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Die Daemonenseherin

Die Daemonenseherin

Titel: Die Daemonenseherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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untergebracht hatten. Dort sollten sie bleiben, abgeschottet von den anderen, in Tiefschlaf versetzt, jedoch außerhalb der Isolationstanks, ganz wie er es versprochen hatte. Für Notfälle standen bewaffnete Wachen bereit. In der Zwischenzeit arbeitete ein Team ausgewählter Forscher an einer Lösung für das Problem, und nach allem, was Devon berichtete, schienen sie der schon ein ganzes Stück näher gekommen zu sein.
    »Ich soll Ihnen Grüße von Jackie bestellen«, sagte Devon an Alessa gewandt. »Sie würde sich freuen, wenn sie Sie in den nächsten Tagen besuchen könnte.«
    Alessa war noch immer schwach, doch bei der Erwähnung von Jackie zeigte sich ein Strahlen in ihren Augen. »Mich würde es auch sehr freuen.«
    Ehe sie noch etwas sagen konnte, ging die Tür auf und Parker und Kent kamen herein. »Klopf, klopf!«, rief Parker und war schon halb im Zimmer, als er Devon sah. »Ach du Scheiße! Falsches Zimmer. Sorry Leute.«
    Er machte auf dem Absatz kehrt und packte Kent beim Arm. »Das ist nicht Tante Mabels Zimmer«, sagte er und zerrte ihn hinter sich nach draußen.
    Devon runzelte die Stirn. »Waren das nicht Macalister und Hawkins?«
    »Nein, nein«, beeilte sie sich zu sagen und schüttelte den Kopf. »Das waren Peter Parker und Clark Kent – Freunde von Logan.«
    Sie war keine gute Lügnerin, das schlechte Gewissen und die Sorge, mit ihrer Lüge aufzufliegen, spiegelten sich so deutlich in ihren Augen wider, dass nur noch die Aufschrift »Stimmt nicht!« auf ihrer Stirn fehlte.
    Logans Bruder schnitt eine Grimasse. »Die beiden haben sich zwar gerade ein wenig wie Comicfiguren benommen, aber sie sind es garantiert nicht. Und wie ich sehe, haben sie die Explosion gut verkraftet – auf jeden Fall besser als der Geräteschuppen.«
    »Kannst du nicht einfach vergessen, dass du die beiden gesehen hast?«, meinte Logan.
    Devon strich sich nachdenklich übers Kinn, den Blick auf Alessa gerichtet. »Meine Vergesslichkeit ist an eine Bedingung geknüpft.«
    »Welche?« Logan wusste, wie sehr Alessa die beiden Seher mochte, deshalb war er bereit, die Bedingungen seines Bruders zu erfüllen. Wenn es sein musste, würde er sich sogar bereit erklären, weitere Aufträge für ihn zu übernehmen.
    »Nicht von dir.« Devon schüttelte den Kopf. »Von Alessa.«
    »Was?«, entfuhr es Logan und Alessa gleichzeitig.
    Statt sofort zu antworten, ging Devon zum Fenster und sah hinaus. Logan hätte ihn am liebsten gepackt und geschüttelt, bis er endlich mit der Sprache rausrückte, doch sein Bruder gehörte nicht zu den Menschen, die sich drängen ließen. Deshalb blieb er sitzen und wartete ab. Alessas Finger stahlen sich in seine Hand, ihre Haut war so kühl wie eh und je, und er glaubte zu spüren, dass sie zitterte. Beruhigend drückte er ihre Hand.
    Endlich wandte sich Devon den beiden wieder zu. »In Ordnung, hier ist mein Angebot: Ich werde dafür sorgen, dass sich niemand für Mr Parker und Mr Kent interessiert, wenn Sie sich im Gegenzug bereit erklären, wieder für uns zu arbeiten. Kommen Sie in die Gemeinschaft zurück, Alessa. Wir brauchen Sie für die Ausbildung der Seher.«
    »Kommt nicht infrage!«, rief Logan sofort.
    Devon hob die Hand. »Warte! Das ist noch nicht alles. Ihr Arbeitsplatz ist bei uns und Sie sind wieder ein vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft, mit einem Unterschied: Sie müssen nicht bei uns auf dem Anwesen wohnen. Am Ende eines Arbeitstages gehen Sie nach Hause – wo auch immer das sein mag.« Mit hochgezogener Augenbraue und einem Blick, der besagte: »Wenn das kein Angebot ist«, sah er von Alessa zu Logan und wieder zurück.
    Logan war versucht erneut zu verneinen, doch er erinnerte sich nur zu gut, wie sehr Alessa die Gemeinschaft immer verteidigt hatte. Dort waren ihre Freunde und die Menschen, die sie als ihre Familie betrachtete. Sie hatte dort eine Aufgabe und konnte auf diese Weise sogar beeinflussen, mit welchen Wertvorstellungen künftige Generationen von Sehern aufwuchsen.
    »Logan?« Sie sah ihn an.
    »Wenn du das Angebot annehmen willst, dann tu es«, sagte er. »Allerdings habe ich auch eine Bedingung.«
    »Erpressung liegt wohl bei euch in der Familie!«, rief sie entrüstet, dann seufzte sie. »Und was ist es bei dir?«
    »Dieses nach Hause , von dem Devon gesprochen hat, ist bei mir.«

Brigitte Melzer
    Geboren 1971. Ihr fulminanter Debütroman Whisper – Königin der Diebe gehörte zu den drei besten Manuskripten, die für den Wolfgang-Hohlbein-Preis 2003

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