Die Dämonenwache. Kampf um Port Fayt (German Edition)
herausstellte, war es im
Beschwipsten Drachen
ruhig und gemütlich und der Geruch völlig in Ordnung – jedenfalls im Vergleich zu dem, was in Port Fayt üblich war. Im Kamin brannte ein Feuer, und ein betagter Troll mit milchigen, blinden Augen kauerte auf einem Hocker daneben und zupfte sacht an einer Laute. Die Wirtin, eine matronenhafte Zwergin, polierte hinter der Theke die Zinnbecher und lächelte Tabitha freundlich an. Tabitha lächelte zurück, bestellte sich ihren Juckbohnenkaffee und die Flasche Grog für Phineus Clagg. Dann entschied sie sich für einen kleinen Tisch in der Ecke und setzte sich, um zu warten, während Slik sich auf der Tischkante niederließ und mit den Beinen baumelte.
Tabitha sah sich um. Ein paar schmuddelige Seeleute hockten vor ihren Humpen, und zwei alte Säufer kippten sich an der Theke Feuerwasser hinter die Binde und bekamen vom Rest der Welt nichts mehr mit. Alles ganz normal also.
Doch halt. Drüben am Fenster saßen vier Männer zusammen, tranken und unterhielten sich murmelnd. Aus ihren glasigen Augen schloss Tabitha, dass sie schon eine ganze Weile da sein mussten. Sie betrachtete die harten Gesichter, die schiefen Nasen und abgerissenen Kleider und kam zu dem Schluss, dass es sich um Gesindel handelte. Im schlimmsten Falle Taschendiebe oder vielleicht eine Bande Rowdys. Nichts, was sie sonderlich interessierte.
Was ihr jedoch ins Auge stach, war der Gefährte der Männer. Ein kleiner, drahtiger Junge, etwa in ihrem Alter, mit blasser rosa-gräulicher Haut und leicht spitzen Ohren, die ihn als Mischling kennzeichneten – halb Mensch, halb Kobold. Er war in eine große Decke gewickelt, ließ die Ohren hängen und hatte seinen Becher nicht angerührt.
«Mir ist langweilig», erklärte Slik. Doch das kümmerte Tabitha nicht.
Was hatte es mit dem Mischling auf sich? Er passte eindeutig nicht zu den anderen. Obwohl es so aussah, als hätten sie ihn unter ihre Fittiche genommen, ignorierten sie ihn größtenteils und bezogen ihn nicht in ihr Gespräch ein.
Tabithas Juckbohnenkaffee kam. Sie trank einen Schluck und genoss die feine, samtene Süße. Das Rätselraten konnte vorerst warten.
Die Männer standen auf. Drei von ihnen taumelten zur Theke und der vierte zur Tür, während der Mischling zurückblieb.
Dann sah Tabitha etwas. Und spuckte ihren feinen, samtenen Juckbohnenkaffee quer über den Tisch.
«Rudge hat fünfzig Dukaten auf den rothaarigen Wassermann gesetzt», spottete der dicke Mann. «Fünfzig! Was hat dich bloß geritten, zum Donnerschlag?»
«Ich hab gehört, dass er im Training einen von den kleinen Fischen umgelegt hat. Heute war einfach nicht sein Tag.»
«Nicht sein Tag ist gut. Er besteht nur noch aus Einzelteilen!»
Die Männer prusteten und stießen wieder an.
Grubb hatte das Gefühl, schon seit Stunden in der Schänke zu hocken. Er war erschöpft und wollte nichts mehr hören von Haikämpfen, Wettbetrügern und schrecklichen Frauen, denen er hoffentlich nie begegnen würde. Jetzt, wo er beschlossen hatte, das Päckchen zu öffnen, konnte er es kaum erwarten, zu sehen, was enthielt. Aber er konnte es unmöglich hier tun, vor seinen neuen Freunden. Zweimal hatte er den Versuch unternommen, zur Toilette zu gehen, um allein zu sein, aber jedes Mal hatten sie ihn mit Bestimmtheit wieder auf seinen Stuhl gedrückt.
«Habt ihr von Jakes Vetter gehört?», fragte der große Mann, der Grubb gerettet hatte. «Der losgezogen ist, um in der Alten Welt sein Glück zu machen? Er hat bis letzten Monat in Azurmouth gelebt. Eine Presspatrouille hat ihn auf ein Kriegsschiff der Liga verschleppt.» Er senkte die Stimme. «Es heißt, die Liga des Lichts hat jetzt in Azurmouth das Sagen. Und wenn der Herzog von Garran und all die andern die Presspatrouillen losschicken, was sagt euch das?»
«Wen interessiert das schon?», sagte der Dicke. «Was geht uns die Politik der Alten Welt an? Von mir aus kann die Liga hingehen, wo der Pfeffer wächst.»
«Was uns das angeht? Die Liga des Lichts? Hast du denn gar keine Ahnung?»
«Ich weiß, dass wir Menschen sind. Die armen Oger und Kobolde sind die, die sich Sorgen machen müssen. Ich habe gehört, dass man sie in Stücke hackt und bei lebendigem Leib vergräbt. Sie spießen sie neben der Straße auf Pfähle auf und solches Zeug. Aber wir sind keine Dämonenbrut, also wird uns dieser Abschaum auch nicht anrühren.»
Der große Mann schüttelte den Kopf.
«Sei dir da mal nicht so sicher, mein Freund. Wir sind
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