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Die Dämonen

Titel: Die Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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Fünferkomitee. Obwohl Peter Stepanowitsch diese Versammlung selbst angesetzt hatte, verspätete er sich doch in unverzeihlicher Weise, und die Mitglieder mußten eine Stunde lang auf ihn warten. Dieser Fähnrich Erkel war jener selbe von auswärts gekommene junge Offizier, der an dem Abende bei Wirginski die ganze Zeit über mit dem Bleistifte in der Hand und mit dem Notizbuche vor sich dagesessen hatte. Er war erst vor kurzem in die Stadt gekommen, hatte sich ganz allein in einer stillen Gasse bei zwei Schwestern, alten Kleinbürgerinnen, eingemietet und mußte bald wieder abreisen; bei ihm zusammenzukommen konnte am wenigsten Aufmerksamkeit erregen. Dieser sonderbare junge Mensch zeichnete sich durch eine ganz ungewöhnliche Schweigsamkeit aus: er konnte zehn Abende hintereinander in lärmender Gesellschaft und bei den interessantesten Gesprächen dasitzen, ohne selbst ein Wort zu sagen, wobei er aber mit der größten Aufmerksamkeit seine kindlichen Augen auf die Redenden richtete und zuhörte. Er hatte ein sehr hübsches und sogar ein sehr kluges Gesicht. Zum Fünferkomitee gehörte er nicht; die »Unsrigen« nahmen an, daß er irgendwelche besonderen Aufträge rein exekutiver Art habe. Jetzt ist bekannt, daß er keinerlei Aufträge hatte, ja schwerlich selbst seine Lage begriff. Er beugte sich nur vor Peter Stepanowitsch, den er erst vor kurzem kennen gelernt hatte. Wäre er mit einem vorzeitig sittlich verdorbenen Menschen zusammengekommen und hätte ihn dieser unter irgendeinem sozialistisch und romantisch klingenden Vorwande dazu angeregt, eine Räuberbande zu bilden, und ihm als Probestück befohlen, den ersten besten Bauer totzuschlagen und auszuplündern, so wäre er unfehlbar hingegangen und hätte das gehorsam ausgeführt. Er hatte irgendwo eine kranke Mutter wohnen, der er die Hälfte seines kärglichen Gehaltes schickte; – und wie mochte sie diesen armen Blondkopf küssen und für ihn zittern und für ihn beten! Ich habe über ihn so ausführlich gesprochen, weil er mir sehr leid tut.
    Die »Unsrigen« befanden sich in großer Aufregung. Die Ereignisse der vorhergehenden Nacht waren ihnen überraschend gekommen und schienen sie ängstlich gemacht zu haben. Der einfache, wiewohl systematisch organisierte Skandal, an dessen Vorbereitung sie sich bisher so eifrig beteiligt hatten, hatte sich in einer für sie unerwarteten Weise entwickelt. Die nächtliche Feuersbrunst, die Ermordung der beiden Lebjadkins, die Gewalttätigkeit der Menge gegen Lisa, all das waren Überraschungen, die in ihrem Programm nicht vorgesehen gewesen waren. Mit Heftigkeit beschuldigten sie die Hand, die sie leitete, des Despotismus und der Unaufrichtigkeit. Kurz, während sie auf Peter Stepanowitsch warteten, hetzten sie einander dergestalt auf, daß sie wieder beschlossen, ihn noch einmal energisch um eine unumwundene Erklärung zu ersuchen und, wenn er wieder ausweichen sollte, wie das schon dagewesen war, sogar das Fünferkomitee aufzulösen, aber mit der Absicht, an seiner Statt eine neue geheime Gesellschaft »der Propaganda der Idee« zu gründen, und zwar auf eigene Hand und auf den Prinzipien der Gleichberechtigung und der Demokratie. Liputin, Schigalew und der Kenner des Volkes unterstützten diesen Gedanken ganz besonders; Ljamschin verhielt sich schweigsam, wiewohl er eine zustimmende Miene machte. Wirginski schwankte und wünschte zunächst Peter Stepanowitsch zu hören. Man entschied sich dafür, Peter Stepanowitsch zu hören; aber dieser kam immer noch nicht; durch eine derartige Rücksichtslosigkeit wurde die Erbitterung noch gesteigert. Erkel schwieg vollständig und beschränkte sich darauf, Tee zu reichen, den er von seinen Wirtinnen eigenhändig in Gläsern auf einem Präsentierbrett holte; einen Samowar hatte er nicht hereingebracht, auch ließ er die Magd nicht ins Zimmer.
    Peter Stepanowitsch erschien erst um halb neun. Mit schnellen Schritten ging er zu dem runden Sofatisch, an dem die Gesellschaft Platz genommen hatte; er behielt seine Mütze in der Hand und lehnte den Tee ab. Seine Miene war ärgerlich, streng und hochmütig. Wahrscheinlich hatte er sofort an den Gesichtern gemerkt, daß sie »rebellierten«.
    »Ehe ich den Mund auftue, packen Sie Ihren Kram aus; Sie haben etwas vor,« bemerkte er mit einem boshaften Lächeln, indem er seinen Blick über die Gesichter schweifen ließ.
    Liputin begann »im Namen aller« und erklärte mit einer Stimme, die im Gefühl der erlittenen Kränkung zitterte, wenn

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