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Die Dämonen

Titel: Die Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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muß, ich werde nichts sagen, die Leute werden nichts erfahren.«
    »Nun, siehst du, so hat also jeder sein Geheimnis,« sagte Schatow noch leiser und ließ den Kopf immer tiefer herabsinken.
    »Aber wenn du mich bätest, würde ich es vielleicht doch sagen!« wiederholte sie verzückt. »Warum bittest du mich nicht? Bitte mich, bitte mich hübsch, lieber Schatow; vielleicht werde ich es dir sagen; bitte mich inständig, lieber Schatow, damit ich es gern tue ... lieber Schatow, lieber Schatow!«
    Aber der liebe Schatow schwieg; das allgemeine Schweigen dauerte ungefähr eine Minute lang. Die Tränen rannen still über ihre blassen Wangen; sie saß da, ohne zu wissen, daß ihre beiden Hände noch auf Schatows Schultern lagen; aber sie blickte ihn nicht mehr an.
    »Ach was! Was gehst du mich an! Es ist sogar unrecht!« rief Schatow und erhob sich plötzlich von der Bank. »Stehen Sie auf!« Er zog mir ärgerlich die Bank unter dem Leibe weg und stellte sie an ihren früheren Platz.
    »Damit er nichts merkt, wenn er kommt. Es ist Zeit, daß wir gehen.«
    »Ach, du sprichst immer von meinem Bedienten!« sagte Marja Timofejewna auflachend. »Du hast Angst vor ihm! Nun, lebt wohl, meine lieben Gäste; aber höre noch einen Augenblick, was ich sagen will! Heute kam dieser Nilowitsch mit dem rotbärtigen Hauswirt Filippow her, gerade als mein Bedienter auf mich losstürzte. Nein, wie der Hauswirt ihn packte und durch das Zimmer schleifte und mein Bedienter immer schrie: ›Ich trage keine Schuld; ich leide für fremde Sünden!‹ Kannst du es glauben: wir alle, die wir da waren, schüttelten uns nur so vor Lachen ...«
    »Ach was, Timofejewna, das war ja ich und nicht der Rotbart; ich habe ihn ja heute an den Haaren von dir weggerissen. Der Hauswirt aber ist vorgestern zu euch gekommen, um euch zu schimpfen. Das hast du verwechselt.«
    »Warte mal, das habe ich wirklich verwechselt; vielleicht bist du es gewesen. Nun, wozu sollen wir über Kleinigkeiten streiten; ihm kann es ganz gleich sein, wer ihn wegreißt,« sagte sie lachend.
    »Kommen Sie!« rief Schatow und zog mich fort. »Das Tor hat geknarrt; wenn er uns hier antrifft, schlägt er sie.«
    Wir waren kaum die Treppe hinaufgelaufen, als am Tore das Geschrei eines Betrunkenen und massenhafte Schimpfworte hörbar wurden. Schatow ließ mich in seine Wohnung hinein und schloß die Tür zu.
    »Sie müssen ein Weilchen hier warten, wenn Sie nicht einen großen Skandal hervorrufen wollen. Hören Sie, er schreit wie ein Schwein; gewiß ist er wieder über die Schwelle gestrauchelt; jedesmal schlägt er da lang hin.«
    Ohne Skandal ging es jedoch nicht ab.
     
VI.
     
    Schatow stand an seiner verschlossenen Tür und horchte nach der Treppe hin; auf einmal sprang er zurück.
    »Er kommt hierher! Wußte ich es doch!« flüsterte er wütend. »Nun werden wir ihn vielleicht vor Mitternacht nicht los.«
    Es erschollen einige starke Faustschläge gegen die Tür.
    »Schatow, Schatow, mach auf!« brüllte der Hauptmann. »Schatow, lieber Freund! ...
     
    ›Kam, dir meinen Mo-morgengruß zu bringen,
    Dir zu me-melden, daß die liebe Sonne
    Schon am Himmel str-r-rahlt, die Vöglein singen
    Hell in Wald und Feld vor Lebenswonne,
    Dir zu melden, daß auch ich erwachte,‹ (hol dich der Teufel!),
    ›Froh erwachte auf der Ba-bank von Rasen,‹ (wie auf der Prügelbank, ha-ha!),
    ›Dir zu melden, ...‹
     
    daß ich etwas trinken werde. Trinkt ja auch jedes Vöglein ein Schlückchen. Aber ich weiß nicht, was ich trinken werde. Na, hol der Teufel die dumme Neugier! Schatow, verstehst du auch wohl, wie schön es sich auf der Welt lebt?«
    »Antworten Sie ihm nicht!« flüsterte mir Schatow wieder zu.
    »Mach doch auf! Verstehst du auch wohl, daß es etwas Höheres gibt als Prügelei ... bei der Menschheit? Es gibt bei einem e-edlen Menschen Augenblicke ... Schatow, ich bin ein guter Mensch; ich verzeihe dir ... Schatow, hol der Teufel die Proklamationen, was?«
    Schweigen.
    »Verstehst du auch wohl, du Esel, daß ich verliebt bin? Ich habe mir einen Frack gekauft; sieh mal, einen Liebesfrack, für fünfzehn Rubel; die Liebe eines Hauptmanns verlangt ein anständiges äußeres Auftreten ... Mach auf!« brüllte er auf einmal wild und schlug wieder rasend mit den Fäusten an die Tür.
    »Scher' dich zum Teufel!« schrie Schatow plötzlich.
    »Kne-knecht! Ein leibeigner Knecht bist du, und deine Schwester ist eine Magd und ... eine Diebin!«
    »Du aber hast deine Schwester verkauft.«
    »Du

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