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Die Dämonen

Titel: Die Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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seines Scharfsinnes. Aber ich meine, das ist verzeihlich. Man sagt, einer unserer Shakespeares sei in einem Privatgespräche geradezu mit der Äußerung herausgeplatzt: »Wir großen Männer können nicht anders« und so weiter, und er habe es überhaupt nicht bemerkt.
    »Dort in Karlsruhe werde ich meine Augen schließen. Uns großen Männern bleibt, wenn wir unser Werk getan haben, nichts weiter übrig, als baldigst die Augen zuzumachen, ohne nach einer Belohnung Ausschau zu halten. So werde auch ich es machen.«
    »Geben Sie mir Ihre Adresse, dann will ich zu Ihnen nach Karlsruhe an Ihr Grab kommen,« bemerkte der Deutsche mit unmäßigem Gelächter.
    »Jetzt werden auch Leichen mit der Bahn versandt,« sagte unerwartet einer der unbedeutenden jungen Männer.
    Ljamschin winselte geradezu vor Entzücken. Julija Michailowna machte ein finsteres Gesicht. Nikolai Stawrogin trat ins Zimmer.
    »Mir ist gesagt worden, die Polizei habe den Einfall gehabt, Sie anzutasten?« sagte er laut, indem er sich mit Übergehung aller andern an Stepan Trofimowitsch wandte.
    »Dieser Einfall war ein Hereinfall,« witzelte Stepan Trofimowitsch.
    »Aber ich hoffe, er wird nicht den geringsten Einfluß auf meine Bitte haben,« fiel Julija Michailowna wieder ein. »Ich hoffe, Sie werden, unbeirrt durch diese bedauerliche Unannehmlichkeit, von der ich bisher noch keine klare Vorstellung habe, nicht unsere schönsten Erwartungen täuschen und uns nicht des Genusses berauben, Ihre Vorlesung bei der literarischen Matinee zu hören.«
    »Ich weiß nicht ... ich bin jetzt ...«
    »Aber das macht mich wirklich unglücklich, Warwara Petrowna: stellen Sie sich das nur vor: gerade wo ich mich darauf freute, bald einen der bedeutendsten, unabhängigsten Geister Rußlands persönlich kennen zu lernen, gerade nun erklärt Stepan Trofimowitsch auf einmal, er beabsichtige sich von uns fernzuhalten.«
    »Das Lob ist so laut ausgesprochen worden, daß ich es allerdings nicht hätte hören dürfen,« bemerkte Stepan Trofimowitsch pointiert. »Aber ich glaube nicht, daß meine arme Persönlichkeit morgen für Ihr Fest unentbehrlich ist. Übrigens könnte ich ...«
    »Aber Sie verwöhnen ihn!« rief Peter Stepanowitsch, der schnell ins Zimmer hereingelaufen kam. »Kaum habe ich ihn ordentlich in den Zügel genommen, da kommt nun plötzlich an einem einzigen Vormittag Haussuchung, Arretierung, ein Polizist faßt ihn am Kragen, und jetzt verhätscheln ihn noch die Damen im Salon unseres Gouverneurs! Da muß ihm ja jedes Knöchelchen singen vor Entzücken; so einen Glückstag hätte er sich gewiß nie träumen lassen. Da wird er jetzt am Ende anfangen, die Sozialisten zu denunzieren!«
    »Das ist nicht möglich, Peter Stepanowitsch. Der Sozialismus ist eine zu große Idee, als daß Stepan Trofimowitsch ihn nicht anerkennen sollte,« verteidigte Julija Michailowna ihn energisch.
    »Er ist eine große Idee; aber diejenigen, die ihn verkündigen, sind nicht immer Riesen,
et brisons là, mon cher,
« schloß Stepan Trofimowitsch, zu seinem Sohne gewendet, und erhob sich in schöner Haltung von seinem Platze.
    Aber nun begab sich etwas ganz Unerwartetes. Herr v. Lembke befand sich schon seit einiger Zeit im Salon; indes schien ihn niemand zu bemerken, obgleich alle gesehen hatten, wie er hereinkam. Julija Michailowna, die immer noch an ihrer früheren Idee festhielt, fuhr fort, ihn zu ignorieren. Er hatte neben der Tür Platz genommen und mit finsterer, strenger Miene die Gespräche mit angehört. Als er die Bemerkungen über die Vorgänge vom Vormittag hörte, begann er sich unruhig hin und her zu drehen und den Fürsten starr anzusehen, dessen nach vorn vorragende, steif gestärkte Vatermörder ihn offenbar frappierten. Als er dann Peter Stepanowitschs Stimme hörte und diesen selbst hereinlaufen sah, da fuhr er plötzlich zusammen, und kaum hatte Stepan Trofimowitsch seinen geistvollen Satz über die Sozialisten ausgesprochen, als er plötzlich zu ihm trat, wobei er unterwegs Ljamschin stieß, der sogleich mit einer übertriebenen Geste und erstaunter Miene zur Seite sprang, sich die Schulter rieb und tat, als habe er einen sehr schmerzhaften Stoß erhalten.
    »Genug!« sagte v. Lembke, indem er den erschrockenen Stepan Trofimowitsch energisch bei der Hand ergriff und diese aus aller Kraft in der seinigen zusammendrückte. »Genug, die modernen Flibustier sind festgestellt. Kein Wort mehr! Es sind Maßregeln ergriffen ...«
    Er hatte so laut gesprochen, daß es

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