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Die Darwin-Kinder

Die Darwin-Kinder

Titel: Die Darwin-Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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dass unser Denken und das Gedächtnis biologisch bedingt sind, und auch das, was wir hinterlassen, ist reine Biologie. Der Rufer spricht all unsere Sinne an und sie alle kennen das Gebet. Allem was lebt, vom Niedrigsten bis zum Höchsten, versichert der Rufer, dass es mehr gibt, als wir in unserer Beschränktheit zu erfassen vermögen. Mehr kann er nicht tun. Denn ihm ist daran gelegen, dass jeder Geist mit völliger Willensfreiheit ausgestattet ist. Diese Freiheit ist kostbar; sie bereichert und beseelt das, was der Rufer liebt.
    Geist und Gedächtnis bilden die kostbare Schale der noch kostbareren Frucht.
    Während der Embryo erschaffen wird, werden wir geformt; wir sterben, unsere Zellen sterben, damit andere Gestalt annehmen können; nur für den Rufer sichtbar, entwickelt und verändert sich diese Gestalt; letzten Endes muss alles bis auf den Kern abgetragen werden, wenn es seinen Beitrag geleistet hat.
    Die Erinnerungen fallen von einem ab. Wir sind geformt. Es wird kein Urteil über uns gefällt, denn im Leben gibt es nichts Vollkommenes, nur Freiheit. Ob wir Erfolg haben oder scheitern, zählt gleich viel – denn aus dieser Liebe können wir nicht herausfallen.
    Wir sind weder vergessen noch verloren, wenn wir sterben und verstummen.
    Denn die Stille überstrahlt alles, was vergangen ist, Liebe, Mühsal und Qual.
    Auch die Stille gibt Zeichen.

    Während die Ärzte und Schwestern kamen und gingen, blieb Mitch bei Kaye sitzen und sah zu, wie sie innerlich immer mehr zur Ruhe kam, falls das überhaupt möglich war. Noch atmete sie, noch schlug ihr Herz mit langsamen, leisen Klopftönen.
    Ehe er schließlich einnickte, küsste er sie zu guter Letzt auf die Stirn und sagte: »Gute Nacht, Eva.«
    Mitch schlief im Sessel. Ins Zimmer kehrte Ruhe ein. Die Welt schien leer und neu.
    Bei Kaye kehrte Stille ein.
    Im Traum wanderte Mitch über hohes Felsgebirge. Auf den Schneefeldern begegnete er einer Frau.

    Lynnwood, Washington 2002

    Kritisches Nachwort

    Viele der wissenschaftlichen Aussagen in diesem Roman sind noch umstritten. Nun ist es in der Wissenschaft durchaus üblich, sich anfangs auf Mutmaßungen zu verlassen und diese im Laufe der Zeit mit Forschungsergebnissen, empirischen Befunden und dem allgemeinen Konsens unter Experten zu erhärten. Die in meinem Roman entwickelten Hypothesen stützen sich allerdings allesamt bis zu einem gewissen Grad auf Forschungsergebnisse, die in Fachpublikationen oder seriösen wissenschaftlichen Zeitschriften erschienen sind. Ich habe mir große Mühe gegeben, wissenschaftliche Kritik gebührend zu berücksichtigen und bei Stellen, die Fachleute als allzu spekulativ empfanden, die entsprechenden Korrekturen vorzunehmen.
    Wenn der vorliegende Roman dennoch Fehler oder Irrtümer enthält, so sind sie ausschließlich mir anzulasten. Beratende Wissenschaftler oder andere in der Danksagung aufgeführte Experten, die mich durch kritische Lektüre des Manuskripts unterstützt haben, tragen dafür keinerlei Verantwortung.

    Auch die hier präsentierten theologischen Spekulationen basieren auf empirischen Erfahrungen, sowohl auf persönlichen als auch auf solchen, die ich einer Reihe einschlägiger Bücher entnommen habe. Allerdings ist es außerordentlich schwierig, diese Erfahrungen in wissenschaftlicher Form darzustellen, da sie zwangsläufig auf persönlichem Erleben beruhen. Das beeinträchtigt den subjektiven Wahrheitsgehalt der Aussagen nicht, sondern heißt lediglich, dass diese Art von Lebenserfahrung in derselben Kategorie wie andere menschliche Urerlebnisse – etwa Liebe, abstraktes und kreatives Denken oder die künstlerische Inspiration – anzusiedeln ist.
    All diese Erfahrungen sind subjektiv und werden in der Regel mündlich übermittelt, dennoch sind sie nahezu universal. Nur tut sich die Forschung gegenwärtig noch überaus schwer damit, solche Erfahrungen zu begreifen oder in Zahlen und Daten auszudrücken.
    Naturgemäß drängen sich einige Fragen zur Evolutionstheorie auf: Vertrete ich die neo-darwinistische Theorie rein zufälliger Entwicklungen oder bin ich ein Anhänger der Auffassung, dass es so etwas wie einen göttlichen Plan gibt, der uns von außen steuert? Die Antwort kann nur
    weder
    – noch
    lauten. Unterstütze ich
    fundamentalistische Ansätze oder die kreationistische Lehre, die unseren Ursprung buchstabengetreu aus der Schöpfungsgeschichte herleitet? Keinesfalls.
    Meiner Ansicht nach besteht das Leben auf der Erde aus vielen Schichten neuraler

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