Blümer zu dulden. Indes beschloß man, die Verwandtschaft noch sorgfältiger als bisher, wenn das überhaupt möglich war, zu verheimlichen und sogar Blümers Namen zu ändern; denn dieser hieß ebenfalls Andrei Antonowitsch. Blümer verkehrte bei uns mit niemand als mit einem deutschen Apotheker, hatte niemandem einen Besuch gemacht und lebte nach seiner Gewohnheit geizig und zurückgezogen. Andrei Antonowitschs schriftstellerische Sünden waren ihm schon längst bekannt. Er wurde vorzugsweise dazu berufen, seinen Roman bei geheimen Vorlesungen unter vier Augen anzuhören, und saß dann oft sechs Stunden hintereinander wie ein Pfahl da; er schwitzte und strengte alle seine Kraft an, um nicht einzuschlafen, sondern zu lächeln; wenn er nachher nach Hause kam, stöhnte er mit seiner langbeinigen, hageren Frau über die unglückliche Schwäche, die dieser Wohltäter der Familie für die russische Literatur besaß.
    Andrei Antonowitsch blickte den eintretenden Blümer mit einem leidvollen Ausdruck an.
    »Ich bitte dich, Blümer, mich in Ruhe zu lassen,« begann er hastig und in Erregung, mit dem offensichtlichen Wunsche, eine Erneuerung des Gespräches von vorhin, das durch Peter Stepanowitschs Ankunft unterbrochen war, zu vermeiden.
    »Aber das läßt sich doch auf die taktvollste Weise, ganz im stillen machen; Sie besitzen ja alle erforderlichen Vollmachten,« sagte Blümer, der respektvoll, aber hartnäckig auf etwas bestand und den Rücken krümmend mit kleinen Schritten immer näher an Andrei Antonowitsch herankam.
    »Blümer, du bist mir dermaßen ergeben und gehorsam, daß ich es jedesmal mit der Angst bekomme, sowie ich dich nur ansehe.«
    »Sie machen immer witzige Bemerkungen und schlafen dann in der Freude über das, was Sie gesagt haben, ruhig ein; aber eben dadurch

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