Die Daemonin des Todes
Brandy über die Meringues gegossen und sie angezündet. Das Ergebnis war eine magische Parade brennender Desserts gewesen. Der Anblick hatte Buffy verzaubert, und Joyce hatte ihr versprochen, ihr dieses Dessert zu Hause zu machen.
Seitdem waren fast drei Jahre vergangen, und sie hatten es immer noch nicht geschafft.
Joyce fragte: »Möchtest du etwas Rührei?« Sie blätterte in dem Buch. »Oh, sieh mal, hier ist das Rezept für Karamellbonbons. Erinnerst du dich noch an deine Tante Jamie? Sie hat sie jedes Jahr zu Weihnachten gemacht.«
Buffy hatte das Gefühl, als hätte ihre Mutter ihr einen Schlag in die Magengrube versetzt. Jamie, die beste Freundin ihrer Mutter - keine richtige Tante - war an Eierstockkrebs gestorben, als Buffy zehn gewesen war. »Sie hat immer zu viel Zucker genommen«, sagte Buffy.
»Daran kannst du dich unmöglich erinnern«, wehrte Joyce ab. »Und außerdem waren sie perfekt.«
Man soll nichts Schlechtes über Tote sagen, dachte Buffy. Sie seufzte und erklärte: »Es wäre schön, wenn wir dieses Jahr zu Weihnachten welche machen würden. Wir könnten so die Familientradition fortsetzen.«
»Hmm?« Ihre Mutter hatte bereits weiter geblättert. »Oh, schade, dass wir keine Walnüsse haben. Das klingt wirklich lecker.«
Ihre Mom war nervös. Sie plapperte immer so vor sich hin, wenn sie sich nicht richtig konzentrieren konnte. Dann sah ihre Mom sie an und sagte: »Buffy, nach der Beerdigung machst du flammendes Alaska, in Ordnung? Für jeden, den du kennst.«
Ihre Mutter starb vor ihren Augen. Sie hörte einfach auf zu existieren. Ihr Gesicht wurde grau, ihre Augen erloschen.
Und dann ging sie in Flammen auf, verwandelte sich in eine Feuersäule, die bis zum Himmel reichte.
Buffy fuhr schreiend hoch. Für ein paar Sekunden bekam sie keine Luft. Sie riss sich zusammen und kämpfte gegen die Tränen an. Es war nur ein Traum, versuchte sie sich zu beruhigen.
Dann hörte sie das leise Klatschen, mit dem die Morgenzeitung auf der Veranda landete, und mehr um sich abzulenken als aus echtem Interesse an den Nachrichten, ging sie nach unten, um sie zu holen.
»Drei Vermisste. Gräber geschändet. Gangs im Verdacht«, lauteten die Schlagzeilen der Sunnydale Gazette.
Buffy runzelte die Stirn und überflog den Artikel, während sie mit der Zeitung wieder ins Haus ging. Drei Menschen wurden vermisst und aus vier Gräbern waren die Leichen verschwunden.
Das ist wirklich gespenstisch, dachte sie, und hätte dann fast laut aufgelacht. Wann war es in Sunnydale nicht gespenstisch?
Venedig, 1872
Angela Martignetti hatte ein Geheimnis, und es war nicht die simple Tatsache, dass sie eine Jägerin war: Sie hatte sich unsterblich in ihren Wächter verliebt.
Aber welche Frau konnte ihm schon widerstehen? Peter Toscano war unglaublich männlich, außerordentlich gut aussehend und, was seine Unwiderstehlichkeit noch verstärkte, extrem reich und hoch gebildet. Er sprach nicht nur Italienisch, sondern auch Englisch, Französisch und Deutsch. Ganz gleich, wohin sie auch reisten, er war schon einmal dort gewesen. Ganz gleich, mit welchem Dämon oder Monster sie es zu tun bekam, er hatte bereits seine Herkunft und Schwächen erforscht… in der Muttersprache des jeweiligen Wächters, dessen Tagebücher und Unterlagen die entsprechenden Informationen enthielten.
Diese große Liebe beschwor eine gefährliche und prekäre Situation für beide herauf. Denn Peter erwiderte Angelas Gefühle. Wenn der Wächterrat davon erfuhr - was höchstwahrscheinlich nur eine Frage der Zeit war -, musste Peter mit einer empfindlichen Strafe rechnen. Zumindest würde der Rat sie voneinander trennen und Angela einen neuen Wächter zuweisen. Der Rat, eine Bande blassgesichtiger Engländer… was verstanden sie schon von Leidenschaft, von Liebe?
Zuerst hatten die beiden sich größte Mühe gegeben, ihr Geheimnis für sich zu behalten. Doch in der letzten Zeit war es immer schwerer geworden, den Schein zu wahren. Daheim versuchten sie nach wie vor, vorsichtig zu sein, und taten so, als würden sie studieren und diskutieren, während sie sich jede Nacht liebten, wobei sich Peter diskret in sein eigenes Zimmer zurückzog, bevor das Dienstmädchen am Morgen hereinkam, um die Vorhänge zurückzuziehen und ihm eine Tasse Kaffee zu servieren. Aber Angela wusste, dass sie bei weitem nicht vorsichtig genug waren. Doch sie war so tief in die Affäre verstrickt, dass sie nicht einmal in der Lage war, sich überhaupt Sorgen zu
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