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Die Dämonen

Titel: Die Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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durch das ganze Zimmer zu hören gewesen war, und schloß mit starkem Nachdruck. Der Eindruck, den seine Worte hervorbrachten, war ein sehr peinlicher. Alle hatten ein unheimliches Gefühl. Ich sah, wie Julija Michailowna blaß wurde. Aber ein dummer Zufall änderte den Eindruck. Nachdem Lembke erklärt hatte, daß Maßregeln ergriffen seien, drehte er sich kurz um und wollte schnell das Zimmer verlassen; aber nach zwei Schritten stolperte er über den Teppich und wäre beinah vornüber auf die Nase gefallen. Einen Augenblick lang blieb er stehen, betrachtete die Stelle, an der er gestolpert war, und sagte laut: »Das muß abgeändert werden«; dann ging er hinaus. Julija Michailowna eilte hinter ihm her. Sowie sie hinaus war, erhob sich ein Lärm, in welchem es schwer war, etwas zu verstehen. Die einen sagten, er sei angegriffen, andere, er habe einen nervösen Anfall. Wieder andere zeigten mit dem Finger auf die Stirn; Ljamschin hielt in einer Ecke zwei Finger über der Stirn in die Höhe. Es wurden Anspielungen auf gewisse häusliche Vorgänge gemacht, natürlich alles im Flüstertone. Niemand griff nach dem Hute; alle warteten. Ich weiß nicht, was Julija Michailowna inzwischen getan hatte; aber nach ungefähr fünf Minuten kehrte sie zurück und bemühte sich aus aller Kraft, ruhig zu scheinen. Sie antwortete ausweichend, Andrei Antonowitsch sei ein wenig aufgeregt; aber das habe nichts zu bedeuten; das habe er schon von seiner Kindheit an; sie müsse das ja am allerbesten wissen, und das morgige Fest werde ihn sicherlich erheitern. Darauf folgten noch einige schmeichelhafte, aber lediglich um des Anstandes willen gesprochene Worte an Stepan Trofimowitsch und die laute Aufforderung an die Komiteemitglieder, gleich jetzt, ohne Verzug, die Sitzung zu beginnen. Nun erst schickten sich diejenigen, die nicht zum Komitee gehörten, an, nach Hause zu gehen; aber die aufregenden Ereignisse dieses verhängnisvollen Tages waren noch nicht zu Ende ...
    Schon gleich von dem Augenblicke an, als Nikolai Wsewolodowitsch hereingekommen war, hatte ich bemerkt, daß Lisa schnell und prüfend nach ihm hinblickte und dann lange die Augen nicht von ihm abwandte, so lange, daß dies schließlich Aufmerksamkeit erregte. Ich sah, daß Mawriki Nikolajewitsch sich von hinten zu ihr herunterbeugte und ihr anscheinend etwas zuflüstern wollte; aber er änderte offenbar seine Absicht, richtete sich schnell wieder gerade und sah wie schuldbewußt alle ringsumher an. Auch Nikolai Wsewolodowitsch erregte Neugier: sein Gesicht war blasser als gewöhnlich und sein Blick auffällig zerstreut. Nachdem er beim Hereinkommen jene Frage an Stepan Trofimowitsch gerichtet hatte, schien er ihn sofort zu vergessen, und er vergaß, glaube ich, wirklich, zu der Wirtin heranzutreten. Lisa sah er überhaupt nicht an, nicht weil er es nicht gewollt hätte, sondern weil er, wie ich behaupte, sie ebenfalls gar nicht bemerkt hatte. Und auf einmal, nach dem kurzen Stillschweigen, das auf Julija Michailownas Aufforderung, ohne Zeitverlust die letzte Sitzung zu beginnen, folgte, auf einmal ließ sich Lisas helle, absichtlich laute Stimme vernehmen. Sie rief Nikolai Wsewolodowitsch an.
    »Nikolai Wsewolodowitsch, ein Hauptmann namens Lebjadkin, der sich Ihren Verwandten, den Bruder Ihrer Frau, nennt, schreibt mir fortwährend unpassende Briefe, beklagt sich darin über Sie und erbietet sich, mir Geheimnisse zu enthüllen, die Sie beträfen. Wenn er tatsächlich Ihr Verwandter ist, so verbieten Sie ihm doch, mich in dieser Weise zu beleidigen, und befreien Sie mich von diesen Belästigungen!«
    Eine furchtbare Herausforderung lag in diesen Worten; das verstanden alle. Die Beschuldigung war klar und deutlich; Lisa selbst mochte vielleicht erst ganz plötzlich auf diesen Einfall gekommen sein. Es war, wie wenn jemand die Augen zukneift und sich vom Dache hinunterstürzt.
    Aber Nikolai Stawrogins Antwort war noch erstaunlicher.
    Erstens war schon das seltsam, daß er überhaupt keine Verwunderung zeigte und Lisa mit der ruhigsten Aufmerksamkeit anhörte. Weder Verlegenheit noch Zorn prägte sich auf seinem Gesichte aus. Schlicht und fest, sogar mit der Miene vollständiger Bereitwilligkeit antwortete er auf die verhängnisvolle Frage:
    »Ja, ich habe das Unglück, mit diesem Menschen verwandt zu sein. Ich bin der Mann seiner Schwester, einer geborenen Lebjadkina, schon seit fast fünf Jahren. Sie können überzeugt sein, daß ich ihm Ihr Verlangen in kürzester Zeit

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