Die Daemonin des Todes
hatte allen Grund, ihm zu glauben: Er hatte eine wunderschöne Frau namens Lucia geliebt, und sie war von eben jenem Dämon in eine Vampirin verwandelt worden.
Als Lucias Geliebter (so frei war sie in der Liebe! Unglaublich!) war er in ihrem Schlafgemach gewesen, als das Ungeheuer durch das Flügelfenster eingedrungen war und seine Geliebte angegriffen hatte, während er, versteckt hinter den Vorhängen, stumm und hilflos alles beobachtet hatte. Das Ungeheuer hatte gemurmelt: »Sie werden mich bald finden.«
Seine Geliebte lag reglos und tot da, nachdem die Kreatur durch das Fenster entkommen war. Gaetano hatte sich an ihre Seite gesetzt, weinend und unter Schock. Und dann, drei Stunden später, war seine Liebste wieder auferstanden, hatte ihn gesehen und gelacht und ihm ihren Namen verraten: Veronique.
Er hatte den Namen bereits gekannt.
Er wusste, was sie war.
Durch sorgfältige Beobachtungen und Nachforschungen - und mit Hilfe hoch bezahlter Spione und Informanten - hatte er schließlich erfahren, dass Peter Toscano und seine Mätresse Angela Martignetti Vampirjäger waren. Und er hatte daraufhin geplant, ihnen im Schutz der Nacht die Tagebücher seines Vorfahren zuzuspielen. Er wagte es nicht, offen an sie heranzutreten, denn er argwöhnte, dass Lucia ihn überwachen ließ.
Und so schlich er sich mit Hilfe eines Bundesgenossen, der in Toscanos Diensten stand, in die Villa und legte das Buch ehrfürchtig und hoffnungsvoll auf den Schreibtisch des großen Mannes.
In England versammelten sich die alten Männer um einen Tisch aus poliertem Ebenholz. Heilige Symbole und Runen waren in die Platte geschnitzt und die Wände des Raumes waren mit Zeichen und Siegeln bemalt, um das Böse abzuwehren.
»Es ist bewiesen«, erklärte Lord Chestleborough. »Die Jägerin und der Wächter sind… ein Liebespaar.«
Sir Adrian blickte verärgert drein. Er hatte für Peter Toscanos Charakter gebürgt, als der Mann gebeten hatte, der derzeitigen Jägerin zugeteilt zu werden. Jetzt stand er wie ein Narr da.
Lord Covingtons Gesicht war rot vor Zorn. »Bei Gott, wir werden ihm die Hölle heiß machen.«
Auf der anderen Seite des Tisches trommelte Lady Anne, das einzige weibliche Mitglied des Wächterrats, mit den Fingerknöcheln auf die Platte. »Wenn die Jägerin umkommt… die Strafen für die grundlose Opferung einer guten Jägerin sind hoch.«
»Wächter gibt es für zwei Pence das Dutzend«, bemerkte Sir Adrian. »Und ich schätze, wir sind der Beweis dafür, eh, Gentlemen?«
Veronique lächelte vor sich hin, als sich der burgunderrote Samtvorhang zum letzten Mal senkte. Sie zog die langen schwarzen Handschuhe über ihre Oberarme und klappte ihren perlenbesetzten Fächer auf. Die Oper war zu Ende.
Die Jägerin und ihr Wächter würden bestimmt bald zuschlagen.
Bewusst langsam sammelte sie ihre Sachen ein - den Strauß dunkelroter Rosen, das schwarze Samthandtäschchen. Ihr schwarzer, perlenbesetzter Schal hing lose und kokett um ihre Hüfte. Sie wusste, dass ihr an diesem Abend mehr als ein Mann begehrliche Blicke zugeworfen hatte.
Natürlich hatte sie einen Begleiter - keine Dame würde sich ohne in die Öffentlichkeit wagen -, Marcello, einer der Vampire, die sie erschaffen hatte. Er war strohdumm, und sie bedauerte es fast, ihn verwandelt zu haben, aber immerhin machte er in seiner formellen Abendkleidung eine gute Figur.
»Amore mio«, murmelte sie. »Die Jägerin ist hier. Mit ihrem Wachhund.«
»Ah, nein«, flüsterte er erregt zurück. »Hab keine Angst, cara. Ich werde dich beschützen.«
»Ja, natürlich wirst du das, mein Herz.« Sie lächelte ihn liebevoll an. »Wenn wir nach draußen zur Kutsche gehen, musst du für meine Sicherheit sorgen, mein Hübscher. Wirst du das tun?«
Er legte seine Hand aufs Herz. »Selbst wenn das meinen Tod bedeutet.«
Oh, das wird es, dachte sie amüsiert.
Sie folgten der Menge nach draußen. Die Nacht war warm und von den Düften exotischer Parfüms und Blumensträußchen erfüllt. Elegante Männer und ihre hinreißenden Mätressen schlenderten zu den Kutschen. Exquisit gekleidete Ehefrauen klammerten sich besitzergreifend an die Arme ihrer gefangenen Ehemänner, die sehnsuchtsvoll den Kurtisanen nachschauten, die anderen Männern gehörten. Junge Mädchen und ihre gleichermaßen jungen Verehrer wechselten unter den wachsamen Augen der Aufsichtspersonen scheue Blicke - unverheiratete Tanten, vertrauenswürdige verheiratete Schwestern, sogar Brüder. Alle waren auf dem
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