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Die denkenden Wälder

Die denkenden Wälder

Titel: Die denkenden Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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getroffen hatte, als Ruumahum prüfend die Luft einsog und erklärte: »Diese Nacht viel Regen und Wind und Lärm.« »Dann müssen wir uns beeilen, ehe er uns anheult, sonst rettet uns selbst der Saft des Laient nicht.«
    Schon trommelten die ersten großen Tropfen auf das Dschungeldach über ihnen. In fast völliger Dunkelheit arbeiteten sie sich auf die Station zu, bewegten sich unter der freigelegten Fläche, die von vielfachen elektronischen Sensoren, Lichtverstärkern und dem roten Lichttod bedeckt war. Sie hatten drei der langen silbernen Blätter. Jeder Pelziger quälte sich mit einem ab, und Born und Losting trugen das dritte. Dick mit Laientsaft beschmiert, zogen sie die endlos scheinenden Blätter hinter sich her, bis sie die finstere Wand erreichten, die von einem der die Station tragenden Stämme gebildet wurde. Born berührte den Stamm, sah sich um. Der Baum begann infolge des Verlustes seiner blättertragenden Krone und der Infektion des Herzholzes bereits zu sterben.
    Langsam arbeiteten sie sich parallel zu dem mächtigen Stamm in die Höhe. Der Donner dröhnte über ihnen; Blitze zerrissen den Himmel. Born war bereits bis auf die Haut durchnäßt. Ruumahum hatte recht gehabt. Viel Regen diese Nacht.
    Der schwarze Laientsaft bot ihnen auch noch Schutz, als sie ins Freie traten. Der Wind trug den Regen bis zu ihnen, aber hier, direkt unter der schützenden Station, war es noch relativ trocken. Das war gut so, denn hier gab es keine freundlichen Kabbl und Schlinger, an denen man sich festhalten konnte. Sie mußten sich mit ihren schweren Blättern an dem vertikalen Stamm nach oben arbeiten. Und obwohl alle Stationen der Sicherheitsabteilung besetzt, alle Schirme eingeschaltet waren, sah niemand die winzigen Punkte, die an dem Stamm nach oben krochen. Die Verteidigungseinrichtungen der Station waren nach außen, nicht nach unten gerichtet. Born machte auch nicht den Fehler, den Baum zu ersteigen, den Ruumahum und Geeliwan benutzt hatten, um sie zu befreien. Jenem Stamm galt immer noch zu große Aufmerksamkeit.
    Born wartete, bis sie alle unmittelbar unterhalb des Metallnetzes versammelt waren, das ihnen den weiteren Weg nach oben versperrte. Jetzt zuckten pausenlos Blitze über den Nachthimmel. Sie mußten sich beeilen. Über ihnen knatterte und flackerte das Netz bei jeder atmosphärischen Entladung. Er nickte. Gemeinsam legten Mensch und Pelziger die drei silberschwarzen Blätter über verschiedene Teile des Gewebes. Born hielt den Atem an, als das Blatt das Metall berührte. Ein paar winzige Funken, dann wurde es wieder ruhig. »Schnell hinunter!« rief er den Pelzigem zu.
    In einem der Wachtürme fiel dem dritten diensthabenden Ingenieur der Generatorstation eine unerwartete Bewegung auf. Er runzelte die Stirn und musterte seine Skalen. An den leichten Stromschwankungen, die sich abzeichneten, war zwar nichts auszusetzen, aber eigentlich hätte es keine solchen Schwankungen geben dürfen. Die Variationen waren stärker, als man das selbst bei einem Gewitter wie diesem erwarten durfte. Einen Augenblick lang überlegte er, ob er den Chefingenieur wecken sollte, beschloß dann aber, dessen Zorn nicht zu riskieren. Vermutlich war an den Meßanlagen etwas nicht in Ordnung der B Transformator war in letzter Zeit ein paarmal kurzfristig ausgefallen. Und an der Energiezufuhr durch den Sonnenkollektor konnte es ja nicht liegen jetzt mitten in der Nacht.
    Und dann schlug plötzlich ein mächtiger Blitz so nahe ein, daß der Knall selbst die Isolierung der Wände durchlief. Einige Dinge ereigneten sich nun gleichzeitig. Die ohrenbetäubende Entladung elektrischer Energie traf einen Baum südöstlich der Station, doch es wurde kein Baumwipfel gespalten, keine Flamme zuckte auf. Statt dessen trank die nackte Spitze des Sturmtreters den Blitz in sich hinein wie ein Kind, das Milch durch einen Strohhalm trinkt. Das mit Metall imprägnierte Holz erzitterte sichtbar unter dem Aufprall, wurde aber nicht beschädigt, weil sich die ungeheure Spannung des Blitzes in der erstaunlichen Innenstruktur des Baumes gleichmäßig verteilte. Einen kurzen Augenblick lang verstärkte sich die schwache Verteilung der Spannung, die der Baum gewöhnlich aufgebaut hatte, millionenfach. Unter normalen Umständen hätte das komplizierte Wurzelsystem des Sturmtreters die ganze Ladung in den Boden abgeleitet, damit Stickstoffoxide erzeugt und so den Boden der Umgebung angereichert. Aber diesmal zog etwas anderes die ganze Kraft der

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