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Die dem Mond ins Netz gegangen - Lene Beckers zweiter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)

Die dem Mond ins Netz gegangen - Lene Beckers zweiter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)

Titel: Die dem Mond ins Netz gegangen - Lene Beckers zweiter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Rohde
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ruhige Stimme zu hören, die präzise Fragen stellte, während sie erzählte. Er versprach sofort loszufahren und sie während seines Besuchs bei den Eltern anzurufen.
    Fast eine halbe Stunde später klingelte dann ihr Handy. Sie zögerte einen Moment, bevor sie sich meldete. Die schwersten Minuten für jeden Polizisten. Kalle gab ihr gleich den Vater. Im Hintergrund hörte sie das leise Weinen einer Frau.
    » Hier Ferdinand Melzer.«
    Lene spürte jetzt den Schmerz, den sie ihm gleich durch ihre Worte noch zusätzlich zufügen musste. Sie hatte Kalle gebeten, nur den Tod der Tochter mitzuteilen. Die Erklärung, unter welchen Umständen Brigitte getötet worden war, lag jetzt bei ihr.
    » Was genau ist passiert? Ihr Kollege sagt, Sie sind dort unten in Frankreich.«
    Lene erklärte, wer sie war und dass sie Brigitt e hier vom Campingplatz kannte.
    » Sie ist ermordet worden. Heute Nacht. Es tut mir so leid, Herr Melzer«, und nach einer Pause fügte sie hinzu, „ich fühle mit Ihnen, ich habe selbst eine Tochter.«
    Stille. Dann eine erstickte Stimme. Tonlos. Geschockt.
    » Ermordet? Das kann doch nicht sein! Wieso, von wem? wie?«
    » Das wissen wir noch nicht. Ich helfe der französischen Polizei wegen der Sprachprobleme. Sie ist erwürgt worden. Ein Nachbar hat sie in ihrem Wohnwagen heute Nacht um halb vier etwa gefunden.«
    Stille am anderen Ende. Dann eine raue Stimme.
    »Können Sie mir Ihre Telefonnummer geben, ich rufe Sie später an. Ich muss erst mit meiner Frau sprechen. Wir kommen, sobald wir einen Flug haben. Ich hoffe, heute noch.«
    Sie hatte ihm ihre Nummer gegeben. Und gesagt, sie würde sie eventuell selbst vom Flughafen in Montpe llier abholen. Sonst käme jemand von der französischen Polizei.
    Dann, a ls Renaud mit seiner Inspektorin Baudou fort war, nur die Kriminaltechniker auf Brigittes Platz zurücklassend, hatte sie nur noch eine Sehnsucht. Das Meer.
    Sie dachte an all den Schmerz, mit dem sie immer zu tun hatte. Sie stellt e sich Melzers vor und hatte das Bedürfnis zu trösten. Wo es keinen Trost gab.
    Da brachen die ersten Sonnenstrahlen im Osten über die Meeresoberfl äche. In wenigen Augenblicken schimmerte das Meer golden, eine rotgoldene Straße auf der Wasseroberfläche. Morning has broken. Gottes Trost für uns alle, dachte Lene, ein Anblick, der uns jeden Tag wieder mit Kraft anfüllen soll. Um durchzustehen, weiterzumachen. Manchmal auch um unsere Freude gespiegelt zu sehen. Aber nicht heute, heute nicht.
    Sie holte tief Luft.  Dann zog sie sich aus und ging zum Wasser, fühlte den noch neutr al kühlen Sand unter ihren Fußsohlen, die erst ganz langsam aufkommende Wärme auf ihrer Haut. Sie tauchte ihre Füße in die gleißende Fläche, spürte die Kühle und ging trotzdem weiter. Als sie bis zur Taille im Wasser war, japste sie etwas gegen die morgendliche Kälte an, dann tauchte sie unter. Als sie hochkam, strich sie ihr Haar nach hinten, fühlte nur noch Klarheit und Anfang in sich. Ein Einssein. Sie schwamm mit weiten Zügen hinaus in das Licht, immer weiter. Bis sie die Kälte nicht mehr fühlte, nur ihre eigene Kraft. Verschmelzen mit ihrem Element.
    Auf dem Rückweg nahm sie ein Croissant bei dem gerade öffnenden Buvette mit, kochte sich wieder Kaffee und setzte sich zum Frühstücken unter ihren Pavillon. Obwohl jetzt schon kurz nach sieben, war alles still bis auf die Vögel. Elstern suchten Essensreste und zankten sich um jeden Bissen. Eine der wilden Katze kam bei ihr vorbei, schaute sie mit wachsamen Augen an, bevor sie wieder unter einem der Wohnwagen verschwand.
    Lene trank den heißen Kaffee und versuchte Klarheit in ihr Denken zu b ekommen. Ging dieser Fall sie etwas an? Nur wegen der Sprache? Oder weil Brigitte aus Nürnberg war? Und falls er sie etwas anging, wer konnte der Täter sein? Oder auch eine Täterin? Der Minipareo war von hinten zugezogen worden. Wie viel Kraft gehörte dazu, falls sich Brigitte gewehrt hatte? Und das hatte sie doch sicher. Sie müsste den Pathologen fragen. Falls die Tat sie etwas anging. Hoffentlich würden die jungen Leute mehr wissen. Man würde sehen. Falls …
    Lene , du wiederholst dich. Auf jeden Fall würde sie nachher mit ihrem Chef, Polizeidirektor Kuhn sprechen. Mal sehen, was er sagte.
    Dann schweiften ihre Gedanken ab zu ihrer Umgebung. Ein Naturistencamp oder eine FKK Anlage. So viele Menschen waren während der Hochsaison hier, mehrere Zigtausend. Aus ganz Europa kamen sie. Fast eine Stadt, wenn man es genau nahm,

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