Die Dämonenwache. Kampf um Port Fayt (German Edition)
waren.
«Sonst jemand?»
Frank, Paddy und Hal saßen um einen Tisch und kauten mit dicken Backen. Selbst Old Jon knabberte an einem Pastetenstück, auch wenn er wie üblich allein in der Ecke saß und in die Ferne sah.
«Ja bitte, Ma.»
«Hm.»
«Wunderbare Pasteten – mein Kompliment an die Köchin.»
Mrs. Bootles Gesicht leuchtete auf, und sie eilte mit ihrem Tablett herbei.
Es war Tabitha ein Rätsel, wie die anderen jetzt an Essen denken konnten. Sie waren im Begriff, Phineus Clagg zu verhören! Sie würden herausfinden, was die geheimnisvolle Fracht war und was die Hexe mit ihr vorhatte. Und die Wächter hockten einfach herum und schlugen sich die Bäuche voll.
Der Schmuggler selbst saß mit gefesselten Händen auf einem Stuhl am Feuer, während Slik um ihn herumschwirrte und ihm Knoten in die langen, fettigen Haare band. Der Feenmann war nach der Rettungsaktion für eine Weile verschwunden gewesen – vermutlich um irgendwo Zucker zu stehlen –, aber inzwischen war er natürlich längst zurück. Es war undenkbar, dass sich Slik die Gelegenheit entgehen lassen würde, jemanden zu quälen.
«Kann jemand diese verflixte Fee zurückpfeifen?», flehte Clagg.
«Halt den Rand», sagte Frank, den Mund voller Pastete.
«Jawohl, halt die Klappe», sagte Slik voller Häme. Er flatterte näher und versetzte Clagg einen kräftigen Schlag auf die Stirn.
«Au!»
«Ich fürchte, Slik gehorcht nur Newton», sagte Paddy und setzte eine ernste Miene auf. «Aber keine Sorge, der taucht früher oder später schon noch auf.»
«Du fetter, besoffener Nichtsnutz», feixte Slik und pikste Clagg zur Unterstreichung bei jedem Wort in die Nase. «Warte nur, bis Newton kommt. Dann bist du dran.»
Er packte ihn an den Haaren und zerrte daran.
«Autsch!»
«Das reicht!», ertönte eine Stimme von der Tür.
Slik seufzte, ließ sich auf den Tisch sinken und streckte dem Schmuggler die Zunge heraus.
Newton betrat den Raum, die blaue Jacke nass vom Regen und mit glitzernden Tropfen auf dem kahlrasierten Schädel. Prüfend betrachtete er den im Feuerschein sitzenden Clagg. Tabitha tat es ihm gleich. Stoppliges Kinn, ungekämmte Haare, ungewaschene Kleider, ein Schielauge, ein einzelner, angelaufener Ohrring und ein ramponierter alter Mantel. Captain Phineus Clagg. Der Meisterganove, der einem Tormento getrotzt hatte. Ehrlich gesagt, machte er nicht viel her.
«Pastete, Mr. Newton?»
«Nein danke, Mrs. Bootle.»
«Ich würde nicht Nein sagen», sagte Clagg.
«Pech für Sie», sagte Slik.
Mit einer letzten Pastete auf dem Tablett eilte Mrs. Bootle in die Küche zurück. Clagg sah ihr traurig hinterher.
«Also, Clagg», sagte Newton. «Sie wissen, warum Sie hier sind?»
Clagg schüttelte den Kopf.
Newton seufzte.
«Also gut, wenn Sie es so haben wollen …»
Er zog sich einen Stuhl heran, setzte sich dem glücklosen Schmuggler gegenüber, zog seine Pfeife aus der Tasche und fing an, sie zu stopfen.
«Dann will ich Ihnen zuerst erzählen, was wir wissen. Sie haben vor drei Nächten in Port Fayt angelegt, nachdem Sie mit einer Fracht durch den schlimmsten Tormento der letzten zehn Jahre geschippert sind. Das nenne ich verdächtig. Wer mitten in einem magischen Sturm einen Klipper nach Fayt zu bringen versucht, ist entweder komplett verrückt oder unterbelichtet, oder er will der Aufmerksamkeit der Zollbeamten entgehen. Verrückt sehen Sie nicht aus, Clagg, und nach dem, was ich höre, sind Sie auch nicht unterbelichtet.
Also sind Sie ein Schmuggler. Außerdem haben Sie eine Fracht an Bord, für die Sie bereit sind, Ihr Leben aufs Spiel zu setzen – ganz zu schweigen von dem Ihrer Besatzung. Das reicht, um unser Interesse zu wecken. Als Nächstes läuft uns Ihre Kundin über den Weg, die zufällig eine extrem gefährliche Zauberin ist. Eine Hexe, um genau zu sein. Jetzt wird es richtig interessant für uns. Schmuggeln ist eine Sache, verstehen Sie? Aber sich auf illegale Zauberei einzulassen – das ist wirklich ein gefährliches Spiel.»
Jetzt waren alle Augen auf den Schmuggler gerichtet. Er öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Ein Schweißtropfen kroch ihm über die Stirn.
«Ich weiß nicht, wo Sie herkommen, aber hier in Port Fayt ist die Anwendung von Magie ohne Genehmigung verboten. Vor allem die Sorte Magie, die diese Hexe angewandt hat. Sie stecken also gewaltig in Schwierigkeiten, Clagg. Aber die gute Nachricht ist, dass ich gedenke, großzügig zu sein. Ich werde Sie laufen lassen. Vorausgesetzt,
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