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Die Daemonenseherin

Die Daemonenseherin

Titel: Die Daemonenseherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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Scheiße«, brummte Avery hinter dem Steuer. »Sag mir, dass der Typ kein Rennen fahren will!«
    »Ich kann dir sagen, dass du keines fahren willst.«
    Logans Warnung war deutlich. Avery nickte. »Natürlich nicht, Boss.« Was so viel heißen sollte wie: Wäre Logan nicht dabei gewesen, hätte er sich den Spaß nicht entgehen lassen.
    Wie die anderen Männer auch war Rick Avery früher Mitglied der British Army gewesen. Sie alle hatten einst den Special Forces angehört, ehe die Behörde sie für ihre eigene Spezialeinheit angeworben hatte. Avery war der Einzige, der noch immer nach Army aussah. Sein weißblonder Bürstenschnitt war so akkurat gestutzt, dass es wirkte, als könne er jemandem damit den Bauch aufschlitzen, wenn er ihm nur den Schädel in den Leib rammte. Doch das hatte Avery gar nicht nötig. Er war so riesig und mit Muskeln bepackt, dass allein sein Anblick jedem potenziellen Gegner den Angstschweiß auf die Stirn trieb. Trotzdem war er nicht nur ein Mann fürs Grobe, sondern kannte sich auch hervorragend mit Funktechnik und Computern aus.
    Jeder im Team hatte seine Spezialisierung. Sie alle waren bestens ausgebildet und während der letzten Jahre zu einer festen Einheit verschmolzen. Die Männer teilten sich sogar ein Haus, nur Logan hatte eine eigene Wohnung. Er war für das Team verantwortlich und wusste, dass er sich blind auf seine Männer verlassen konnte, doch er verbrachte weder seine Freizeit mit ihnen noch ließ er irgendetwas über sein Privatleben durchsickern. An dieser Regel hielt er konsequent fest – auch wenn sein Privatleben diesen Namen gar nicht verdiente. Sein Leben war die Arbeit für die Behörde. Und wenn er nicht zu viel darüber nachdachte, kam ihm das nicht einmal armselig vor. Logan hätte ohnehin nicht gewusst, was er anderes mit seinem Leben anfangen sollte. Er mochte seine Männer, schätzte jeden Einzelnen von ihnen, sonst hätte er sie nicht in sein Team geholt. Vermutlich kam das Team einer Familie näher als alles, was er in seinem Leben je gehabt hatte, trotzdem blieb er auf Distanz. Die Jungs respektierten ihn als ihren Anführer, und das sollte auch so bleiben. Wenn er anfinge, mit ihnen nach jedem Einsatz ins Pub zu gehen, würden sie früher oder später den Respekt vor ihm verlieren und beginnen, seine Autorität infrage zu stellen.
    Logan warf einen Blick auf den Toyota, der endlich zur Seite fuhr, um den Panther passieren zu lassen. »Fahr langsam vorbei.« Es war nicht mehr als ein Gefühl, das ihn zu diesem Befehl veranlasste. Er wandte den Kopf und erhaschte einen Blick auf den bleichen Fahrer, der wild gestikulierend mit seinen beiden Mitfahrern sprach.
    Da sah er die Handschuhe.
    Die Einzigen, die selbst im heißesten Sommer Handschuhe trugen, waren Seher. Indem sie Hautkontakt vermieden, verhinderten sie, bei jeder Berührung von Visionen überrollt zu werden. Der Fahrer des Toyotas gehörte zu ihnen – ebenfalls sein Beifahrer und die Frau auf der Rücksitzbank.
    Was haben die außerhalb der Stadt zu suchen?
    Die drei erweckten nicht den Eindruck, als hätten sie einen Passierschein, der es ihnen gestattete, die Stadt zu verlassen. Dafür waren sie zu nervös.
    Normalerweise hätte es Logan nicht interessiert, was die Seher trieben, solange sie nicht gegen Gesetze verstießen. Diese drei jedoch verhielten sich zu auffällig.
    »An der nächsten Abzweigung fahren wir von der Straße«, sagte er. »Wir lassen den Toyota passieren und hängen uns dann unauffällig dran. Halt ordentlich Abstand, damit sie uns nicht gleich bemerken.«
    Reese schob seinen kahlen Schädel zwischen den Sitzen vor und grinste. »Willst du doch ein Rennen?«
    »Mich interessiert eher, warum die Seher hier draußen unterwegs sind.«
    »Da soll mich doch …« Reese schluckte seinen Fluch hinunter. »Wilde?«
    Logan nickte. Wilde Seher waren die Einzigen, die außerhalb der Gemeinschaft der Seher lebten. Manche von ihnen wussten nicht, dass die Gemeinschaft existierte. Andere entzogen sich der Kontrolle bewusst. Sie waren es, auf die Logan und sein Team es abgesehen hatten, denn sie schreckten nicht davor zurück, ihre Fähigkeiten einzusetzen, um das Gesetz zu brechen. Jene, die sich nichts zuschulden kommen ließen, interessierten ihn nicht. Um die sollte sich die Gemeinschaft selbst kümmern.
    Sie folgten dem Toyota bis zu einem abgeschiedenen Grundstück, das sich abseits der Straße in ein enges Tal schmiegte. Nachdem der Wagen ein Gatter passiert hatte, gab Logan

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