Die Delfine von Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
Bakterienbefall«, rief der Tintenfisch entsetzt. »Ich hab es gewusst. Diese Altbestände sind extrem anfällig …« Er verstummte.
Die Koralle glühte. Mario wich zurück. Es war, als würde die Koralle von innen heraus verbrennen. Der Lichtschein wurde heller und heller, und plötzlich stiegen unzählige farbige Bläschen in die Höhe. Die Bläschen formten erst ein großes Oval, dann bildeten sich aus dem Oval die Umrisse eines Delfins.
Mario und Sheila waren starr vor Schreck, der Tintenfisch schüttelte nur seinen dicken Kopf, und Spy hauchte: »Der Geist der Bibliothek!«
2. Kapitel
Irdens Geist
Der Geisterdelfin blickte Mario an. Seine Augen waren voller Güte und Weisheit.
»Du hast dich richtig entschieden«, sagte er. »Du hast deine Gefährtin nicht im Stich gelassen und die schwerste aller Prüfungen bestanden. Denn so heißt es in der Prophezeiung:
Der Standhafte wird das Schicksal wenden,
und Irdens Werk kann sich vollenden .«
»Wer … wer bist du?«, stammelte Mario verwundert.
Die leuchtenden Umrisse veränderten sich wieder und verwandelten sich diesmal in die durchscheinende Gestalt eines hochgewachsenen Mannes. Sein Gewand schimmerte violett und war so lang wie eine Mönchskutte. Das silbrige Haar fiel ihm lose über die Schultern, doch sein Gesicht wirkte jung und wach.
»Ich bin Irden«, sagte die Erscheinung.
»Irden?«, wiederholte Mario überrascht. »Ich dachte … ich dachte, Sie seien tot.«
»Fast«, antwortete Irden. »Ich konnte im letzten Moment fliehen. Ich war sehr geschwächt vom Kampf gegen Zaidon, aber es gelang mir noch, eine Prophezeiung zu hinterlassen. Die magischen Worte sollten mir erlauben zurückzukehren, wenn es an der Zeit ist. Nun ist es so weit – dank eurer Hilfe.«
Nautilus hatte sich von seinem ersten Schock erholt. »Sie sind wirklich Irden? Der Hüter der Steine? Ich kenne natürlich die Geschichte, aber ich habe nicht gedacht, dass es Sie tatsächlichgibt!« Er fuchtelte aufgeregt mit seinen Fangarmen. »Dann waren Sie die ganze Zeit hier in der Bibliothek?«
»Ja«, sagte Irden. »Vor vielen tausend Jahren schlüpfte das, was von mir übrig geblieben war, in diese Feuerkoralle. Es war reiner Zufall; es hätte genauso gut auch ein anderer Platz sein können. Ich brauchte vor allem Ruhe. Es kann sein, dass meine Anwesenheit den natürlichen Lebensraum etwas verändert hat. Magie neigt nun mal dazu, auch die Umgebung zu verzaubern.«
»Aber das ist doch wunderbar!«, rief der Tintenfisch begeistert. »Jetzt wissen wir endlich, warum an dieser Stelle eine Bibliothek entstanden ist! Anderswo gibt es auch Korallen, aber sie speichern nichts – sie sind einfach nur da, wachsen und sterben. Doch hier, am Großen Barriere-Riff, können die Korallen das Wissen der Meere bewahren. Und Sie sind die Ursache! Wie wunderbar, wie wunderbar! – Das muss ich sofort meinen Kollegen erzählen, die werden vielleicht Augen machen!«
Er verließ eilig die Höhle und murmelte dabei aufgeregt vor sich hin.
»Deine Freundin hat ein Problem«, sagte Irden, als er Sheila eine Zeit lang beobachtet hatte. »Ihre Augen sind so leer und ohne Ausdruck.«
»Ja«, entgegnete Mario. »Sie ist leider den Mantas des Vergessens begegnet, und seitdem weiß sie viele Dinge nicht mehr. Ich kam in die Bibliothek, um herauszufinden, ob es etwas gibt, was ihr hilft.«
»Ich kann ihr helfen«, sagte Irden, und Mario fiel ein Stein vom Herzen.
Irden streckte seinen durchscheinenden Arm aus.
»Nichts soll dein Gedächtnis mindern!
Fesseln, die dein Denken hindern
und sich unsichtbar drum winden,
sollen ab sofort verschwinden!«
Er krümmte seinen Zeigefinger, und aus Sheilas Kopf löste sich eine Art Spinnennetz. Die Fäden schimmerten wie glühender Kupferdraht. Irden winkte das Netz herbei, und es schwebte durchs Wasser auf ihn zu. Der Magier fing es mit der Hand auf und steckte es in seine Tasche.
»Gedächtnisfesseln«, sagte er. »Ich dachte es mir. Jetzt ist alles wieder gut.«
»Danke«, sagte Mario erleichtert.
Sheila sah sich verwirrt um. »Was war mit mir los?«, fragte sie. »Warum sind wir hier?«
Mario erklärte ihr alles.
»Hoffentlich haben wir nicht zu viel Zeit verloren«, sagte Sheila, als er geendet hatte. »Ach, es tut mir leid, dass ich euch solche Schwierigkeiten gemacht habe.«
»Schwierigkeiten macht eher Fortunatus«, sagte Mario.
»Warum?«, fragte Sheila. »Wir haben doch jetzt alle Steine.«
Mario hatte Sheila noch nichts von seinem
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