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Die Dämonen

Titel: Die Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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Zeit genau ebenso durch den Schmutz gelaufen war, um mit Stawrogin Schritt zu halten, der, gerade wie er jetzt, in der Mitte gegangen war und das ganze Trottoir eingenommen hatte. Er dachte an diese ganze Szene, und eine rasende Wut benahm ihm den Atem.
    Aber auch Liputin war wütend über die Beleidigung. Mochte Peter Stepanowitsch die andern »Unsrigen« behandeln, wie es ihm gut dünkte; aber ihn? Er »wußte« ja doch mehr als alle jene, stand der gemeinsamen Sache näher, war tiefer in sie eingeweiht und hatte bisher zwar nur indirekt, aber doch ununterbrochen sich an ihr beteiligt. Oh, er wußte, daß Peter Stepanowitsch auch ihn jetzt »schlimmstenfalls« vernichten konnte. Aber er haßte diesen Peter Stepanowitsch schon lange, und zwar nicht wegen dieser Gefahr, sondern wegen seines hochmütigen Benehmens. Jetzt, wo man sich zu einer solchen Tat hatte entschließen müssen, war er mehr ergrimmt als all die »Unsrigen« zusammengenommen. Er wußte leider, daß er »wie ein Sklave« morgen jedenfalls als der erste auf dem Platze sein und auch noch alle übrigen hinbringen werde, und hätte er jetzt, vor dem morgigen Tage, Peter Stepanowitsch auf irgendeine Weise, ohne sich selbst ins Verderben zu stürzen, töten können, so würde er ihn selbstverständlich unbedingt getötet haben.
    In seine Gedanken versunken, schwieg er und ging furchtsam hinter seinem Peiniger her. Dieser schien ihn ganz vergessen zu haben; er stieß ihn nur mitunter unachtsamer und unhöflicher Weise mit dem Ellbogen an. Auf einmal blieb Peter Stepanowitsch in einer unserer ansehnlichsten Straßen stehen und ging in ein Restaurant hinein.
    »Wo wollen Sie denn hin?« fragte Liputin, vor Wut kochend. »Das ist ja ein Restaurant.«
    »Ich will ein Beefsteak essen.«
    »Aber ich bitte Sie, da sind ja immer eine Menge Menschen!«
    »Na, das schadet ja nichts!«
    »Aber ... wir werden zu spät kommen. Es ist schon zehn Uhr.«
    »Da kommt man nie zu spät.«
    »Aber ich werde mich verspäten! Die da warten auf meine Rückkehr.«
    »Na, mögen sie; es wäre nur dumm von Ihnen, wenn Sie noch einmal zu denen hingingen. Ich habe infolge der Plackerei, die ich um Ihretwillen gehabt habe, heute noch nicht zu Mittag gespeist. Und je später wir zu Kirillow kommen, um so besser ist es.«
    Peter Stepanowitsch nahm ein besonderes Zimmer. Liputin setzte sich ärgerlich und beleidigt in einiger Entfernung von ihm auf einen Lehnstuhl und sah zu, wie jener aß. So verging eine halbe Stunde und mehr. Peter Stepanowitsch beeilte sich nicht; er aß mit Behagen, klingelte, verlangte anderen Senf, dann Bier und redete die ganze Zeit über kein Wort. Er war in tiefes Nachdenken versunken. Er konnte zwei Dinge zugleich tun: mit Appetit essen und angestrengt nachdenken. Liputin wurde schließlich so wütend auf ihn, daß er nicht imstande war, seine Blicke von ihm loszureißen. Sein Zustand hatte Ähnlichkeit mit einem nervösen Anfall. Er zählte jeden Bissen des Beefsteaks, den dieser zum Munde führte, haßte ihn für die Art, wie er den Mund öffnete, wie er kaute, wie er wohlgefällig einen besonders saftigen Bissen aussog, haßte sogar das Beefsteak. Zuletzt verwirrten sich die Gegenstände vor seinen Augen; der Kopf wurde ihm etwas schwindlig; es lief ihm abwechselnd heiß und kalt über den Rücken.
    »Sie haben nichts zu tun; lesen Sie einmal dies hier!« sagte auf einmal Peter Stepanowitsch und warf ihm ein Blatt Papier hin.
    Liputin setzte sich näher an die Kerze heran. Das Blatt war mit kleiner, schlechter Schrift bedeckt; in jeder Zeile fanden sich Ausstreichungen. Als Liputin sich hindurchgearbeitet hatte, hatte Peter Stepanowitsch schon bezahlt und ging weg. Auf dem Trottoir reichte Liputin ihm das Blatt wieder hin.
    »Behalten Sie es an sich; ich werde gleich darüber reden. Übrigens, was sagen Sie dazu?«
    Liputin bebte am ganzen Leibe.
    »Meiner Ansicht nach ... ist eine solche Proklamation ... nur eine lächerliche Abgeschmacktheit.«
    Sein Ingrimm kam zum Durchbruch; er hatte ein Gefühl, als ob er von einem Sturmwinde gepackt und vorwärts getrieben werde.
    »Wenn wir uns entschließen,« fuhr er, über und über leise zitternd, fort, »solche Proklamationen zu verbreiten, so bewirken wir, daß man uns wegen unserer Dummheit und Unkenntnis der Verhältnisse verachtet.«
    »Hm! Ich denke darüber anders,« versetzte Peter Stepanowitsch und ging festen Schrittes weiter.
    »Ich denke so, wie ich sagte; haben Sie das denn wirklich selbst

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