Die Daemonenseherin
zusammen und steckten ihn in eine Schlinge. Die Ärztin verkündete ihm, dass ein paar unschöne Narben zurückbleiben würden, doch das kümmerte ihn ebenso wenig wie ihre Fragen nach dem Ursprung der Verletzung. Immer wieder erkundigte er sich nach Alessa und jedes Mal erhielt er dieselbe Antwort: »Sie ist noch im OP.«
Er wollte vor dem OP warten, um sofort bei ihr zu sein, wenn sie herauskam, daran würde ihn auch der Tropf nicht hindern. Zumindest hatte er das angenommen, bevor man ihm mitteilte, dass sich ein starkes Beruhigungs- und Schmerzmittel darin befand. Logan war auf halbem Weg zum Aufzug, der ihn von der Station nach unten in Richtung des OP bringen würde, als er zusammenklappte.
Er erwachte einige Stunden später in einem Krankenzimmer. Im Bett neben ihm lag Avery und grinste ihn an. »Wieder unter den Lebenden?« Jemand hatte die Platzwunde an seiner Stirn versorgt, ihm das Blut aus dem Gesicht gewischt und einen Verband um den Hals gelegt. »Wie fühlst du dich?«
»Wie geht es Alessa?«
»Sie ist im Aufwachraum«, erklärte Avery. »Die OP scheint gut verlaufen zu sein, doch sie hat sehr viel Blut verloren. Doktor Owens meinte, sie könnten erst in den nächsten achtundvierzig Stunden etwas Genaueres sagen.«
Logans Eingeweide zogen sich zusammen. Die Erleichterung, die er empfunden hatte, als er ihren Atem auf seiner Haut gespürt hatte, verflog.
Während der nächsten zwei Tage ging er durch die Hölle – und die Ärzte nahm er mit, zumindest brachte er sie nah an den Rand des Wahnsinns, da er sich weigerte in seinem Zimmer zu bleiben und die meiste Zeit an Alessas Bett verbrachte. Schließlich gaben die Ärzte auf und ließen ihm eine Gästeliege in den Raum stellen.
Avery blieb nur eine Nacht im Krankenhaus, man hatte sichergehen und eine Gehirnerschütterung ausschließen wollen, doch obwohl er – wie Logan auch – entlassen worden war, wich er kaum von Alessas und Logans Seite. Er fing Parker und Kent ebenso ab wie die Jungs aus dem Team, die gekommen waren, um Logan und ihn zu sehen, wofür Logan ihm unendlich dankbar war. Seine Nerven waren zu angespannt, um sich gut gemeinten Neckereien zu stellen oder Erklärungen zu liefern. All das übernahm Avery für ihn.
Als Alessa endlich die Augen aufschlug, war es, als hätte jemand die erdrückenden Gewichte von ihm genommen, die seit dem Kampf mit dem Dämon auf seiner Brust gelegen hatten. Sie war bleich und schwach, doch die Ärztin, die sie sofort untersuchte, zeigte sich zuversichtlich. »Es wird ein paar Wochen dauern, aber sie kommt wieder in Ordnung«, sagte sie nach ihrer Untersuchung zu Logan.
Sobald sie aus dem Zimmer war, richtete sich Alessas Blick auf Logan. »Er ist fort.« In ihren Augen schimmerten Tränen. »Der Dämon ist fort.«
Logan beugte sich vor und küsste sie auf die Stirn. »Ja, das ist er.«
Sie hatte großes Glück gehabt, dass sie den Ausbruch der Kreatur überlebt hatte. Auch auf dem Leith Walk waren einige mit dem Leben davongekommen – zumindest bis zu dem Augenblick, in dem der Dämon sich nach seinem Ausbruch gegen sie gewandt hatte. Ohne Averys Ablenkung hätte Alessa dasselbe Schicksal erwartet.
Während der ersten Tage, die sie noch auf der Intensivstation verbringen musste, blieb Logan die meiste Zeit an ihrer Seite. Schließlich ging es ihr besser und sie wurde auf ein normales Zimmer verlegt. Logan war klar, dass er sich früher oder später wieder seiner Arbeit zuwenden musste. Alessa stellte keine Bedrohung mehr für andere dar und befand sich auch selbst nicht länger in Gefahr, weder durch Morgan noch durch den Dämon in ihrem Körper, doch es gab noch andere dort draußen. Tickende Zeitbomben, die endlich gefunden werden mussten.
Da die Ärzte ihm jedoch noch kein grünes Licht geben wollten und ihm dringend rieten, seinen Arm noch zu schonen, musste er die Suche seinem Team überlassen. Tatsächlich gelang es ihnen binnen zwei weiterer Wochen, die restlichen Dämonenseher zu finden und an die Gemeinschaft zu übergeben. Devon, der eines Nachmittags plötzlich in der Tür stand und sich entsetzt darüber zeigte, was Alessa zugestoßen war, bedankte sich bei ihm für die getane Arbeit.
Logan schüttelte den Kopf. »Der Dank gebührt meinem Team. Sie waren es, die die Dämonenseher aufgespürt haben.« Sein Blick richtete sich auf Alessa. »Ich war anderweitig beschäftigt.«
Devon erzählte ihm von einem Haus innerhalb der Mauern des Anwesens, in dem sie die Dämonenseher
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