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Die Darwin-Kinder

Die Darwin-Kinder

Titel: Die Darwin-Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Wesentliches.
    »Was haben ein grüner Käfer und ein Rasenmäher miteinander gemein?«, flüsterte Felice, die, nur durch den Gang getrennt, neben Stella saß. Offenbar wollte sie Ellie, die stets solche Sprüche auf Lager hatte, vorübergehend ersetzen.
    Niemand antwortete, das Spiel hatte sich tot gelaufen.
    Diesmal hatte das Treffen mit den jungen ihnen zu schaffen gemacht. Und irgendwie war Stella und den anderen Mädchen klar, dass es nur noch schlimmer werden würde. Es war an der Zeit, dass man sie in Ruhe ließ; dass man Jungen und Mädchen ohne Überwachung Zusammensein ließ, damit sie die Dinge selbst klären konnten.
    Stella glaubte nicht, dass die Menschen das je zulassen würden. Man würde sie für immer und ewig getrennt voneinander halten, wie Tiere im Zoo.

    »Du produzierst Düfte«, warnte Celia, die hinter ihr saß, im Flüsterton. »Miss Kantor hat ihren Geruchsdetektor eingeschaltet.«
    Stella wusste nicht, wie sie es verhindern sollte. Sie konnte die Veränderungen, die auf sie zukamen, bereits spüren.
    »Du auch«, flüsterte Felice Celia zu.
    »Verdammt.« Celia rieb sich mit großen Augen die Stelle hinter den Ohren.
    »Mädchen«, rief Miss Kantor von vorne, »haltet den Mund und seht euch den Film an.«

    19
    Baltimore

    Um Punkt elf betrat Kaye das Besprechungszimmer im zwanzigsten Stock von Americol, gefolgt von Liz. Robert Jackson war schon da. Über die Jahre hatte sein Haar zwar die Farben von Salz und Pfeffer angenommen, ansonsten jedoch hatte er, was Aussehen und Benehmen betraf, wenig an Reife gewonnen. Mit der bleichen Haut, die fast schon ins Bläuliche spielte, seiner scharf gezeichneten Nase, der ausgeprägten Kinnpartie und dem lässigen Dreitagebart konnte er immer noch als gut aussehend gelten. Bei jeder Begegnung bohrten sich seine dunkelgrauen Augen, die an Quarz erinnerten, in die von Kaye, die ihn, wenn irgend möglich, schnitt.
    Rechts und links von Jackson, an den Tischecken, wo sie ihn flankieren konnten, saßen zwei seiner wissenschaftlichen Hilfskräfte – Forschungsassistenten, die ihren Doktor an der Cornell- und Harvard-Universität erworben hatten, beide Ende zwanzig, beide mit dunkelbraunen Haaren, kräftige Burschen, augenblicklich jedoch so nervös und zurückhaltend, wie es ihrem jugendlichen Alter entsprach.
    »Marge wird in wenigen Minuten hier sein«, teilte Jackson, der sich halb von seinem Platz erhoben hatte, Kaye mit.
    Immer noch hegte er einen persönlichen Groll gegen sie, dessen Ursache sechzehn Jahre zurück lag. Beim ersten Auftreten von SHEVA war es zu einer peinlichen Situation gekommen, als Jackson glaubte, Marge und Kaye hätten sich gegen ihn verbündet. Langfristig gesehen, war der Punkt an ihn gegangen, aber Jackson neigte von seinem ganzen Wesen her dazu, nachtragend zu sein. In Fragen der Abteilungspolitik und der kollegialen Zusammenarbeit reagierte er ebenso emotional wie in Fragen der Wissenschaft, die er als Ideal und Wert an sich hochhielt.
    Kaye fragte sich, warum sich Jackson bei einem derart ausgeprägten Sinn für Aspekte des Gemeinschaftslebens in der Genetik so wenig hervorgetan hatte. Nach Kayes Verständnis hatten Prozesse, die Entwicklungen auslösten, ob genetische oder soziale, vieles miteinander gemein. Diese Auffassung ging Jackson völlig gegen den Strich, er hielt sie für Ketzerei.
    Auch die Vertreter von drei anderen Forschungsabteilungen, zwei Männer und eine Frau, alle Ende vierzig, waren vor Kaye und Liz eingetroffen. Völlig in Gedanken versunken, beugten sie die Köpfe über ihre mit Touchscreens ausgestatteten Notebooks und gingen die Tagesaufgaben durch. Ohne Zugang zum Netz war keine Arbeit mehr vorstellbar. Als Kaye ins Zimmer trat, blickten sie nicht einmal auf, obwohl sie mit den meisten bekannt war und sich mit ihnen auf Americols Cocktail- und Weihnachtspartys unterhalten hatte.
    Kaye und Liz setzten sich mit dem Rücken zum hohen Fenster, das Aussicht auf die Innenstadt Baltimores bot. Kaum hatten sie Platz genommen, spürte Kaye, wie aus einem Lüftungsschlitz im Fußboden kalte Luft emporstieg und an ihrem Rücken hochwanderte. Jackson hatte die Plätze an der Klimaanlage wohlweislich ihnen überlassen und thronte am Kopfende des Tisches, ihnen direkt gegenüber.
    Gleich darauf kam Marge Cross herein, ausnahmsweise ohne Begleitung. Offenbar war sie nicht gerade in Hochstimmung.
    Cross war eine stattliche Erscheinung von Mitte sechzig. Ihr kurzes dünnes Haar leuchtete hennarot, ein

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