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Die Dämonenwache. Kampf um Port Fayt (German Edition)

Die Dämonenwache. Kampf um Port Fayt (German Edition)

Titel: Die Dämonenwache. Kampf um Port Fayt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conrad Mason
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zusammengearbeitet hat. Sie konnten es nicht ertragen, ihn mit meiner Mutter zu sehen, und sie … sie …»
    Grubb brach ab und fuhr sich mit dem Taschentuch über die Augen.
    Tabitha streckte die Hand aus und tätschelte seinen Arm.
    «Tut mir leid», sagte sie steif. «Tut mir wirklich leid.»

22. Kapitel
    Ü berall lagen Bücher: auf dem Boden verstreut, auf dem Fensterbrett gestapelt und an das Stuhlbein gelehnt. Staub hing in der Luft und vermischte sich mit den purpurnen Rauchschwaden aus Eugene Wyrmwoods Lieblingspfeife.
    Er saß gebeugt hinter seinem Schreibtisch, spähte durch die Lesebrille und blätterte in einem großen Folianten mit dem Titel
Dr. Leopold Collingsworths Enzyklopädie der Meeresdämonen
, während draußen der Donner grollte. O, P, Q …
    Das stand es.
    Der Rachen. Der Dämon, der Thalin den Navigator getötet hatte – so hieß es jedenfalls.
    Er versuchte sich auf das Buch zu konzentrieren, aber die Kopfschmerzen waren wieder da. Das Festival des Meeres war natürlich schon anstrengend genug, schließlich mussten das Große Seefest und der Umzug organisiert werden, aber der Besuch des Liga-Botschafters hatte alles noch viel schlimmer gemacht. Was er auch tat, er konnte das schreckliche Essen und den Herzog von Garran mit seinem sanften rosa Gesicht und den kalten farblosen Augen einfach nicht vergessen. Mutter hätte gewusst, was zu tun war. Sie wäre mit alldem viel, viel besser fertiggeworden als er. Kopfschüttelnd versuchte er abermals, all diese Gedanken zu verdrängen.
    Nur wenige haben den Großen Rachen je erblickt und überlebt, las er . Und noch weniger hinterließen Berichte über die Erscheinung des Ungetüms, wobei selbst diese wenigen sich in erheblichem Maße widersprechen. Das legt die Vermutung nahe, dass entweder das Ungetüm die Wandlungsfähigkeit eines Gestaltwandlers besitzt oder dass die meisten, wenn nicht gar alle Geschichten phantastisch ausgeschmückt oder schlimmstenfalls sogar frei erfunden sind. Alles in allem neige ich zur letzteren Annahme.
    Der Rachen ist wohl am ehesten bekannt als das Ungetüm, das Thalin den Navigator tötete, den Gründer von Port Fayt auf den Mittleren Inseln. Es heißt, Thalin habe die Stadt 1214 gegründet und sie zehn Jahre lang erfolgreich regiert. Ruhelos und begierig nach neuen Abenteuern segelte er alsdann mit seinen drei Schiffen, der Gargoyle, der Reverentia und der Morgenstern, davon. (Interessanterweise wurden diese Namen späterhin von den drei Handelsgesellschaften übernommen, die sich in Port Fayt seit Ausgang des 15 . Jahrhunderts die Macht miteinander teilen.) Thalins Weg, so heißt es, habe ihn in ein Gebiet etwa zwei Seemeilen südlich der Einsamen Insel geführt, wo man den Fariangraben, die Heimstätte des Rachens, vermutet. Keines der Schiffe ward jemals wieder gesichtet. Ein beliebter Kindervers über den Rachen lautet:
     
    «Im Fariangraben der Rachen haust,
    wo den Matrosen vor der Tiefe graust …»
    Der Gouverneur nahm seine Brille ab und schlug das Buch zu. Es enthielt nichts, was nicht jeder Fayter bereits in- und auswendig kannte. Er schob den Folianten fort. Nach kurzem Zögern zog er seine Schublade auf und holte die Puppe heraus, die darin lag.
    Sie bestand aus nicht mehr als einigen grob zusammengenähten und mit Bohnen gefüllten Stoffstücken, die bereits auseinanderfielen. Ein schwarzbemantelter Milizsoldat mit einem aufgestickten Lächeln und zwei Knöpfen als Augen. Bei ihrem Anblick überkamen ihn die merkwürdigsten Empfindungen.
    Es klopfte an der Tür, und ein Sekretär steckte den Kopf ins Zimmer. Eugene Wyrmwood ließ das Spielzeug auf der Stelle fallen, schob die Schublade zu und fühlte, wie er errötete.
    «Ich …» Er räusperte sich. «Ich will doch sehr hoffen, dass es dringend ist.»
    «Ja, Mr. Wyrmwood, Sir. Colonel Derringer verlangt Sie zu sprechen. Er sagt, die Sache duldet keinen Aufschub.»
    «Nun gut, schicken Sie ihn herein.»
    Wyrmwood stopfte seine Pfeife neu und rieb sich die schmerzende Stirn. Er mochte Colonel Derringer nicht. Der Mann war schwierig und fordernd, und der Gouverneur hatte den starken Verdacht, dass Derringer ihn, trotz der vielen Verbeugungen und Kratzfüße, für einen Idioten hielt. Und dann dieses schreckliche, selbstgefällige Lächeln …
    Der Colonel kam hereinmarschiert und trug genau jenes Lächeln zur Schau, an das Wyrmwood gerade gedacht hatte. Ein dicker Mann begleitete ihn, der die Uniform eines Milizsoldaten und die Streifen

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