Die dem Mond ins Netz gegangen - Lene Beckers zweiter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
Und jetzt – es sah so furchtbar aus.«
» Es war sicher schlimm für Sie«, versuchte die Inspektorin, die inzwischen zu ihnen gestoßen war, ihn zu beruhigen. „Aber bitte, es ist sehr wichtig, dass Sie sich erinnern. Hat sie gesagt, mit wem sie verabredet war?« und zu Renaud gewandt schüttelte sie den Kopf.
» Kein portable, kein Handy, gefunden.«
» Nein, sie sprach nur von den anderen , also ihrer Clique. Mit denen war sie immer zusammen. Mit Florence und Marie und Philippe. O Gott, wissen die überhaupt schon etwas?«
» Nein, es sei denn, sie wohnen hier in unmittelbarer Nähe.«
» Das nicht. Florence und Philippe haben zwei Zelte vorn am Meer. Marie, weiß ich nicht, wo die wohnt. Jemand muss ihnen Bescheid sagen.«
» Das machen wir«, beruhigte ihn Lene. „Sag uns, wo in etwa oder weißt du genau welche Plätze? Oder ihre Nachnamen?«
» Florence und Philippe sind Geschwister, sie heißen irgendwas mit Beau… Ich erinnere mich nicht genau. Und so auf unserer Höhe in etwa, nur eben in der Allee am Meer . Ich zeige es dir, wenn du hingehen willst«, wandte er sich an Lene.
Der alte Mann fing wieder an zu zittern. Sie warf Renaud einen warnenden Blick zu, den er auch gleich verstand.
» Das reicht erst einmal, Monsieur Henri. Wie war noch ihr Nachname?«
» Fournier. Henri Fournier.«
» Gut, Monsieur Fournier, wir wären Ihnen dankbar, wenn Sie morgen um sechzehn Uhr ins Kommissariat in die Stadt kämen. Wegen des Protokolls Ihrer Aussage. Madame Becker wird Ihnen die genaue Adresse noch sagen. Ach ja, hatte Brigitte kein Handy?«
» Doch, natürlich. Haben sie es nicht gefunden? Das ist ja seltsam. Ich gehe jetzt wohl lieber zu Thierry. Er hat sicher schon Angst wegen all des Lärms hier.«
Und ging hinüber zu seinem Wohnwagen. Seine Schultern hingen herab, schienen seine ganze Traurigkeit auszudrücken. Lene riss ihren Blick los und wandte sich an Renaud.
» Er hat die offene, beleuchtete Tür gesehen, als er um circa halb vier auf die Toilette wollte. Vielleicht fällt ihm ja bis morgen, vielmehr heute Nachmittag, noch ein, ob er auch etwas während der Nacht gehört hat. Möchten Sie einen Kaffee? Ich könnte einen kochen. Auch für Ihre Leute.«
Er lächelte breit . „ Mais oui , das wäre wunderbar.«
Lene kannte das, wenn man gegen Morgen seine Augen nicht mehr aufhalten konnte nach so einer Nacht. Aus dem Schlaf gerissen worden war. Sie nahm ihr Fahrrad und fuhr zurück zu ihrem Platz. Dort setzte sie Kaffee auf, und als sie ins Vorzelt kam, sah sie, dass der Pegel der Whiskyflasche doch beträchtlich gesunken war. Sie sandte einen liebevollen Gedanken zu Henri und war froh darüber, dass er jetzt, dank seiner eigenen Therapie, wohl in einen tiefen Schlaf gefallen war, der ihm hoffentlich das Vergessen erlauben würde.
Kapitel 2
S chwer wie flüssiges Silber lag das Meer in der Morgendämmerung. Lene war an den Strand hinuntergegangen, vorbei an den Zelten und den Wohnwagen mit den noch schlafenden Menschen. Manchmal hörte sie sogar ein Schnarchen herausdringen, aber auch das klang friedlich. Menschen, die nichts wussten von dem Drama, das heute Nacht hier passiert war.
Nun saß sie im Sand und starrte hinaus auf die glatte Fläche, in den noch farblosen Hor izont im Übergang von Nacht und Tag.
Sie hatten den Ausweis von Brigit te gefunden. Brigitte Melzer, einundzwanzig Jahre, Wohnort Nürnberg. Eine Adresse in der Südstadt. Lene war perplex gewesen. So seltsam - gerade Nürnberg und sie hatte es nicht einmal gewusst!
Renaud und sie hatten in Lenes Dienststelle in Nürnberg angerufen und sich die Telefonnummer von Melzers geben lassen. – Wo war nur Brigittes Handy? - Sie wohnte, zumindest als Hauptwohnsitz, offensichtlich noch bei ihren Eltern, der Vater war Antiquitätenhändler. Und dann bat Renaud sie, die Eltern zu verständigen. Wegen der Sprache. Aber sie hörte auch die Erleichterung in seiner Stimme, dass nicht er anrufen musste. Sie hatte dann Kalle, ihren Kollegen, aus dem Schlaf geklingelt. Jürgen Karlowitz, den alle seit der Grundschule Kalle nannten, mit dem sie eine lange Freundschaft verband. Sie wollte einfach sicher sein, dass es jemand den Eltern mitteilte, von dem sie wusste, wie er es sagen würde. Kalle meldete sich und war sofort wach, als er ihre Stimme hörte. Sie waren schon so lange ein Team, dass er wusste, wenn Lene um diese Zeit anrief, noch dazu aus dem Urlaub, war etwas Besonderes und Wichtiges die Ursache. Lene tat es gut seine
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