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Die Darwin-Kinder

Die Darwin-Kinder

Titel: Die Darwin-Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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die Welt setzen konnten, was würde dann eine ganze Generation von Virus-Kindern bewirken können?
    Dickens Kiefermuskeln spannten sich. Er fragte sich, wie sehr sich Carla Rhine in den letzten sechs Monaten verändert haben mochte.
    Sie hat etwas von einer Heiligen, die arme, liebe Carla.

    3
    Special Reconnaissance Office –
    Büro für Sonderaufklärung,
    Leesburg, Virginia

    Im Kielwasser einer muskulösen rothaarigen Frau Ende dreißig spazierte Mark Augustine, auf einen Stock gestützt, den langen unterirdischen Tunnel entlang. Auf beiden Seiten des Tunnels verliefen große Dampfröhren, sodass die Luft hier warm war.
    Um Glasfaser- und Elektrokabel von den Röhren fern zu halten, waren sie zu Bündeln zusammengefasst und in lange Stahlkästen eingelassen, die von der Betondecke herunterhingen.
    Die Frau trug ein dunkelgrünes Seidenkostüm, einen roten Schal und Laufschuhe, die sie offenbar viel im Freien benutzte, denn ihr Leder war grau angelaufen. Augustines hart besohlte Oxford-Schuhe schlugen bei jedem Schritt mit lautem Klick-Klack auf, während er ihr in einigem Abstand schwitzend folgte. Die Frau nahm keinerlei Rücksicht darauf, dass er bei ihrem Tempo nicht mithalten konnte.
    »Warum bin ich überhaupt hier, Rachel?«, fragte er. »Ich war viel unterwegs, bin müde und habe jede Menge Arbeit auf dem Tisch.«
    »Es tut sich was, Mark. Ich bin sicher, Sie werden begeistert sein«, rief ihm Browning über die Schulter zu. »Wir haben endlich eine lange verschollene Kollegin ausfindig gemacht.«
    »Wen?«
    »Kaye Lang.«

    Augustine verzog das Gesicht. Hin und wieder sah er sich selbst als zahnlosen alten Tiger in einer Verwaltung voller Giftschlangen. Er war gefährlich nahe daran, zur Galionsfigur zu werden oder, noch schlimmer, zum Clown, auf den eine gut verborgene Fallgrube wartete. Ihm war nur eine einzige Überlebenstaktik geblieben: sich den Anschein von Passivität zu geben und im Windschatten der jungen, intriganten, karrieresüchtigen Bürokraten zu segeln, die das Flair von Despotie, das sich gegenwärtig in Washington ausbreitete, in die Bundeshauptstadt zog.
    Der Stock half dabei. Letztes Jahr hatte er sich bei einem Sturz im Bad das Bein gebrochen. Wenn sie ihn für schwach und dumm hielten, war das nur zu seinem Vorteil.
    Der Tiefpunkt der seelenlosen Öde von Washington war die stolze Liste persönlicher Leistungen, auf die Rachel Browning verweisen konnte. Ursprünglich war Browning auf die Datenverwaltung und -pflege im Strafvollzug spezialisiert gewesen. Sie war mit einem Manager für Telekommunikation in Connecticut verheiratet, den sie allerdings kaum sah. Vor sieben Jahren hatte sie als Augustines Assistentin im Krisenstab – der Emergency Action, kurz EMAC genannt –
    angefangen, war in die Abteilung zur Kontrolle ausländischer Körperschaften in der Nationalen Sicherheitsbehörde befördert worden und nochmals die Karriereleiter hinaufgefallen, als sie die Leitung der Abteilung Nachrichtendienst und Vollzug bei EMAC übernahm. Sie selbst hatte das Special Reconnaissance Office (SRO), das sich der Sonderaufklärung widmete, ins Leben gerufen. Das Büro befasste sich vor allem damit, Dissidenten und subversive Elemente aufzuspüren und radikale Elterngruppen zu unterwandern. SRO teilte sich Satelliten und andere technische Ausrüstungen mit dem Nationalen Büro für Sonderaufklärung.

    Irgendwann einmal, in einem anderen Leben, war Browning ihm sehr nützlich gewesen.
    »Kaye Lang Rafelson ist niemand, der sich einfach ködern und einsperren lässt«, sagte Augustine. »Und ihre Tochter beschert uns auch nicht einfach so eine weitere Kerbe im Jagdgewehr. Wir müssen sehr vorsichtig mit diesen Leuten umgehen.«
    Browning verdrehte die Augen. »Nach den Anweisungen, die ich erhalten habe, befindet sie sich keineswegs außerhalb unseres Zuständigkeitsbereichs. Jedenfalls betrachte ich sie bestimmt nicht als heilige Kuh. Es ist schon sieben Jahre her, dass sie in Oprah Winfreys Talkshow aufgetreten ist.«
    »Falls Sie jemals das Bedürfnis spüren, sich näher mit politischer Wissenschaft zu befassen – oder mit den Geheimnissen der Öffentlichkeitsarbeit –, lassen Sie’s mich wissen. Ich kann Ihnen einige ausgezeichnete Grundseminare am städtischen College empfehlen«, erwiderte Augustine.
    Wieder einmal bedachte ihn Browning mit ihrem aufgesetzten, knallharten Lächeln – garantiert kugelsicher und in jedem Fall die perfekte Abwehr gegen einen zahnlosen Tiger.
    Gemeinsam

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