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Die Delegation

Die Delegation

Titel: Die Delegation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Erler
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Er studierte die Fotokopie.
    »Ein Zitat aus der Bibel. Und das Auge, sein Auge, über das er sich geärgert hat, das waren wohl Sie …?«
    »Ja, war wohl ich. Und ich bin ja dann auch verschwunden. Ist schon komisch, wenn einer so plötzlich durchdreht. Ich meine, unsereins macht sich ja auch Gedanken. Ist ja nicht so, daß ich immer nur die Kamera draufhalte … und basta. Ich bin ein ruhiger Mensch, mache alles mit, aber irgendwann ist es eben aus, wenn man so gar keinen Sinn mehr drin sieht …«
    »Sie haben nie das Gefühl gehabt, hinter einer großen Sache her zu sein, hinter einer Sensation?«
    »Nee!«
    »Ja, aber diese merkwürdigen Begegnungen, Herr Hanniek, diese unerklärlichen Aufnahmen …«
    »Was heißt ›unerklärlich‹? Für alle Dinge gibt’s doch irgendwann ’ne ganz normale und vernünftige Erklärung, für alles! Ja, und wenn mal für das eine oder andere nicht … Mein Gott!
    Sehn Sie mal, diese Lehrerin zum Beispiel, also für mich war das eine ausgesprochen hysterische Person, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Ich verstand, was er meinte. »Und dieser Arzt, der Therapeut hier in Washington? Dieser Dr. Goldstone?«
    »Was heißt Therapeut? – In meinen Augen, das muß ja nun nicht zu stimmen brauchen – aber … das war doch ’n Scharlatan. War ja auch keiner von uns dabei, als das passierte, als die da erzählte in Hypnose. Und was heißt schon ›Hypnose‹? Jahrmarktshokuspokus. Währenddessen haben wir draußen im Wartezimmer gehockt, fast anderthalb Stunden.« Machte Hanniek sich wirklich so seine Gedanken, oder hielt er nur seine Kamera drauf, wenn’s verlangt wird, und blieb ansonsten seinen Vorurteilen treu?
    »Hm, ich weiß nicht recht, Herr Hanniek, ich glaube, da kann man verschiedener Meinung sein – über Dr. Goldstone zum Beispiel. Ich habe ihn letzte Woche aufgesucht, mit ihm gesprochen. Es war zwar nichts zu erfahren, kein Wort, er verschanzt sich hinter seiner ärztlichen Schweigepflicht, aber auf mich hat er einen ausgesprochen vernünftigen oder, sagen wir besser, ›seriösen‹ Eindruck gemacht.«
    »Schweigepflicht! Damals hat er ja auch ausgepackt!«
    »Ja, im Beisein der Patientin und mit deren ausdrücklicher, schriftlicher Zustimmung.«
    »Na gut, meinetwegen. Sie sagen ja selbst, man kann verschiedener Meinung sein. Ich geh da mit dem gesunden Menschenverstand ran, und da bleibt nicht viel übrig von wegen ›ungewöhnliche Fälle‹ und so. Das war ’ne fixe Idee eben, mehr war das nicht.«
    »Und der Oberst, der von der Air Force, vom Pentagon?«
    »Mein Gott, der Gordon, das ist doch auch so’n Spinner.«
    »Halt mal, Sie kennen den näher? Den Oberst aus dem Film?«
    »Gordon, klar. Mit neunzehn war der als Sergeant in Heidelberg stationiert. Zwei Jahre, 1946/47. Und in Korea hat der ’n Ding abgekriegt, am Kopp, abgeschossen. Na, und nu sitzt er im Büro, und abends krakeelt er rum bei Bradis. Das ist so die einzige Diskothek in Washington, wo man auch reindarf, wenn man über dreißig ist. Hier ist nämlich nicht viel los.« Das mochte stimmen, das mit Bradis … Aber die Sache mit Gordon, dem Oberst, war stark übertrieben. Er war zwar hin und wieder bei Bradis gewesen, aber nur vier- oder fünfmal. Einmal mit Roczinski. So kommt man in Verruf. Denn als Oberst der Air Force tut man so etwas nicht. Nicht in Washington. Nicht im Bannkreis von hundert Meilen rund um Capitol und Pentagon.
    Zwei Tage später saßen wir auf einer Parkbank, Adams Drive. Charly wollte im Hintergrund den weißen Kuppelbau des Capitols haben.
    Der Oberst erschien in Uniform, das fand ich mutig. Es war ein öffentlicher Platz, aber seine Tendenz, der Kamera den Rücken zuzudrehen, war nicht zu übersehen. Ich gab ihm die Fotos von Miß Cumber und erzählte ihm die Geschichte.
    »I don’t believe such stories …
    Solche Geschichten glaub’ ich nicht mehr, und auch der ATIC wird sich nicht sonderlich dafür interessieren. Sie können’s ja versuchen, ob die Ihnen dort weiterhelfen. Ich glaub’s nicht. Sehen Sie, Hauptmann Ed Ruppelt, der den Blaubuch-Ausschuß über die UFOs geleitet hat, der ist jahrelang jeder Meldung über bemannte Landungen nachgegangen: alles Enten, Märchen, Gerüchte …
    Angefangen bei den ehrenwerten Herren Adamski und Allingham, die damals, der eine in Kalifornien, der andere in Schottland, je einem Besucher von Mars und Venus die Hand geschüttelt haben wollen.
    Alles verrückte Geschichten und Tricks – nichts weiter. Keines dieser

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