Die Delta-Anomalie - Starfleet Academy ; 1
Proben von den primären Organstrukturen einer gesunden, ausgewachsenen Pflanze.« Er nahm eine Laserbaumschere und ging damit zu einer der größeren Pflanzen. »Diese hier sieht schön stark aus.«
Neben ihm zog Braxim Probenbehälter aus seiner Tasche. »Sie schneiden ab, ich sammle ein«, sagte er zu Raynor.
Kirk beobachtete, was um ihn vorging. Sein Verstand raste.
»Hey, stopp!«, rief er plötzlich.
Seine vier Teammitglieder hielten inne und sahen ihn an. Kirk ging zu dem Gewächs, von dem Raynor gerade eine Probe hatte nehmen wollen. »Diese Pflanze kommt mir bekannt vor.«
Raynor zuckte mit den Schultern. »Na und?«
Kirk zog sein Lesegerät hervor und tippte ein paarmal auf den Schirm. Dann hielt er es Raynor hin. »Sehen Sie sich das mal an.«
Auf dem Schirm waren vier Fenster offen. Jedes von ihnen zeigte eine der Pflanzen, die sie etwas höher in der Tanika-Station untersucht hatten. Alle vier Spezies waren jetzt als Organsysteme in die neue Pflanze integriert, die am Ufer des Sees wuchs.
Die anderen Kadetten betrachteten die Bilder.
»Das ist so eine Art Superpflanze«, kommentierte Marcus.
»Diese anderen Spezies müssen irgendwie nach unten gewandert sein und sich dort kombiniert haben«, sagte Glorak.
»Ja«, stimmte Braxim zu. »Sie sind eindeutig zu einer komplexeren Struktur verschmolzen.«
»Mir gefällt das Wort ‚
Struktur
‘ nicht.« Kirk sah in die Runde. »Lassen Sie sie uns Körper mit Organen nennen, ja? Denn das sind sie.«
»Was für eine Entdeckung!« Glorak hob seine Pflanzkelle. »Wir
müssen
ein Exemplar ausgraben.« Dann lehnte er sich näher zu Kirk und flüsterte: »Diese Pflanze auseinanderzunehmen und herauszufinden, wie sie sich zusammensetzt, könnte der Schlüssel zum Sieg sein, Jim.«
Kirk schüttelte den Kopf. »Nein. Warten Sie. Wir sind bis jetzt nur dem Pfad gefolgt. Jeder Idiot könnte diese sogenannte Entdeckung machen. Wenn die wissenschaftliche Abschlussprüfung so einfach wäre, könnte sogar Viktor Tikhonov sie mit Bravour bestehen.«
»Was wollen Sie denn damit sagen?«, fragte Raynor. »Halten Sie diese Pflanzen für intelligent? Denn so sehen sie bestimmt nicht aus.«
»Sie auch nicht«, erwiderte Kirk. »Aber deswegen schlitzen wir Sie ja auch nicht gleich auf, oder?«
»Jim, es ist nur eine Pflanze«, protestierte Glorak. »Du isst doch auch Gemüse, oder?«
»Hey, sehen Sie sich doch mal um«, sagte Kirk. »Wie sieht die grundlegende Dynamik dieses Ökosystems aus? Bis jetzt so, dass sich Lebensformen geringerer Komplexität zu Lebensformen höherer Komplexität verbinden.« Kirk deutete auf die große, komplexe Pflanze. »Sieht das aus wie Gemüse? Und denken Sie wirklich, dass diese rekombinante Magie damit aufhört? Wir sind doch erst drei Stunden hier! In drei weiteren Stunden könnte sich diese Pflanze zu Viktor Tikhonov weiterentwickelt haben.«
Die Gruppe sah ihn skeptisch an.
»Aber dann wäre es immer noch ein Gemüse.« Marcus gelang es, damit die Spannung zu lösen.
Kirk lachte. »Ich will doch nur sagen, dass wir weitere Entwicklungen stören könnten, wenn wir jetzt einfach Proben nehmen. Und die Frage ist, was wir während unseres munteren Probensammelns umbringen.«
Raynor starrte auf seine Laserbaumschere. Man sah ihm an, dass er es kaum erwarten konnte, Proben zu sammeln. »Ich kenne Ihre Geschichte, Kirk. Die kennen wir alle.«
Kirk drehte sich zu Raynor um. Er wusste, dass dies der Moment war. Der Augenblick, in dem die Mannschaft ihrem Captain folgte oder nicht. In dem seine Autorität in Frage gestellt wurde. Kirk spürte, dass es so weit war. Und es gab kein Schema, dem er folgen konnte. Nur das eigene Bauchgefühl.
»Wovon reden Sie da, Raynor?«, fragte er.
»Die Sternenflotte war für den Großteil Ihres Lebens der letzte Ort, an dem Sie sein wollten«, sagte Raynor. »Aber ich will Brückenoffizier werden, seit ich sechs bin.« Er sah zu den anderen. »Was, wenn er sich irrt, Leute? Was, wenn es nur eine dumme Pflanze ist und wir wegen seiner lächerlichen Theorie den Test nicht bestehen?« Raynor fuhr sich wild durchs Haar. Er war jetzt sehr aufgebracht.
Kirk sah zum See. Der lag so glatt da wie ein Spiegel. Er atmete tief durch. Er wusste, dass er recht hatte und Raynor unrecht. Aber Raynor hatte gute Argumente, und er musste sich so mit ihm auseinandersetzen, dass er ihn sich nicht zum Feind machte. Er versuchte sich in Raynors Perspektive hineinzuversetzen. Was wusste er über ihn? Der Kerl war im
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