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Die Dämonen

Titel: Die Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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an, ohne übrigens dadurch auf ihn irgendwelchen Eindruck zu machen. Auch der Fürst blickte hin, indem er sich zu dem Deutschen mit seinen ganzen Vatermördern umkehrte und das Pincenez aufsetzte, wiewohl ohne das geringste Zeichen von Interesse.
    »... Muß einförmig erscheinen,« wiederholte Stepan Trofimowitsch absichtlich und reckte dabei jedes Wort so lang und ungeniert wie nur möglich. »Von der Art war auch mein Leben während dieses ganzen Vierteljahrhunderts,
et comme on trouve partout plus de moines que de raison,
und da ich dem vollständig zustimme, so ist es gekommen, daß ich während dieses ganzen Vierteljahrhunderts ...«
    »C'est charmant, les moines,« flüsterte Julija Michailowna, sich zu der neben ihr sitzenden Warwara Petrowna wendend.
    Warwara Petrowna antwortete mit einem stolzen Blicke. Aber Karmasinow ärgerte sich im stillen über den Effekt, den die französische Phrase gemacht hatte, und beeilte sich, Stepan Trofimowitsch mit seiner kreischenden Stimme zu unterbrechen:
    »Was mich anlangt, so habe ich mich in dieser Hinsicht vollkommen beruhigt und sitze nun schon seit mehr als sechs Jahren in Karlsruhe. Und als im vorigen Jahre die städtische Behörde eine neue Kanalisation anzulegen beschloß, da fühlte ich in meinem Herzen, daß diese Karlsruher Kanalisationsfrage mir wichtiger und interessanter war als alle Fragen meines lieben Vaterlandes ... was die ganze Zeit der sogenannten hiesigen Reformen anlangt.«
    »Ich kann nicht umhin, Ihnen das nachzufühlen, wenn auch mit widerstrebendem Herzen,« erwiderte Stepan Trofimowitsch seufzend und ließ bedeutsam den Kopf sinken.
    Julija Michailowna triumphierte: das Gespräch begann tiefsinnig zu werden und von den großen Richtungen zu handeln.
    »Ein Rohrwerk zur Ableitung der Schmutzwässer?« erkundigte sich der Doktor laut.
    »Jawohl, Doktor, eine Kanalisation, und ich habe den Herren damals sogar bei der Aufstellung des Projektes geholfen.«
    Der Doktor lachte knatternd. Nach ihm lachten viele und diesmal dem Doktor gerade ins Gesicht; indes bemerkte dieser es nicht und war über das allgemeine Gelächter sehr erfreut.
    »Gestatten Sie mir, hierin anderer Ansicht zu sein als Sie, Karmasinow,« schaltete Julija Michailowna eilig ein. »Karlsruhe in Ehren; aber Sie mystifizieren Ihre Zuhörer gern, und wir glauben Ihnen diesmal nicht. Welcher russische Schriftsteller hat so viele allermodernste typische Charaktere geschaffen, so viele höchst aktuelle Fragen gelöst und gerade auf die Hauptpunkte hingewiesen, aus denen sich der Typus der heutzutage wirkenden Männer zusammensetzt? Und da wollen Sie uns einreden, Sie wären gegen die Heimat gleichgültig und interessierten sich gewaltig für die Karlsruher Kanalisation! Ha-ha!«
    »Ja, ich habe allerdings«, lispelte Karmasinow, »in der Gestalt Pogoschews alle Mängel der Slawophilen und in der Gestalt Nikodimows alle Mängel der Freunde der westeuropäischen Kultur zur Darstellung gebracht ...«
    »Alle wahrhaftig nicht,« flüsterte Ljamschin leise.
    »Aber ich tue das nur so nebenbei, nur um irgendwie die Zeit totzuschlagen und ... um all die zudringlichen Forderungen meiner Landsleute zu befriedigen.«
    »Es ist Ihnen wohl bekannt, Stepan Trofimowitsch,« fuhr Julija Michailowna enthusiastisch fort, »daß wir morgen den Genuß haben werden, ein reizendes Produkt zu hören, eine der letzten, auserlesensten belletristischen Inspirationen Semjon Jegorowitschs; sie führt den Titel
›Merci‹.
Er kündigt darin an, daß er in Zukunft nicht mehr schreiben werde, um keine Schätze der Welt, selbst wenn ein Engel vom Himmel oder, besser gesagt, die ganze vornehme Gesellschaft ihn bitten sollte, seinen Entschluß zu ändern. Kurz, er legt die Feder für das ganze Leben nieder, und dieses reumütige
›Merci‹
wendet sich an das Publikum und dankt demselben für das dauernde Entzücken, mit dem es so viele Jahre lang die dem ›ehrenhaften russischen Gedanken‹ von ihm ununterbrochen geleisteten Dienste begleitet hat.«
    Julija Michailowna war auf dem Gipfel der Glückseligkeit.
    »Ja, ich werde mich verabschieden: ich werde mein
›Merci‹
sagen und wegreisen, und dort ... in Karlsruhe ... werde ich meine Augen schließen,« begann Karmasinow, der dem Lobe gegenüber allmählich schwach wurde.
    Wie viele unserer großen Schriftsteller (und große Schriftsteller gibt es bei uns sehr viele) konnte er Lob nicht vertragen und begann in solchem Falle sogleich schwach zu werden, trotz

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