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Die Dämonen

Titel: Die Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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Sie sich!«
    »Merci!«
sagte Marja Timofejewna, indem sie die Tasse hinnahm.
    Plötzlich aber brach sie in ein Gelächter darüber aus, daß sie zu dem Diener
»merci«
gesagt hatte. Als sie jedoch Warwara Petrownas drohendem Blicke begegnete, wurde sie ängstlich und stellte die Tasse auf den Tisch.
    »Tante, Sie sind doch nicht böse?« stammelte sie mit einer Art von leichtfertiger Scherzhaftigkeit.
    »Wa-a-as?« rief Warwara Petrowna aufschreckend und richtete sich in ihrem Lehnsessel gerade. »Bin ich denn Ihre Tante? Was wollen Sie damit sagen?«
    Marja Timofejewna, die einen solchen Zorn nicht erwartet hatte, begann am ganzen Leibe mit kleinen krampfhaften Zuckungen wie bei einem Anfalle zu zittern und sank gegen die Lehne des Stuhles zurück.
    »Ich ... ich dachte, so müßte ich sagen,« flüsterte sie und blickte Warwara Petrowna mit weit geöffneten Augen an. »So hat Lisa Sie doch genannt.«
    »Was für eine Lisa?«
    »Nun, das Fräulein da,« antwortete Marja Timofejewna, mit dem Finger hinzeigend.
    »Heißt die bei Ihnen auch schon Lisa?«
    »Sie haben sie doch vorhin selbst so genannt,« versetzte Marja Timofejewna etwas mutiger. »Und im Traum habe ich eine ganz ebensolche schöne Dame gesehen,« fügte sie hinzu und lächelte dabei, anscheinend unwillkürlich.
    Warwara Petrowna überlegte und beruhigte sich ein wenig; sie lächelte sogar ganz leise über Marja Timofejewnas letzte Bemerkung. Als diese das Lächeln bemerkte, stand sie auf und hinkte schüchtern zu ihr hin.
    »Nehmen Sie; ich habe vergessen, es zurückzugeben; seien Sie nicht böse wegen meiner Unachtsamkeit!« sagte sie und nahm das schwarze Schaltuch von den Schultern, das ihr Warwara Petrowna vorhin umgelegt hatte.
    »Legen Sie es sofort wieder um, und behalten Sie es für immer! Gehen Sie, und setzen Sie sich hin; trinken Sie Ihren Kaffee, und haben Sie nur keine Furcht vor mir, liebes Kind; bitte beruhigen Sie sich! Ich fange an, Sie zu verstehen.«
    »Chère amie ...«
wagte Stepan Trofimowitsch wieder zu beginnen.
    »Ach, Stepan Trofimowitsch, hier kann man auch schon ohne Ihre Bemerkungen die Fassung verlieren; schonen wenigstens Sie mich! ... Bitte, ziehen Sie einmal da an dem Klingelzuge, neben Ihnen; er führt zum Mädchenzimmer.«
    Es trat ein längeres Stillschweigen ein. Ihr argwöhnischer, gereizter Blick glitt über unser aller Gesichter hin. Agascha, ihre Lieblingszofe, erschien.
    »Bring mir das karrierte Tuch, das ich in Genf gekauft habe! Was macht Darja Pawlowna?«
    »Das Fräulein befindet sich nicht ganz wohl.«
    »Geh hin und bitte sie hierher zu kommen! Sage, ich ließe sie sehr bitten, auch wenn sie nicht wohl sei.«
    In diesem Augenblicke wurde aus den anstoßenden Zimmern wieder ungewöhnliches Geräusch von Schritten und Stimmen, ähnlich dem von vorhin, vernehmbar, und plötzlich erschien auf der Schwelle atemlos und aufgeregt Praskowja Iwanowna, auf Mawriki Nikolajewitschs Arm gestützt.
    »Ach Herr Gott, ich habe mich nur mit Mühe hergeschleppt; Lisa, du Unsinnige, was tust du deiner Mutter an!« jammerte sie und brachte in diesem Gejammer nach der Gewohnheit aller schwächlichen, leicht reizbaren Personen alles zum Ausdruck, was sich an Erregung bei ihr angesammelt hatte.
    »Liebste Warwara Petrowna, ich komme zu Ihnen, um meine Tochter zu holen!«
    Warwara Petrowna warf ihr einen mürrischen Blick zu, erhob sich nur wenig zu ihrer Begrüßung und sagte mit kaum verhehltem Ärger:
    »Guten Tag, Praskowja Iwanowna; sei so freundlich und nimm Platz! Das habe ich mir gedacht, daß du kommen würdest.«
     
II.
     
    Für Praskowja Iwanowna konnte in einem solchen Empfange nichts Überraschendes liegen. Warwara Petrowna hatte ihre ehemalige Pensionsfreundin schon immer, seit den Tagen der Kindheit, despotisch und unter dem Scheine der Freundschaft beinah verächtlich behandelt. Aber im vorliegenden Falle war die Lage noch eine ganz besondere. In den letzten Tagen war es zwischen den beiden Häusern zu einem vollständigen Bruche gekommen, wie ich das auch bereits beiläufig erwähnt habe. Die Ursachen dieses Bruches waren für Warwara Petrowna vorläufig noch ein Geheimnis und infolgedessen um so kränkender; aber die Hauptsache war, daß Praskowja Iwanowna ihr gegenüber ein außerordentlich hochmütiges Benehmen angenommen hatte. Warwara Petrowna fühlte sich selbstverständlich dadurch verletzt, und dabei waren auch bereits gewisse sonderbare Gerüchte zu ihr gedrungen, die sie ebenfalls maßlos

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