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Die Dämonen

Titel: Die Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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mögen sie mich suchen! Die eine Gruppe werden sie aufheben und eine andere in nächster Nähe nicht bemerken. Wir werden einen Aufruhr ins Werk setzen ... Glauben Sie wirklich nicht, daß wir beide dazu völlig ausreichend sind?«
    »Nehmen Sie Schigalew, und lassen Sie mich in Ruhe! ...«
    »Schigalew ist ein genialer Mensch! Wissen Sie, er ist ein Genie in der Art von Fourier, aber kühner als Fourier, stärker als Fourier; ich werde sein System studieren. Er hat die ›Gleichheit‹ erdacht!«
    »Er fiebert und redet irre; es muß ihm etwas ganz Besonderes widerfahren sein,« dachte Stawrogin, als er ihn noch einmal musterte. Beide gingen ohne stehen zu bleiben weiter.
    »Das ist in seinem Hefte schön,« fuhr Werchowenski fort: »er hat der Spionage ihre Stelle angewiesen. Bei ihm beaufsichtigt jedes Mitglied der Gesellschaft jedes andere und ist zur Anzeige verpflichtet. Jeder gehört allen und alle jedem. Alle sind Sklaven und in diesem Sklavenzustande untereinander gleich. In extremen Fällen kommen Verleumdung und Mord zur Anwendung; aber die Hauptsache ist die Gleichheit. Das erste, was geschehen wird, ist, daß sich das Niveau der Bildung, der Wissenschaften und der Talente senken wird. Ein hohes Niveau der Wissenschaften und der Talente ist nur höher Begabten erreichbar; aber wir brauchen keine höher Begabten! Die höher Begabten haben immer die Macht an sich gerissen und sind Despoten gewesen. Die höher Begabten müssen notwendigerweise Despoten sein und haben immer mehr zur Demoralisation beigetragen als Nutzen gebracht; die werden vertrieben oder hingerichtet. Einem Cicero wird die Zunge ausgeschnitten, einem Kopernikus werden die Augen ausgestochen; ein Shakespeare wird gesteinigt: da haben Sie den Schigalewismus! Sklaven müssen gleich sein: ohne Despotismus hat es noch nie weder Freiheit noch Gleichheit gegeben; aber in einer Herde muß Gleichheit herrschen, und das ist der Schigalewismus! Ha-ha-ha! Kommt Ihnen das sonderbar vor? Ich bin für den Schigalewismus!«
    Stawrogin suchte seinen Schritt zu beschleunigen und möglichst bald nach Hause zu gelangen. Es ging ihm der Gedanke durch den Kopf: »Wenn dieser Mensch betrunken ist, wo hat er denn Gelegenheit gehabt, sich zu betrinken? Sollte es wirklich der Kognak getan haben?«
    »Hören Sie, Stawrogin: Berge zu planieren, das ist ein schöner, keineswegs lächerlicher Gedanke. Ich bin für Schigalew! Wir brauchen keine Bildung, wir haben genug Wissenschaft! Auch ohne Wissenschaft reicht das Material auf tausend Jahre aus; was eingeführt werden muß, das ist der Gehorsam. In der Welt mangelt es nur an einem: am Gehorsam. Der Durst nach Bildung ist schon ein aristokratischer Durst. Kaum sind Familie oder Liebe da, so regt sich auch das Verlangen nach Eigentum. Wir werden dieses Verlangen ertöten: wir werden die Trunksucht, die Klatscherei, das Denunziantentum befördern; wir werden eine unerhörte Demoralisation hervorrufen; wir werden jedes Genie im Säuglingsalter ersticken. Alles wird unter einen Nenner gebracht, vollständige Gleichheit geschaffen werden. ›Wir haben ein Handwerk gelernt, und wir sind ehrliche Leute; weiter brauchen wir nichts,‹ das war vor kurzem die Antwort englischer Arbeiter. Nur das Notwendige ist notwendig, das wird von nun an der Wahlspruch des Erdballs sein. Aber es ist auch eine Art von Krampf nötig; dafür werden wir, die Leiter, sorgen. Sklaven müssen Leiter haben. Voller Gehorsam, vollständiger Verlust der eigenen Persönlichkeit; aber alle dreißig Jahre einmal gestattet Schigalew auch einen Krampf, und dann fangen auf einmal alle an, einander bis zu einem gewissen Grade aufzufressen, einzig und allein, damit es nicht langweilig wird. Die Langeweile ist eine aristokratische Empfindung; im Schigalewismus wird es kein Verlangen geben. Verlangen und Streben für uns, aber für die Sklaven der Schigalewismus.«
    »Sich selbst schließen Sie aus?« sagte Stawrogin wieder unwillkürlich.
    »Mich und Sie. Wissen Sie, ich hatte daran gedacht, die Welt dem Papste zu übergeben. Mag er zu Fuß und barfuß herauskommen und sich dem Pöbel zeigen: ›Seht, wohin man mich gebracht hat!‹ und alle werden hinter ihm herfluten, sogar die Heere. Der Papst oben, wir um ihn herum und unter uns die Schigalewsche Masse. Erforderlich ist nur, daß die Internationale sich mit dem Papste verständigt; und das wird auch geschehen. Der alte Herr wird sich augenblicklich einverstanden erklären. Es wird ihm auch gar nichts anderes

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