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Die Dämonenwache. Kampf um Port Fayt (German Edition)

Die Dämonenwache. Kampf um Port Fayt (German Edition)

Titel: Die Dämonenwache. Kampf um Port Fayt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conrad Mason
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das Richtige für einen Enkelsohn. Darf ich es Ihnen vorführen?»
    Er schlingt sich das Ende der Schnur um den Finger, dann lässt er die Scheibe fallen, um sie, kurz bevor sie den Boden berührt, mit einem Ruck wieder in seine Hand zurückkehren zu lassen. Doch statt wie erwartet in seiner Hand zu landen, schießt die Scheibe nach oben und schnellt einmal, zweimal, dreimal um seinen Hals. Die Kordel schnürt ihm fest ins Fleisch.
    «Ich bin nicht wegen Spielzeugen hergekommen», sagt die alte Frau.
    Mr. Harrison schluckt, was nicht leicht ist mit der Schnur um den Hals.
    «Nein, natürlich nicht», sagt er. «Folgen Sie mir bitte.»
    Die Schnur immer noch fest um den Hals, zündet er eine Laterne an, zieht den roten Samtvorhang hinter dem Verkaufstisch beiseite und führt die Frau über eine enge Treppe in die Tiefe. Unten befindet sich eine schwere Eichentür. Mr. Harrison zieht einen Schlüssel aus der Jackentasche und öffnet sie.
    Der Raum ist noch schmaler und dunkler als der Spielzeugladen, er hat raue Steinwände und eine niedrige Decke. An den Wänden stehen Regale mit staubigen Gefäßen, Kisten und Flaschen in allen erdenklichen Größen, Formen und Farben.
    «Was kann ich für Sie tun?», fragt Mr. Harrison.
    Die alte Frau reicht ihm einen Fetzen Papier.
    Er stellt die Laterne auf ein Regal, zieht eine Rolltrittleiter in Wichtelgröße heran und macht sich an die Arbeit. Er stöbert nach den Zutaten, die auf der Liste stehen, und ist sich dabei der Schlinge um seinen Hals schmerzhaft bewusst. Er wählt einen Becher gelben Sonnenstaub, ein Filzsäckchen voller gemahlener Drachenknochen, ein winziges Fläschchen Haiblut und ein Glas Spinneneier …
    Auch wenn Mr. Harrison selbst kein Zauberer ist, versteht er eine Menge von Zauberei; und während er die Zutaten sucht, mischt er sie im Geiste zusammen. Dumpfes Entsetzen packt ihn. Er begreift. Er begreift genau, was die alte Frau im Sinn hat.
    «Sind Sie … sind Sie ganz sicher, dass Sie das alles brauchen?»
    Die alte Frau sagt nichts, aber die Schlinge an seinem Hals ruckt und lässt ihn nach Luft schnappen.
    «Gaah! Schon gut. Natürlich. Verzeihen Sie mir.»
    Mr. Harrison platziert die letzten Gefäße in einer Ledertasche und reicht sie der Frau. Als sich ihre Hand um die Tasche schließt, fällt der Lichtschein auf ihr Gesicht. Mr. Harrison traut seinen Augen nicht.
    «Beiß mich der Rachen!», stottert er. «Ich kenne Sie!»
    Er ist zu überrascht, um klar zu denken.
    «Ich dachte, Sie wären … Wie lange ist es her, dass Sie zuletzt in meinem Laden waren? Das müssen mindestens acht oder zehn Jahre sein?»
    Dann gibt Mr. Harrison einen erstickten Laut von sich. Die Schlinge um seinen Hals zieht sich fester zu …
    Immer fester …
    Und fester …

DRITTER TEIL Tormento

17. Kapitel
    D er Himmel verdüsterte sich, und es begann zu regnen. In der Bucht hörte man das Plitsch-Platsch der ersten Tropfen, die auf das Wasser und auf die gerefften Segel klatschten. Kurz darauf schüttete es, und die Bewohner von Fayt hasteten schutzsuchend davon. Wäscheleinen wurden eingezogen und Markisen eingeholt. Die Fahnen und Wimpel der Gargoyle-Gesellschaft hingen schlaff in den leeren Straßen, die grelle Farbe tropfte auf das vor Nässe spiegelglatte Kopfsteinpflaster.
    Im gemütlichen Gastraum von Bootles Pastetenladen brannte ein Feuer. Trotzdem schauderte Tabitha, als sie durch die nasse Fensterscheibe in den Regen hinaussah. In der Aufregung über das Piratenschiff war es ihr fast gelungen, die alte Frau zu vergessen: das runzlige graue Gesicht, die gebogene Nase und die dunklen, kalten Augen. Jetzt, wo Tabitha in die trübe Düsterkeit hinaussah, fiel sie ihr wieder ein. Die alte Frau war immer noch dort draußen. Wie die Spinne im Schrank. Vielleicht war sie irgendwo ganz in der Nähe. Vielleicht stellte sie ihnen nach …
    Tabitha packte den glatten Ledergriff ihres Lieblingsmessers. Sie würde sich nicht einschüchtern lassen, egal, was diese Hexe suchte. Das hier würde ein Abenteuer für sie sein. Eine Chance, sich zu beweisen und dafür zu sorgen, dass man den Namen Mandeville respektierte und nicht bedauerte. Wenn nur Newton aufhören würde, sie zu verhätscheln.
    «Noch eine Pastete, Liebes?»
    «Nein danke, Mrs. Bootle, ich bin satt.»
    Kopfschüttelnd schnalzte Mrs. Bootle mit der Zunge. Es war allgemein bekannt, dass es für die Zwillingsmutter so etwas wie «satt» nicht gab – schon gar nicht, solange noch Pasteten übrig

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