Die Datenfresser
etwa durch die Präzisierung der Suchanfrage durch den Nutzer erfolgt, falls das Gesuchte nicht in der Ergebnisliste war.
Das grobe Prinzip, nach dem nicht nur Google, sondern viele andere Suchmaschinen arbeiten, ist denkbar einfach. Automatisiert wird das Netz nach Webseiten durchkämmt, wobei jeder einzelne darauf gesetzte Link verfolgt wird. Die Inhalte der Seiten werden in Stichworten erfaßt, danach jeweils ein Index gebildet. Die Kombination aller Indizes ist dann die Grundlage der Erstellung der Suchergebnisse und der dazu verkauften Werbung. Sie liefern dann auf der Basis der kombinierten Indizes aller erfaßten Seiten Verweise und Werbeeinblendungen zu denjenigen, die am besten zu den gesuchten Stichworten passen.
Eine der Annahmen beim Indizieren der Webseiten gehört zum Wesen des Netzes: Webseiten, auf die viele andere Webseiten verlinken, werden als interessanter eingeschätzt und gewichtet. Der erfaßte Inhalt dieser Seiten ist also vermutlich bei einer Suche für den Anfragenden hilfreich. Denn wenn viele Menschen von sich aus darauf verlinkt haben, kann man erwarten, daß die Seite Interessantes zu bieten hat.
Dabei ist die weitere Verfeinerung der Suchergebnisse dem Anfragenden überlassen, dieser destilliert aus den Antworten mit jedem seiner Klicks auf einen Link ein verbessertes Ergebnis. Das erhöht wiederum die Qualität der Antworten und in der Folge den Werbeumsatz des Anbieters. Die Auswertung, welche Links vom Nutzer tatsächlich angeklickt werden, ist für die Ergebnisliste und für den erfolgreichen Werbungsverkauf also von hoher Bedeutung. Google verwendet dafür sogenannte verborgene aktive Elemente, die in jeder Ergebnisliste integriert, aber auf der Seite nicht zu sehen sind. Diese versteckten virtuellen Helfer übermitteln jeden Klick an Google.
Die Intelligenz einer Menschenmenge wird auch noch in einer anderen Hinsicht mitgenutzt: Kunden können neben der eigenen Bewertungen bei vielen Plattformen auch die Kommentare anderer Kunden in bezug auf ihre Nützlichkeit einschätzen. Die Frage »Wie hilfreich war diese Bewertung?« auf einer eingeblendeten Skala zu beantworten ist für den Besucher einer Webseite nur ein kleiner Klick, in der Masse jedoch ein wichtiger Zuwachs an semantischer Information. Es ist das wichtigste der Geheimnisse der schlauen Maschinen: sich die wirkliche Intelligenz – die des Menschen – zunutze machen.
3. Kein Vergeben, kein Vergessen? –
Wie das digitale Gedächtnis funktioniert
Computer speichern Daten als Bits – Nullen und Einsen, jeweils acht zusammengefaßt zu einem Byte, was etwa einem Buchstaben entspricht. Aus diesen minimalen Einheiten werden dann Texte, Bilder, Videos, Musik, Kontonummern, Facebook-Einträge und Telefonate zusammengesetzt. Der Preis für die Speicherung von großen Datenmengen sinkt mit hoher Geschwindigkeit von Jahr zu Jahr. Für die Summe, die man noch vor fünfundzwanzig Jahren ausgeben mußte, um das Textvolumen einer Handvoll Bücher zu speichern, bekommt man heute so viel Festplattenplatz, daß der Inhalt aller Bände der größten Bibliotheken der Welt hineinpassen würde.
Ein Ende ist nicht abzusehen. Gleichzeitig nimmt die Menge an Daten, die jeder Mensch produziert, dramatisch zu. Nicht nur das, was wir schreiben, diktieren, fotografieren, scannen oder filmen, landet auf den Festplatten. Auch alle unsere sonstigen digital erfaßbaren Lebensäußerungen werden gespeichert. Und da die Kosten dafür immer weiter fallen, gibt es auch keinen Grund mehr zu löschen. Damit die Daten in lesbarer Form erhalten bleiben, werden sie meist jeweils bei der Umstellung auf die nächste Technologiegeneration umkopiert. So nimmt man auch zu Hause nach der Anschaffung der nächstgrößeren Computerfestplatte die alten Daten auf den neuen Rechner mit.
Das Leben von Kindern, die nach dem Beginn des Digitalzeitalters geboren wurden, ist schon jetzt ein ganz anderes, als das ihrer Altersgenossen vor fünfzehn Jahren. Von einigen gibt es bereits Ultraschallbilder im Netz, bevor sie geboren wurden. Die Bilder ihres Aufwachsens, die Geschichten von Kinderkrankheiten und die Streiche ihrer Jugend sind häufig genug auf den Profilseiten oder Online-Bilderdienst-Accounts ihrer Eltern zu bewundern – falls diese nicht gleich zur Geburt einen eigenen Account für ihren Sprößling angelegt haben. In letzterem Fall kann er immerhin später selbst entscheiden, was davon noch sichtbar sein soll.
Was jedoch schon woanders hinkopiert,
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