Die Dämonen
phantastischen Komitees mitgeteilt haben?«
»Es ist richtig; nur treten Sie die Sache zu breit.«
»Ein jeder hat das Recht, sich in seiner Weise auszusprechen. Indem Sie uns zu verstehen gaben, daß solcher einzelnen Maschen des allgemeinen Netzes, das schon jetzt Rußland überziehe, zur Zeit mehrere Hunderte beständen, und indem Sie die Anschauung entwickelten, daß, wenn ein jeder seine Sache prompt ausführe, ganz Rußland im gegebenen Augenblicke auf ein Signal ...«
»Ach, hol's der Teufel, ich habe auch schon ohne Sie genug zu tun!« rief Peter Stepanowitsch, sich auf seinem Lehnstuhl ungeduldig hin und her drehend.
»Nun gut, ich werde mich kurz fassen und schließe mit einer Frage: wir haben hier bereits Skandalgeschichten erlebt; wir haben die Unzufriedenheit der Einwohnerschaft gesehen; wir sind bei dem Zusammenbruch der hiesigen Regierungsbehörde zugegen gewesen und haben daran teilgenommen; und wir haben schließlich mit eigenen Augen eine Feuersbrunst gesehen. Womit sind Sie denn unzufrieden? Ist das nicht Ihr Programm? Was können Sie uns für einen Vorwurf machen?«
»Den Vorwurf der Eigenmächtigkeit!« schrie Peter Stepanowitsch wütend. »Solange ich hier bin, dürfen Sie nicht wagen, ohne meine Erlaubnis zu handeln. Aber genug davon! Eine Denunziation steht unmittelbar bevor, und vielleicht schon morgen oder heute nacht werden Sie festgenommen werden. Nun wissen Sie es! Die Nachricht ist zuverlässig.«
Jetzt sperrten alle den Mund auf.
»Sie werden nicht nur als Aufhetzer zur Brandstiftung, sondern auch als Fünferkomitee festgenommen werden. Dem Denunzianten ist das ganze Geheimnis des Netzes bekannt. Das haben Sie mit Ihren Streichen angerichtet!«
»Gewiß Stawrogin!« rief Liputin.
»Wie? ... Warum Stawrogin?« Peter Stepanowitsch schien zu stocken. »Unsinn!« fuhr er, sich sogleich besinnend, fort, »es ist Schatow! Es ist Ihnen wohl schon allen bekannt, daß Schatow früher dem Bunde angehörte. Ich muß Ihnen die Enthüllung machen, daß ich ihn durch Personen, gegen die er keinen Argwohn hegt, habe beobachten lassen und zu meinem Erstaunen erfahren habe, daß für ihn die Einrichtung des Netzes und kurz gesagt alles kein Geheimnis ist. Um sich von der Anklage wegen früherer Beteiligung zu retten, wird er alle denunzieren. Bisher hat er immer noch geschwankt, und ich habe ihn geschont. Jetzt haben Sie ihn durch diese Feuersbrunst entfesselt: das hat ihm einen starken Eindruck gemacht, und er wird nun nicht mehr schwanken. Schon morgen werden wir als Brandstifter und politische Verbrecher arretiert werden.«
»Ist das sicher? Woher weiß es Schatow?«
Die Aufregung war eine unbeschreibliche.
»Alles ist vollkommen sicher. Ich bin nicht berechtigt, Ihnen meine Wege, und wie ich das alles entdeckt habe, zu enthüllen; aber hören Sie, was ich einstweilen für Sie tun kann: ich kann durch eine bestimmte Persönlichkeit auf Schatow so einwirken, daß er, ganz ohne Verdacht zu schöpfen, die Denunziation noch aufschiebt, aber nicht länger als für einen Tag. Für längere Zeit als einen Tag kann ich es nicht erreichen. Somit können Sie sich bis übermorgen als gesichert betrachten.«
Alle schwiegen.
»Da müßte man ja ihn selbst zum Teufel schicken!« rief als erster Tolkatschenko.
»Das hätte man schon längst tun sollen!« fiel Ljamschin grimmig ein und schlug mit der Faust auf den Tisch.
»Aber wie soll man es machen?« murmelte Liputin.
Peter Stepanowitsch griff diese Frage sofort auf und setzte seinen Plan auseinander. Derselbe bestand darin, Schatow zwecks Übergabe der in seinen Händen befindlichen geheimen Druckerei morgen bei Einbruch der Nacht an den einsamen Ort zu locken, wo sie vergraben war, und »dort dann das Erforderliche zu tun«. Er ging auf viele notwendige Einzelheiten ein, die wir jetzt weglassen, und setzte umständlich die gegenwärtigen zweideutigen Beziehungen Schatows zum Zentralkomitee auseinander, die dem Leser bereits bekannt sind.
»Alles ganz gut,« bemerkte Ljamschin unsicher; »aber wenn da wieder ... ein neues Ereignis von derselben Art stattfindet ... so wird das die Leute gar zu stutzig machen.«
»Ohne Zweifel,« stimmte ihm Peter Stepanowitsch bei; »aber auch das ist vorhergesehen. Es gibt ein Mittel, um den Verdacht völlig abzulenken.«
Und er erzählte mit derselben Genauigkeit, wie vorher, von Kirillow, von seiner Absicht, sich zu erschießen, und wie er versprochen habe, auf das Signal zu warten und bei seinem Tode ein
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