Die Dämonenwache. Kampf um Port Fayt (German Edition)
Röstgabel, der andere eine kaputte Flasche und der Dritte einen großen, steinharten Laib Brot.
Das Mädchen erstarrte kurz und warf Grubb dann ohne Vorwarnung den Löffel zu.
Irgendwie schaffte er es, ihn aufzufangen.
«Halte ihn bitte mal», sagte sie, als müsste sie nur kurz innehalten, um sich die Schuhe zu binden. Sie nahm einen Stuhl, holte damit aus und wandte sich den Milizsoldaten zu.
Den Kochlöffel in der Faust flüchtete Grubb durch die Tür hinaus auf die regengepeitschte Straße.
Er hatte keine Ahnung, in welche Richtung er rennen sollte, aber er rannte trotzdem, stob durch den Platzregen, patschte durch die Pfützen und hatte im Nu nasse Füße. Seine Lunge brannte. Er bog um die Ecke, dann um die nächste.
Lauf einfach weiter.
Zu seinem Entsetzen hörte er mit einem Mal hinter sich Stiefel auf das Kopfsteinpflaster knallen. Er machte größere Schritte und rannte, so schnell er konnte.
«Halt! Warte!»
Aber Grubb würde für nichts und niemanden stehen bleiben.
Das Geräusch der Stiefel kam immer näher, und dann war es plötzlich weg. Dafür ging Grubb taumelnd zu Boden und schlug mit dem Kinn auf dem Pflaster auf.
«Au!»
«Bleibst du jetzt vielleicht stehen?» Es war das Mädchen mit den blauen Haaren. Sie lag der Länge nach auf ihm und drückte ihn zu Boden. «Ich habe gesagt, du sollst ihn festhalten, und nicht wie eine durchgeknallte Fee davonstürmen.»
Grubb spuckte Dreck und Regenwasser aus.
«Wer bist du?»
Das hatte trotzig und taff klingen sollen, doch heraus kam nur ein erschöpftes Wimmern.
«Das Gleiche könnte ich dich fragen. Ich bin Tabitha. Von der Dämonenwache, schon vergessen?»
«Tabitha, gut. Toll. Ich bin Grubb. Gehst du jetzt von mir runter?»
«Nein. Na gut.»
Sie rollte von ihm herunter, und er stand auf und zog sich Hemd und Jacke zurecht. Sie waren schon wieder klitschnass und voller Straßendreck. Er rieb sich das Kinn.
«Uns kann nichts mehr passieren», erklärte Tabitha, die die Straße entlangsah. «In dem Zustand können uns die Idioten auf keinen Fall folgen. War ein ziemlich guter Kampf, was?»
«Äh …», sagte Grubb.
«Was ist das eigentlich für ein Name, Grubb?», fragte der Feenmann, der nun wieder auf Tabithas Schulter saß und unter ihrem Ohr vor dem Regen Schutz suchte.
«Halt die Klappe, Slik», sagte Tabitha.
«Ich sag doch bloß, dass es ein komischer Name ist, sonst nichts.»
«Es ist mein Nachname», sagte Grubb. «Eigentlich heiße ich Joseph.»
«Dann Joseph», sagte das Mädchen und streckte ihm die Hand entgegen. «Nett, dich kennenzulernen.»
«Ähm, ganz meinerseits», sagte Grubb und war sich nicht sicher, ob er das wirklich so meinte. Er schüttelte ihr die Hand.
«Können wir jetzt gehen?», fragte Slik.
«Gut. Flieg voraus – du kannst Newton die gute Nachricht überbringen.»
«Welche gute Nachricht? Dass du dich mit der Hafenmiliz geprügelt oder dass du dir einen Mischling als Haustier zugelegt hast?»
«He», sagte Grubb.
«Hör nicht auf ihn», sagte Tabitha. «Sag Newton einfach, ich hätte die Fracht gefunden, nach der wir gesucht haben, Slik. Falls dir das nicht zu kompliziert ist.»
Mit einem theatralischen Seufzen schoss der Feenmann davon, dass seine Flügel im Regen glitzerten.
Grubb beobachtete das Mädchen, während es dem Feenmann nachsah.
«Gehörst du wirklich zur Dämonenwache?», fragte er.
Sie nickte.
«Hm.»
Er überlegte einen Moment. Er konnte ihr den Kochlöffel geben, dem all diese verrückten Leute so verzweifelt nachjagten, in die
Beinlose Nixe
zurückkehren, sich dafür entschuldigen, dass er davongerannt war, und seine Strafe entgegennehmen. Dann würde ihm Mr. Lightly vielleicht verzeihen, und er konnte weiter Leute bedienen, am Ende des Tages saubermachen und allein auf dem kalten Schänkenboden schlafen. In den letzten beiden Tagen war er dreimal um ein Haar ums Leben gekommen. Er war nass bis auf die Haut, und ihm tat jeder Knochen weh. Es war Zeit, dieses Abenteuer sein zu lassen und nach Hause zurückzukehren.
Gib ihr den Löffel, geh deiner Wege und vergiss die ganze Sache.
Das war das Vernünftigste, was er tun konnte. Oder nicht?
«Kann … kann ich mit dir kommen?», fragte er.
Tabitha lächelte.
«Natürlich kannst du das. Ich bestehe sogar darauf.»
20. Kapitel
A uf seinem Flug unterhielt sich Slik damit, jedes Wort von Tabitha in verschiedenen albernen Tonlagen nachzuäffen:
«Falls dir das nicht zu kompliziert ist …»
Ein Kind, das ihm vorschrieb,
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