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Die Darwin-Kinder

Die Darwin-Kinder

Titel: Die Darwin-Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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die mit längerfristig wirkenden Mitteln zur Virenabwehr imprägniert war. Danach mussten sie sich von Kopf bis Fuß in Schutzanzüge aus Kunststoff hüllen und ihre Helme und Überdruckschläuche anlegen.
    Mrs. Rhine und ihre Gefährtinnen im Zentrum sahen niemals wirkliche menschliche Wesen aus Fleisch und Blut, sondern nur Besucher, die in ihren Schutzanzügen den großen Ballons bei einer Parade des Kaufhauses Macy ähnelten.
    Ehe Freedman und Dicken das Zentrum verließen, mussten sie sich – noch in den Schutzanzügen – einer Dusche mit Desinfektionsmitteln unterziehen, sich danach ganz ausziehen, nochmals duschen und jede Körperöffnung schrubben. Die Schutzanzüge würde man einweichen und über Nacht sterilisieren, die Unterwäsche verbrennen.
    Die vier hier internierten Frauen wurden gut verpflegt und trieben regelmäßig Sport. Automatische Geräte sorgten für die Pflege und Wartung ihrer Wohnungen, die etwa die Größe von Zwei-Zimmer-Appartements hatten. Sie hatten ihre Hobbys –
    vor allem Mrs. Rhine war überaus aktiv – und Zugang zu einer großen Auswahl an Büchern, Zeitschriften, Fernsehprogrammen und Filmen. Allerdings blieb es natürlich nicht aus, dass die Frauen immer wunderlicher wurden.
    »Irgendwelche Tumore?«, fragte Dicken.
    »Ist das eine amtliche Befragung?«, wollte Freedman wissen.
    »Nur eine persönliche Frage.«
    »Nein, aber das ist bloß eine Frage der Zeit«, erklärte Freedman.
    Dicken übergab der Krankenpflegerin die Blumen. »Kochen Sie die aber bloß nicht ab«, bemerkte er.

    »Ich werde sie mir persönlich vornehmen«, versprach die Pflegerin lächelnd. »Noch ehe Sie hier fertig sind, wird sie die Blumen in den Händen haben.« Sie reichte ihnen zwei versiegelte weiße Papiertüten, die ihre Unterwäsche enthielten, und zeigte ihnen den Weg zu den Desinfektionseinrichtungen und den großen Schränken, in denen ihre Schutzanzüge hingen. Die Anzüge glänzten so grün wie eingelegte Dillgurken.
    Selbst in Fort Detrick eilte Christopher Dicken sein legendärer Ruf voraus. Er hatte Mrs. Rhine in einem Motel in Bend, Oregon, aufgespürt, wohin sie sich nach dem Tod ihres Mannes und der Tochter geflüchtet hatte. Er hatte sie persönlich dazu überredet, die Tür zu dem kleinen, kärglich ausgestatteten Zimmer zu öffnen, und dort ungeschützt zwanzig Minuten mit ihr verbracht, während die Transporter des Krisenstabs draußen auf dem Parkplatz vorgefahren waren.
    Und das alles hatte er getan, obwohl er sich bereits im Vorjahr bei einer Frau in Mexiko angesteckt und an Shiver erkrankt war. Die Frau, recht korpulent und in den Vierzigern, war im siebten Monat schwanger gewesen. Ihr Ehemann, ein kleiner, unintelligenter Mensch mit einer Latte von Vorstrafen, der Dicken an einen Schakal erinnerte, hatte sie furchtbar verprügelt. Drei Monate lang hatte er sie ohne ärztliche Versorgung gelassen und in ein winziges Zimmer im hinteren Teil einer schäbigen Wohnung gesperrt. Ihr Baby war tot auf die Welt gekommen.
    Irgendetwas hatte bei der Frau eine virale Abwehrreaktion ausgelöst, die SHEVA noch verstärkt hatte, und ihr Mann hatte die Folgen zu tragen gehabt. In den dunkelsten Stunden der Einsamkeit und Schlaflosigkeit, wenn Dicken am frühen Morgen, geplagt von Phantomschmerzen und
    Phantomzuckungen im Bein, hellwach hin- und hertigerte, dachte er oft über den Tod des Ehemanns nach und empfand ihn als ausgleichende Gerechtigkeit der Natur. Seinen eigenen Kontakt mit der Frau, der zu Ansteckung und Krankheit geführt hatte, betrachtete er im Unterschied dazu als Berufsrisiko: Der Schicksalsschlag hatte ihn nur zufällig getroffen.
    Mrs. Rhines Fall war anders gelagert. Ihre Probleme waren durch ein Zusammenspiel menschlicher und natürlicher Faktoren bedingt, das kein Mensch hatte voraussehen können.
    In den späten Neunzigerjahren hatten ihre Nieren versagt. Als ihre Krankheit bereits das Endstadium erreicht hatte, war ihr versuchsweise ein Fremdorgan transplantiert worden: eine Schweineniere. Die Transplantation war erfolgreich verlaufen, die Niere arbeitete. Drei Jahre später hatte Mrs. Rhines Ehemann sie mit SHEVA infiziert. Das hatte bei den Schweinezellen einen üppigen Ausstoß von PERVs, artspezifischen endogenen Retroviren, ausgelöst. Diese und die menschlichen Retroviren hatten dann Gene mit dem latenten Herpes simplex-Virus ausgetauscht. Die entstehenden Rekombinationen hatten – gewissermaßen mit teuflischem Einfallsreichtum – viele neue Krankheiten,

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