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Die Delegation

Die Delegation

Titel: Die Delegation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Erler
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Andromedanebel, die nächste Galaxis, kehren nach sechzig Jahren zurück – Bordzeit, wohlverstanden –, dann sind auf der Erde inzwischen fünf Millionen Jahre vergangen. Fünf Millionen!
    Was erwartet uns da? Wer erwartet uns da? Ob dann noch etwas vorhanden ist von dieser menschlichen Zivilisation? Ob wir noch irgendwelche Spuren finden, Reste, Ruinen? Ob dieser Planet dann noch bewohnbar ist?« Sein Flug nach Huntsville wurde aufgerufen. »Letzte Frage, Heinz: Wäre eine fremde Hyperzivilisation denkbar, die mit völlig anderen physikalischen Gesetzen, mit völlig anderen Methoden der Raumfahrt hier bei uns auftaucht?«
    Wir gingen durch die Halle, der Regen draußen auf dem Vorfeld pladderte mit unverminderter Heftigkeit herunter. Die Ground-Hostessen stellten Schirme bereit. »Andere biologische Gesetze sind denkbar. Vielleicht macht es fremden Wesen Spaß, zweitausend Jahre lang durch den leeren Raum zu reisen. Aber an andere physikalische Gesetze glaube ich nicht, die scheinen überall im Kosmos die gleichen zu sein. Nur – es kommt auf die Anwendung an! Deshalb ist es logisch, daß eine ältere Technologie auch andere Methoden der Raumfahrt anwendet, also für uns noch völlig unbekannte, noch undenkbare Antriebsverfahren. Irgendwann werden auch wir vermutlich neue Formen der Energie von noch unentdeckter Qualität und Quantität entdecken. Solche Möglichkeiten erschließen sich uns aber nur, wenn wir Raumfahrt auch wirklich als Forschung betreiben und nicht immer nur nach Zinsen dabei suchen, die sich in der Bilanz unter der Spalte: Macht, Krieg, Bedrohung, Stärke, Verteidigung auszahlen müssen. Raumfahrt ist eine humane, Forderung, wie jede Wissenschaft…«
    Ein weites Feld, dieses Thema. Heinz versuchte, einen bereits völlig durchnäßten Schirm aufzuspannen. »Ob es wieder zwanzig Jahre dauert, bis man sich das nächste Mal trifft?«
    »Ich werde dir von neuen Möglichkeiten der Raumfahrt berichten, vielleicht könnt ihr bei der NASA etwas davon lernen – sofern ich in Kontakt komme mit ihr, sofern ich sie treffe…«
    »Wen willst du treffen?«
    Heinz stand bereits im Regen und versperrte anderen den Weg. Und er sah mich an, als habe er nicht so recht verstanden.
    Deshalb wiederholte ich es: »Eine außerirdische Delegation…!«

62
     
     
     
    Und dann war Julie wieder da, Juliette. Sie hatte uns tatsächlich ausfindig gemacht, kluges Mädchen, das schaffte nicht einmal die Bavaria; für die Daheimgebliebenen galten wir schlicht als verschollen.
    Sie tauchte auf, als wir beim Frühstück saßen, unübersehbar, laut lachend, strahlend guter Laune, sie hatte auch die psychokinetischen Bilder von Ted Serios mitgebracht und eine Adresse.
    Zuerst zu den Bildern: Das waren verwischte, verschwommene Konturen in Schwarzweiß und in Farbe. Manchmal war mehr, manchmal weniger darauf zu erkennen. Aber wenn man sie mit dem Original verglich, das Seriös im Kopf hatte und per Gedankenkraft in die Kamera übertrug, dann war das Ergebnis verblüffend. Gut – und die Adresse?
    Das war eine Wohnwagensiedlung oben in Cocoa Beach. Wir überquerten wieder die Wasserarme von Indian und Banana River, dann teilte sich die Straße, die AIA führte links nach Cape Canaveral, rechts nach Cocoa Beach.
    Wohnwagensiedlung war etwas untertrieben, das klingt so nach Camping-Platz-Romantik. Aber amerikanische Mobil-Heime sind etwas anderes. In Reih und Glied standen da gut zweihundert fahrbare Eigenheime, zweifünfzig breit, zehn Meter lang, und in Nummer 116 wohnte Missis Palm. Ihr Mann war Techniker bei der NASA auf Kap Kennedy. Und während seine Kollegen, als Opfer der bereits ausbrechenden Entlassungswelle, an ihre Häuschen in Titusville, Cocoa und Rockledge das Schild Zu verkaufen anbringen mußten, hatte Mister Palm nur ein Problem: sein Mobilheim aus der Siedlung ohne Schaden herauszurangieren und, das Eigenheim hinter sich im Schlepp, irgendwo in den Staaten einen neuen Job zu suchen.
    Aber noch war er in Lohn und Brot und deshalb nicht zu Hause. Seine Frau bat Julie und mich in diese gute Stube auf Rädern, die anderen warteten inzwischen in einem Coffeeshop in der Nähe.
    Es war ein Traum vom schönen Wohnen: Eingang und Wohnzimmer trennte eine Glasscheibe mit einem eingeätzten Motiv: Rehe im Schwarzwald. Da hingen Zierteller an der Wand mit Mickey Mouse und Donald Duck, ein Bild: ›Die Zigeunerin‹, Fotos aus den Dolomiten, vom Grand Canyon, vom Monument Valley, Blumenschalen hingen in Bambusgeflechten,

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