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Die Dämonen

Titel: Die Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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nicht, Papier und Bleistift mitzunehmen.«
    »Wozu das?«
    »Ihnen ist ja alles ganz egal, und dies ist eine besondere Bitte von mir. Sie brauchen nur dazusitzen und mit keinem Menschen zu sprechen und nur zuzuhören und manchmal zu tun, als ob Sie sich Notizen machten; na, zeichnen Sie meinetwegen auch etwas!«
    »Was ist das für dummes Zeug! Wozu?«
    »Na, wenn Ihnen doch alles egal ist; Sie sagen ja selbst immer, es sei Ihnen alles egal.«
    »Ich muß doch wissen wozu.«
    »Na, dann will ich es sagen. Ein Mitglied der Gesellschaft, ein Revisor, hat heimlich seinen Wohnsitz in Moskau genommen, und ich habe hier diesem und jenem gesagt, vielleicht werde uns der Revisor besuchen; da werden sie nun denken, Sie seien der Revisor, und, da Sie schon drei Wochen hier sind, sich um so mehr wundern.«
    »Spiegelfechtereien. Sie haben gar keinen Revisor in Moskau.«
    »Na, meinetwegen nicht, hol's der Teufel; was kümmert das Sie, und wie kann Sie das stören? Sie sind ja selbst ein Mitglied der Gesellschaft.«
    »Sagen Sie ihnen, ich sei der Revisor; ich werde dasitzen und schweigen; aber Papier und Bleistift will ich nicht vornehmen.«
    »Aber warum denn nicht?«
    »Ich will es nicht.«
    Peter Stepanowitsch ärgerte sich wütend; sein Gesicht wurde sogar ganz grünlich; aber auch diesmal bezwang er sich, stand auf und nahm seinen Hut.
    »Ist ›dieser Mensch‹ bei Ihnen?« fragte er auf einmal halblaut.
    »Ja.«
    »Das ist gut. Ich werde ihn bald fortschaffen; seien Sie unbesorgt!«
    »Ich bin auch unbesorgt. Er übernachtet hier nur. Die alte Frau ist im Krankenhause; ihre Schwiegertochter ist gestorben; ich bin seit zwei Tagen allein. Ich habe ihm eine Stelle im Zaun gezeigt, wo sich ein Brett herausnehmen läßt; da kriecht er durch; niemand sieht ihn.«
    »Ich werde ihn bald wegnehmen.«
    »Er hat mir gesagt, er habe viele Stellen, wo er nächtigen könne.«
    »Er lügt; er wird gesucht; aber hier fällt einstweilen niemandem etwas auf. Lassen Sie sich denn mit ihm in Gespräche ein?«
    »Ja, ich rede mit ihm die ganze Nacht. Er schimpft sehr auf Sie. Ich habe ihm in der Nacht aus der Offenbarung St. Johannis vorgelesen und ihm Tee gegeben. Er hat aufmerksam zugehört, sehr aufmerksam sogar, die ganze Nacht.«
    »Aber zum Teufel, da bekehren Sie ihn am Ende gar noch zum Christentum?«
    »Er ist auch so schon christlichen Glaubens. Aber seien Sie unbesorgt: er wird morden. Wen wollen Sie denn ermorden lassen?«
    »Nein, das ist nicht meine Absicht mit ihm; ich habe mit ihm etwas anderes vor ... Weiß Schatow von Fedka?«
    »Ich rede nicht mit Schatow und sehe ihn nicht.«
    »Er ist wohl böse auf Sie?«
    »Nein, wir sind nicht böse aufeinander; wir gehen uns nur aus dem Wege. Wir haben in Amerika zu lange zusammen gelegen.«
    »Ich werde gleich zu ihm hingehen.«
    »Wie Sie wollen.«
    »Ich werde vielleicht auch mit Stawrogin von dort zu Ihnen herkommen, so gegen zehn Uhr.«
    »Tun Sie das!«
    »Ich muß mit ihm über eine wichtige Angelegenheit reden ... Wissen Sie, schenken Sie mir Ihren Ball; wozu brauchen Sie ihn jetzt? Ich möchte ihn ebenfalls zu Leibesübungen haben. Ich will ihn Ihnen bezahlen, wenn's Ihnen recht ist.«
    »Nehmen Sie ihn so!«
    Peter Stepanowitsch steckte den Ball in die hintere Rocktasche.
    »Aber gegen Stawrogin werde ich Ihnen nichts geben,« murmelte Kirillow, während er den Besucher hinausließ.
    Dieser blickte ihn erstaunt an, antwortete aber nichts darauf.
    Kirillows letzte Worte befremdeten Peter Stepanowitsch außerordentlich; er war über ihren Sinn noch nicht ganz ins klare gekommen, bemühte sich aber schon auf der Treppe zu Schatow, seine unzufriedene Miene in eine freundliche umzuwandeln. Schatow war zu Hause und nicht recht wohl. Er lag auf dem Bette, war aber angekleidet.
    »Na so ein Malheur!« rief Peter Stepanowitsch von der Schwelle aus. »Sind Sie ernstlich krank?«
    Der freundliche Ausdruck war mit einem Schlage von seinem Gesichte verschwunden; etwas Boshaftes funkelte in seinen Augen.
    »Durchaus nicht,« rief Schatow in nervöser Erregung und sprang auf. »Ich bin gar nicht krank; nur der Kopf tut mir ein bißchen weh ...«
    Er war ganz fassungslos; das plötzliche Erscheinen dieses Gastes versetzte ihn geradezu in Schrecken.
    »Ich komme gerade in einer Angelegenheit, bei der man nicht krank sein darf,« begann Peter Stepanowitsch eilig und gewissermaßen gebieterisch. »Gestatten Sie, daß ich mich setze,« (er setzte sich), »und setzen Sie sich auch wieder auf

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